"Carousel" in der Volksoper: Ringelspiel mit Tiefgang

Volksoper
"Carousel" von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein an der Volksoper.

Eines muss man der Wiener Volksoper lassen. Unter der Direktion von Robert Meyer hat sich das Haus am Gürtel in den vergangenen Jahren eine absolute Kompetenz in Sachen klassisches Musical erarbeitet. Eine szenische wie musikalische Souveränität, die auch bei dem Broadway-Hit "Carousel" von Richard Rodgers (Musik) und Oscar Hammerstein II. (Buch) zum Tragen kommt.

Denn es ist alles andere als einfach, dieses auf Ferenc Molnárs Drama "Liliom" basierende Werk auf die Bühne zu bringen. Regisseur Henry Mason – er ist auch für die gute, deutschsprachige Fassung zuständig – und seinem Team gelingt das aber über weite Strecken sehr zwingend. In der geschmackvollen Ausstattung von Jan Meier (es gibt etwa ein Karussell, Meereslandschaften oder einen Sternenhimmel) kann sich die Geschichte rund um den Jahrmarktausrufer Billy Bigelow und "seiner" Julie Jordan gut entfalten. Denn Mason arbeitet mit wenigen Versatzstücken, erzählt Billys Tragödie – bei Molnár ist er ein Hutschenschleuderer – ohne übermäßigen Kitsch.

Dass dennoch hin und wieder ein bisschen Sand im Karussell-Getriebe steckt, ist dem Werk an sich geschuldet. Insgesamt eine kluge Umsetzung, die auch dank der Choreografie (Francesc Abós) in sich sehr stimmig ist.

Viel Sentiment

Ähnliches gilt für die musikalische Seite. Dirigent Joseph R. Olefirowicz und das spielfreudige Orchester (inklusive Chor) fühlen sich bei Rodgers hörbar wohl, setzen auf viel Tempo, Drive und die (hier auch notwendige) Prise Sentiment. Das "Play with Music" kann sich ungehindert entfalten. Die oft durchkomponierten Songs kommen überaus geschmeidig daher.

Als Billy Bigelow (vulgo: Liliom), der erst Julie erobert, sich dann in einen Raubüberfall hineinziehen lässt, darauf Selbstmord begeht und nach einem "himmlischen" Intermezzo noch einmal auf die Erde zurückkehren darf, kann Daniel Schmutzhard stimmlich bestehen. Darstellerisch macht er die Verlorenheit dieser Figur deutlich. Nur an der Chemie zwischen Billy und Julie (vokal verlässlich: Mara Mastalir) können beide Protagonisten noch arbeiten.

Ganz anders Johanna Arrouas, die sich als Carrie Pipperidge alles holt, die in Jeffrey Treganza ihren spießigen Enoch findet. Christian Graf ist ein cooler Gangster Jigger, Regula Rosin eine gute Mrs. Mullin, Nicolaus Hagg ein souveräner Bascombe, Atala Schöck eine nur solide Nettie und Robert Meyer ein köstlich-kauziger Sternwart. Großartig: Mila Schmidt als Billys Tochter Louise. Bleibt nur zu hoffen, dass sich dieses Karussell noch lange dreht.

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