Callas kehrt auf die Bühne zurück (und Juhnke spielt wieder Theater)
Maria Callas, die wahrscheinlich bedeutendste Opernsängerin der Geschichte, sah bei ihrem jüngsten Auftritt etwas blass aus, vermerkte die New York Times. Was verständlich ist: Schließlich ist sie seit 1977 tot.
Dennoch war Callas im Jänner live in New York auf der Bühne zu erleben: Als jüngster Weltstar, der als Hologramm wieder zum Leben erweckt wurde. Und so wieder für Einnahmen sorgen soll. Tupac Shakur, Whitney Houston, Michael Jackson und, ja, Elvis Presley – viele Stars der Populärkultur sind schon als voll bewegliche Lichterscheinung zurückgekommen. Die basieren auf einem alten Theatertrick, bei denen ein Bild über die Decke nach vorne auf eine Folie projiziert wird. Können aber, dank moderner Rechenpower im Hintergrund, weit mehr als bloße Filmprojektionen: Sie sollen auch Publikumswünsche entgegennehmen können und auch sonst mehr wie ein echter Mensch wirken, als man denken sollte.
Auch im Filmbereich ist es nicht mehr selten, dass tote Schauspieler mitagieren.
Jetzt aber werfen die Macher derartiger Künstlerabbilder den Blick zunehmend auf die Hochkultur.
Was, wie die New York Times süffisant anmerkt, nicht ganz falsch ist: So sei das Klassik- und Theaterpublikum an und für sich schon vom größeren Wert der Vergangenheit überzeugt, die aktuellen Sänger müssen sich immer dem Vergleich mit einer Vergangenheit stellen, gegen die sie nicht gewinnen können. Und der Eifer, mit dem manch extremer Opernfreund seltene Aufnahmen und einstige Opernmomente sucht, ist nicht so weit weg von Nekrophilie, schrieb die Zeitung.
Juhnke in Berlin
Jedenfalls: Im Mai geht "Callas", von Tokio aus startend, auf Tournee. Noch davor, im März, wird in Berlin ein anderer großer Entertainer wieder auf der Bühne stehen: Harald Juhnke, 2005 gestorben, spielt wieder Theater. Auf dem Programmzettel von "Der Entertainer" steht "mit Peter Lohmeyer, Harald Juhnke", obwohl nur einer der beiden lebt. Juhnke wird aus alten TV-Show-Materialien berechnet – und soll mit Lohmeyer interagieren.
So komplex wie die Diskussion darüber, ob derartige technologische Zaubertricks nun toll oder gruselig sind, scheinen die finanziellen Versprechungen, die sich die Veranstalter dadurch machen. Und auch die rechtlichen Fragen, die dranhängen. Man sei mit Juhnkes Witwe "im Gespräch", sagt der Veranstalter. International gibt es dazu schon große Rechtsstreits: So wollen die Erben von Bruce Lee etwa viel Geld dafür sehen, wenn der Kampfsportler wieder in einem Film mitspielt.
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