„Brigitte starb an gebrochenem Herzen“

Brigitte Neumeister bei "Willkommen Österreich" 2010
Brigitte Neumeister gestorben: Die Volksschauspielerin und wienerischste aller Hausmeisterinnen wurde 69 Jahre alt.

I bin die Hausmeisterin, und die Zehnerstiege untersteht mir“ – mit ihrem ersten Auftritt als resolute Hausmeisterin Turecek in der ORF-Serie „Kaisermühlen-Blues“ wurde Brigitte Neumeister 1992 dem heimischen TV-Publikum bekannt.

Den Theaterkennern war die aus einer bürgerlichen Familie stammende Perchtoldsdorferin längst ein Begriff: Mit 17 hatte sie am Staatstheater in Saarbrücken debütiert, sie spielte u. a. am Raimundtheater und dem Volkstheater Wien. Künstlerisch war sie eine Allrounderin, bot Soloprogramme für Literatur, kabarettistische Lesungen und Gesangsdarbietungen. 2011 übernahm sie im Musical „Sister Act“ in Wien die Rolle der Mutter Oberin.

„Brigitte starb an gebrochenem Herzen“
Auch als Autorin erprobte sich Neumeister. Von ihr erschienen 1998 die Autobiografie "Rampenlicht Blues", 2000 "Professionisten Blues" sowie der Roman "Der Feueropal" (Seifert). Neumeister war Trägerin des Goldenen Verdienstkreuzes und Godenen Ehrenzeichens der Stadt Wien, des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst und führte den Berufstitel "Professorin".

Wie erst jetzt aus dem engsten Freundeskreis bekannt wurde, starb Neumeister bereits in der Nacht auf Donnerstag der Vorwoche in ihrer Wiener Wohnung. Wie friedlich eingeschlafen, wurde sie am Fuße einer Treppe gefunden. Damit folgte sie im Alter von 69 Jahren ihrem Mann und Manager Felix Rotholz, den sie 1968 in der Wiener Eden Bar kennengelernt hatte, nur zwei Jahre nach dessen Tod.

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Man kannte sie nur zu zweit. 43 Jahre lang. Man sprach vom Altmeister und seiner Neumeister. 1968 hatten sie einander in der „Eden“ kennengelernt und nie wieder losgelassen. 2011 starb Felix Rothholz, der Altmeister. Nun folgte ihm die Neumeister, wie er seine vergötterte Brigitte stets nannte. Die Volksschauspielerin und ORF-Serienheldin starb vor bereits fünf Tagen in ihrer Wiener Wohnung auf der Mariahilfer Straße. Es gibt keine Anzeichen für Selbstmord oder gar Fremdverschulden. Die ungewöhnlich lange Geheimhaltung ihres Todes geschah aus Rücksicht auf ihren Stiefsohn, der erst am Sonntagabend aus dem Urlaub zurückkehrte und nicht via Medien informiert werden sollte.

Wegbegleiter sind einig: „Brigitte starb an gebrochenem Herzen“, so Wolfgang Böck (60), der acht Jahre „Kaisermühlen-Blues“, drei humoristische Programme und den Geburtstag mit ihr teilt. Am 14. Jänner wäre sie 70 geworden.

Auch Marianne Mendt (68), die Gitti Schimek neben der Frau Turecek in Ernst Hinterbergers Erfolgsformat, sagt: „Ohne Felix war sie nur noch ein Schatten. Ich saß am Tag vor ihrem Tod neben ihr bei der Palazzo-Premiere. Sie lachte, aber es war ihr nicht zum Lachen ...“ Reinhard Nowak (49), ihr TV-Sohn (in „Die Lottosieger“) glaubt: „Sie starb schon viel früher – Felix fehlte ihr als Lebensmensch und als Überlebensmensch.“

Brigitte Neumeister wurde am 12. Jänner 1944 als Tochter eines Friseurs in Perchtoldsdorf bei Wien geboren. Nach dem Selbstmord des Vaters zog sie 1952 zu den Großeltern nach Wien-Hernals, wo sie ihre weitere Kindheit und Jugend verbrachte. Ihr erstes Engagement am Staatstheater Saarbrücken erhielt sie 1964. Drei Jahre später übersiedelte sie wieder in ihre Heimatstadt und gehörte bis 1989 dem Ensemble des Theaters in der Josefstadt an. Dort spielte sie unter anderem die Mascha in Tschechows "Die Möwe", die Lucette in "Klotz am Bein" von Feydeau, die Agathe in "Der Schwierige" von Hofmannsthal und die Adele Natter in Schnitzlers "Das weite Land".

Nach dem Wechsel Boy Goberts in die Josefstadt-Direktion erhielt Neumeister aber kaum noch Rollen an ihrem Stammhaus, auch unter Otto Schenk und Robert Jungbluth scheiterte eine Rückkehr. 1989 wechselte sie an das Wiener Volkstheater, wo sie seit 1994 Ensemblemitglied war. Zu den größten Erfolgen dieser Zeit zählten die Mrs. Peachum in der "Dreigroschenoper" von Brecht/Weill, Mephisto in "Faust" - den sie als erste Frau im deutschsprachigen Raum verkörperte - sowie die Frau Muskat in "Liliom".

Fernsehen

Im Fernsehen wurde Neumeister unter anderem als "Prostituierte vom Dienst" in zahlreichen Fernsehproduktionen von Fritz Eckhardt bekannt. Den nationalen Durchbruch schaffte sie aber als Hausmeisterin und Schnitzelwirtin Leopoldine Turecek alias "Mausi-Maus" in der ORF-Serie "Kaisermühlen-Blues", in der sie einen leicht beschränkten Bezirksrat (Peter Fröhlich) bezirzt. In der Serie "Die Lottosieger" spielte Neumeister an der Seite von Reinhard Nowak oder Alexander Pschill die Oma Kriemhild der Gemeindebaufamilie Deschek, die mit ihrem Lottogewinn fertig werden muss.

In Österreich gastierte Brigitte Neumeister indes auch am Raimund Theater in Wien, beim Carinthischen Sommer in Ossiach und am Stadttheater Klagenfurt. Auslandsengagements führten sie nach Deutschland und in die Schweiz. Außerordentlich erfolgreich waren Tourneen der Entertainerin mit literarischen und musikalischen Showprogrammen in Israel, Paris, Budapest, Brüssel, Warschau, Krakau und in den USA.

Auch als Autorin hatte sich Neumeister erprobt. Von ihr erschienen 1998 die Autobiografie "Rampenlicht Blues", 2000 "Professionisten Blues" sowie der Roman "Der Feueropal" (Seifert). Neumeister war Trägerin des Goldenen Verdienstkreuzes, des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Wien sowie des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst und führte den Berufstitel "Professorin".

(APA)

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