"Bridget Jones’ Baby": Vegane Kondome mit Ablaufdatum sorgen für Nachwuchs

Renée Zellweger in ihrer Paraderolle als Bridget Jones mit Colin Firth (li.) und Patrick Dempsey
Renée Zellweger kehrt in ihre Paraderolle zurück und sieht dabei nur ein wenig älter aus.

Seit ihrem letzten Auftritt in " Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns" sind zwölf Jahre vergangen. Bridget Jones hat ihre vermeintlich überflüssigen Kilos abgeworfen. Sie hat ihre Karriere als Fernseh-Produzentin im Griff.

Und sie ist wieder Single.

Beste Drehbuch-Voraussetzungen für Renée Zellweger, nach sechs Jahren Leinwandabstinenz zu ihrer Paraderolle der tollpatschigen Blondine zurückzukehren und ihren Geburtstag allein auf der Couch zu verbringen. Melancholisch blickt sie auf die Kerze, die in ihrem einsamen Muffin steckt und sieht dabei ziemlich nach sich selbst aus – nur ein wenig älter (ein Umstand, der insofern erwähnenswert ist, als es zu hämischen medialen Auseinandersetzungen darüber gekommen war, ob Zellweger ihr Gesicht operieren hatte lassen oder nicht; sie selbst streitet es ab).

Warum es dann doch wieder zur Gewichtszunahme kommt, spoilert bereits der Titel. Bridget bekommt ein Baby. Offen bleibt nur die Frage: Von wem?

Denn Bridgets erotisches Niemandsland weicht plötzlich dem sexuellen Overkill. Während des Besuches eines Musikfestivals wälzt sie sich zuerst gewohnt patschert im Schlamm, ehe ihr ein aufmerksamer Amerikaner zu Hilfe eilt und letztlich mit einem One-Night-Stand belohnt wird. Den reichen Strahlemann spielt Patrick Dempsey (aus "Grey’s Anatomy" ) und übertreibt es fast ein wenig mit seinem Aftershave-Lächeln.

Zahnweh

Dagegen wirkt Colin Firth als Bridgets bekümmerter Ex-Lover Mark Darcy so, als würde er latent an Zahnweh leiden. Auch er kommt als Vater in Betracht. Anlässlich einer Taufe waren sich Bridget und er betrunken in die Arme gesunken. Bei beiden Affären wurde vergessen, das Ablaufdatum der veganen Kondome zu beachten.

Die besseren Witze von "Bridget Jones’ Baby" entstehen in alter Screwball-Manier aus der Situationskomik – etwa, wenn Emma Thompson als strenge Gynäkologin über Bridgets "hohes" Mutteralter lästert (43) oder sich die beiden potenziellen Väter beim Schwangerschaftsturnen als schwules Paar mit Leihmutter ausgeben.

Dazwischen gibt es allerdings auch viel Romantik-Kitsch zu durchleiden. Dazu gehören auch Bridgets sentimentale "Ich werde dir eine gute Mutter sein"-Versprechungen an ihren wachsenden Babybauch.

INFO: IL/GB/F/ USA 2016. 123 Min. Von Sharon Maguiere. Mit Renée Zellweger, Colin Firth, Patrick Dempsey.

KURIER-Wertung:

Die erste Stunde verläuft noch ziemlich vielversprechend: Ein leicht autistisches Mathematik-Genie, vergleichbar mit Dustin Hoffman in "Rain Man", arbeitet als Buchhalter für Verbrecherorganisationen. Gleichzeitig kann er nicht nur rechnen wie "Rain Man", sondern auch kämpfen wie Jason Bourne: Ansatzlos mäht er schwer bewaffnete Security-Männern nieder und ist auch im Nahkampf unbesiegbar. Um Stress abzubauen, bestraft er sich in seinem Schlafzimmer mit brüllender Heavy-Metal-Musik und stechendem Stroboskop-Licht, dazu malträtiert er seine Schienbeine mit einem Stock. Und schließlich hat er auch noch ein Faible für Kunst. All diese obskuren Eigenschaften vereinigt Ben "das Kinn" Affleck als "The Accountant": Er ist der undurchsichtige Nerd-Profi, der bald von mehreren Parteien gejagt wird. Zusätzlich muss er eine junge Kollegin, gespielt von der winzigen Anna Kendrick, die Affleck kaum zur Schulter reicht, beschützen. Was allerdings mit rätselhafter Spannung anfängt, zerfranst sich zunehmend in konfusen Erzählsträngen zwischen düsterem Psycho-Drama, Thriller und Action-Showdown.

