Chicago Symphony Orchestra gastiert im Musikverein

Stardirigent Riccardo Muti sieht sich als Diener des Komponisten
Die viertägige Residenz unter Chefdirigent Riccardo Muti startet am Dienstag.

Seit Riccardo Muti vor einem Monat sein Amt als Musikdirektor des römischen Opernhauses zurückgelegt hat, werben die Direktoren der Mailänder Scala und der Wiener Staatsoper um seine Gunst - und um einen kleinen Teil seiner offenen Termine. Nun kommt der 73-jährige Italiener mit dem von ihm seit 2010 geleiteten Chicago Symphony Orchestra für eine viertägige Orchester-Residenz in den Musikverein.

Das Wien-Gastspiel steht am Ende der bereits fünften Europa-Tournee des CSO mit Muti, die das Orchester neben Luxemburg und Paris erstmals auch nach Warschau und Genf führte. Mit dem Philadelphia Orchestra hatte der charismatische Dirigent 1980-92 schon früher ein anderes der "Big Five" der großen US-Symphonieorchester geleitet, und später machte nach seinem Abgang von der Scala beinahe das New York Philharmonic das Rennen. Doch als ihm schließlich mehr als 60 Musiker des Chicago Symphony Orchestra Briefe schrieben, in denen sie ihn baten, ihr Musikdirektor zu werden, habe er sich für Chicago entschieden, erzählte Muti dem Fachmagazin Bühne.

"Ich habe mich in Chicago sofort wohl gefühlt. Der Michigansee erinnert mich an das Meer in Italien, und auch die Menschen geben mir das Gefühl, daheim zu sein", so Muti, der auch künstlerisch seine Entscheidung nie bereut hat: "Nicht nur meiner Meinung nach ist es das beste amerikanische Orchester."

Programm

In Wien spielt das CSO zunächst am Dienstag (28.10.) Tschaikowskijs "Sturm"-Fantasie, Strawinskys "Feuervogel"-Suite sowie die "Rheinische" Symphonie von Robert Schumann. Am Mittwoch folgen "Meeresstille und glückliche Fahrt" von Felix Mendelssohn Bartholdy, drei symphonische Skizzen von Claude Debussy sowie die 3. Symphonie Alexander Skrjabins.

Zwei Aufführungen des Verdi-Requiems beschließen am Samstag und Sonntag (1./2.11.) das Gastspiel. Der im orchestereigenem Label herausgebrachte Live-Mitschnitt von Requiem-Aufführungen in Chicago, der ersten Konzerte, die Muti im Jänner 2009 als designierter Chefdirigent des CSO geleitet hatte, konnte 2011 gleich zwei Grammys (Best Classical Album, Best Choral Performance) gewinnen.

Aber noch immer erinnert sich Muti an das Dirigat seines ersten Verdi-Requiems, als ob es gestern gewesen wäre: "Das erste Mal war 1972 in der Basilica San Lorenzo in Florenz, als ich beim Maggio Musicale Chef war, also: Verdi in der Kirche Brunelleschis, das Orchester zwischen den zwei Kanzeln Donatellos, hinten der Altar Verrocchios und in der Kapelle Michelangelos Medici-Grabmäler. Damals war ich wirklich stolz, in einem Land geboren zu sein, das so großartige Köpfe hervorgebracht hat", erzählt der Dirigent im Magazin der Gesellschaft der Musikfreunde. "Diese Atmosphäre habe ich nie wieder so gefühlt."

Link: www.musikverein.at

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