Bryan Ferry in Wien: Anfangs lau, dann fulminant

Der 71-jährige Brite Bryan Ferry spielte in Wien 27 Songs.
Der ehemalige Roxy-Music-Sänger ließ keinen Hit der Band aus.

Viel gesagt hat Bryan Ferry nicht. Der ehemalige Roxy-Music-Star konzentrierte sich bei seinem Wien-Konzert Dienstagabend ganz auf das Musikmachen: 26 Songs hatte der Brite, der als Inbegriff des coolen, eleganten Gentlemans gilt, in die Stadthalle F mitgebracht. Und dann noch spontan und ungeplant „Editions Of You“ draufgelegt, weil es gerade wirklich ein spezieller Moment war.

Dabei hatte es anfangs gar nicht so ausgesehen, als würde das Konzert großen Eindruck hinterlassen können. Ferry und die hervorragende Band spielten sich durch ein Programm, das von Anfang an stark auf Songs von Roxy Music setzte und Perlen wie „In Every Dream Home A Heartache“ oder „Bitter Sweet“ in Erinnerung rief. Dazwischen gab es mit „Slave To Love“ und „Bête Noire“ auch Songs aus Ferrys Solo-Karriere. Alles durchwegs feinste, anspruchsvolle Musik, die von der neunköpfigen Band auch perfekt interpretiert wurde. Immer wieder kam Jorja Chalmers nach vorne, um an Saxofon oder der Oboe zu solieren. Auch Gitarrist Chris Spedding und alle anderen bekamen viel Raum, um ihr spielerisches Können zu zeigen.

Trotzdem dauerte es lange, bis der Funke übersprang. Einen ersten Ansatz gab es bei „Out Of The Blue“, als Geigerin Lucy Wilkins mit ihrem Solo etwas Feuer in das bis dahin matte Spiel brachte. Auch der 71-jährige Ferry hörte sich zwar stimmlich kaum gealtert an, wirkte aber anfangs so, als würde er mehr arbeiten als sich amüsieren.

Erst nachdem er beim Instrumental „Tara“ von der Bühne gegangen war und dann nach rund der Hälfe der Show wieder kam, steigerte sich plötzlich die Spannung in der Musik. Nicht wenige der 2000 Konzertbesucher standen auf, füllten den weiten Raum zwischen Bühne und erster Sitzreihe und durchbrachen so mit der physischen Distanz auch die emotionale. Auf einmal hatte auch Ferry sichtlich Spaß am Singen. Eigentlich erstaunlich. Denn da war er schon beim Schlussteil und all den großen Roxy-Music-Hits wie „Love Is The Drug“, „Do The Strand“ und „Virginia Plain“ angelangt. Die muss er schon so unendlich oft gesungen haben, dass man meinen könnte, sie wären ihm längst langweilig geworden. Aber - zumindest in Wien - haben sie ihn offenbar mehr inspiriert als jüngere, frischere Songs. Weshalb das anfangs laue Konzert dann doch noch ein fulminantes Finale fand.

KURIER-Wertung:

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