INFO: USA 2016. 128 Min. Von Gavin O’Connor. Mit Ben Affleck, Anna Kendrick, J. K. Simmons.

KURIER-Wertung:

"Bridget Jones’ Baby": Vegane Kondome mit Ablaufdatum sorgen für Nachwuchs
Ben Affleck als Mathe-Genie, Anna Kendrick als sein Schützling

Von wegen Vorurteil. Neger wird man wohl noch sagen dürfen. Für Primus, einen norwegischen Pleite-Geschäftsmann, sind alle Flüchtlinge Neger, der Einfachheit halber. Ohnehin ist sein Interesse an Flüchtlingen sehr eingeschränkt: Sie sollen in sein desolates Hotel einziehen, dort die Zimmer gratis renovieren – und wenn alles fertig ist, will Primus die staatliche Unterstützung für die Führung seines Asylantenheims einstreifen.

Geschäftsmodell "Flüchtling": Guter Plan, der allerdings nicht ganz aufgeht. Die Neuankömmlinge erweisen sich als renitenter als vorhergesehen. Die einen verlangen eine PlayStation, die anderen weigern sich, mit einer feindlichen Religion das Zimmer zu teilen. Sunniten links, Schiiten rechts. Primus zerschneidet mit der Motorsäge hart gefrorene Brotlaibe und ist bald restlos überfordert.

Dank seines unterkühlten Humors vermeidet Regisseur Rune Denstad Langlo die Verniedlichung seiner Figuren. Stattdessen blitzt unterhaltsamer Realismus jenseits der Culture-Clash-Wohlfühlkomödie auf. Die Literaturangebote der Gemeindebeamtin werden seitens der Asylanten abgelehnt: Flachbildschirme wären ihnen lieber, danke. Umgekehrt üben somalische Frauen im Norwegisch-Kurs Sätze wie "Ich bin Börsenmakler."

Insgesamt aber liegt das Interesse der Erzählung fast ausschließlich bei der norwegischen Hauptfigur. Die Erziehung seines Herzens steht im Mittelpunkt, nicht das Schicksal der Flüchtlinge. Deren Lebensgeschichten erhalten nur vereinzelt – etwa im Fall des netten Abedi aus Eritrea – ein wenig Profil.

Immerhin: Am Ende trifft Primus eine Entscheidung, die er am Anfang nicht getroffen hätte. Von wegen Vorurteil. Man lernt ja dazu.

INFO: NOR 2016. 90 Min. Von Rune Denstad Langlo. Mit Anders Baasmo Christiansen, Slimane Dazi.

KURIER-Wertung:

"Bridget Jones’ Baby": Vegane Kondome mit Ablaufdatum sorgen für Nachwuchs
Pleite-Hotelier will mit Flüchlingen gutes Geschäft machen: "Welcome to Norway"

Bei einem 3-D-Film hat man hat immer das Gefühl, mit einer Sonnenbrille im Kino zu sitzen, weil die fürs plastische Sehen nötigen Gläser auch den Blick verdunkeln. Im neuesten Werk der "Shrek"-Erfinder ist dieser Effekt allerdings von Vorteil, denn sie treiben’s bunt, diese "Trolls". Knallbunt! Im Reich der neonfarbigen Nerds herrscht jedenfalls beste Partylaune. Es wird gesungen und getanzt, und Justin Timberlake serviert dazu als Soundtrack-Lieferant die passenden poppigen Ohrenschmäuse. Alles ist gut – bis eines Tages in den umliegenden Bergen die Troll-Wut ausbricht: Übellaunige Monster wollen über den bunten Haufen herfallen und ihren Speisezettel durch Troll-Gerichte erweitern. Die Troll-Queen muss daher ihr sicheres Königreich verlassen und sich zusammen mit dem grantigen Branch – dem Timberlake die Sing-Stimme leiht – auf Rettungsmission begeben. Die Handlung wird musikalisch aber nicht nur durch Neukompositionen vorangetrieben, sondern auch durch Songs von Cindy Laupers "True Colors" bis zu Simon & Garfunkels "The Sound of Silence".

Text: Gabriele Flossmann

INFO: USA 2016. 93 Min. Von Mike Mitchell und Walt Dohrn. Stimmen: Lena Meyer-Landrut, Mark Forster.

KURIER-Wertung:

"Bridget Jones’ Baby": Vegane Kondome mit Ablaufdatum sorgen für Nachwuchs
Knallbunte, poppige Animation von den „Shrek“-Machern: „Trolls“

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