"Brautalarm": Das große Kotzen in Weiß

"Brautalarm": Das große Kotzen in Weiß
Filmstarts: "Brautalarm" ist die gelungenste Komödie des Jahres + Herrlich altmodischer Gruselfilm "Insidious" + Happy Ends in "Das Rotkäppchen-Ultimatum"

Mit viel Mutterwitz, nein: Jungfernwitz ist der Überraschungs-Hit "Brautalarm" die bisher gelungenste Komödie des Jahres.

Die Geschichte ist überschaubar, man muss es zugeben: Es geht um Hochzeit, die Wahl der Brautjungfern ("Bridesmaids" ist auch der Originaltitel des Films) und die damit verbundenen Rituale wie Kleiderwahl, Polterabend, Partys. Zugegeben, das klingt nicht gerade nach einem besonders emanzipierten Thema. Und noch zugegebener: MICH (als Frau) interessiert dieses Thema überhaupt nicht. Bis vor dem Film.
Denn in "Brautalarm" geht es glücklicherweise nur oberflächlich um Hochzeit und damit verbundene Männer. Hier verhandelt man lieber Frauenfreundschaft als die ewigen Männerromanzen.

Und das haben wir - wie könnte es anders sein? - Frauen zu verdanken. Dabei ist das Leben für Komikerinnen im Hollywood von heute nicht besonders witzig.

Lustige Frauen in Hollywoodfilmen

Wie lustig dürfen Frauen im Hollywoodfilm sein?, lautet auch eine Debatte, die im Moment in den USA geführt wird und beruht auf der Tatsache, dass Filme mit Komikerinnen in Hollywood mit weniger Budgets ausgestattet sind als jene mit männlichen Kollegen. Lautet doch die heimliche Industrie-Formel: Männer entscheiden über den Kinofilm, Frauen über das TV-Programm. (Dort gibt es ja erfolgreiche Frauen-Serien wie "Sex and the City" schon länger.) Im Kino hingegen handeln Blockbuster-Komödien wie "Hangover" meist von Männern oder von Frauen, die sich um eine männliche Hauptfigur rekeln und ranken müssen: Es sind Bubenkomödien für Buben.

Nun, "Brautalarm" ist sowas wie die großartige (noch dazu großartig erfolgreiche) Gegenoffensive dazu: ein Frauenfilm für Freundinnen. Zwar wurde die US-Komödie ausgerechnet von Judd Apatow, King des Bubenlustspiels produziert und auch von einem sichtlich fernsehgeschulten Mann (David Feig) inszeniert, aber ...

... jetzt kommt das Aber: Sie wurde von zwei Frauen aus "Saturday Night Live" geschrieben. Annie Mumoli und Kristen Wiig. Letztere ist auch grandiose Hauptdarstellerin (Wird sie je wieder so gut sein können? Ach, wir hoffen es). Schon die Sexszene zur Eröffnung des Films ist - aus Frauensicht - ehrlicher als man es zuletzt in Hollywood-Filmen gesehen hat. Die beiden Hauptfiguren (eine Braut, eine Brautjungfer) sind ambivalente Charaktere, die Angst vor Bindungen haben. Und inmitten eines umwerfenden Frauenensembles spielen sie alles sogenannt Männliche und mehr mit weiblicher Komik: Furz-Witze, Betrunkenen-Slapstick oder das großen Kotzen (und Scheißen) in der ganz weißen Hochzeitskleider-Boutique.

Zugegeben, es gibt auch feministische Minuspunkte:
Etwa, dass die wahre Leidenschaft der Hauptfigur Torten backen ist. Dass die gewollt Lustige der Runde wie immer die Dicke ist. Und tja, dass Bub und Mädchen immer noch in den Sonnenuntergang fahren. Aber feministisch oder nicht? Man hat ohnehin kaum Zeit, darüber nachzudenken. Man ist viel zu sehr mit Lachen beschäftigt. - Veronika Franz

INFO: KOMÖDIE, USA 2011. 125 Min. Von David Feig. Mit Kristen Wiig, Rose Byrne.

KURIER-Wertung: ***** von *****

"Insidious" - Die Gespenster der Familie

Es gibt keinen Zweifel, dass das Übersinnliche existiert. Die Frage ist nur: Kann man es in einem Babyfonhören? Man kann. Vor allem, wenn der Regisseur James Wan heißt, dessen Begabung zum Grusel man sich einfach nicht entziehen kann. Sein neuer Film "Insidious" (was so viel wie heimtückisch bedeutet) ist im besten Sinn des Wortes: altmodisch. Ein herrlich altmodischer Spukhaus-Gruselfilm.

Das ist umso erstaunlicher, als der Regisseur kein geringer als der "Saw"-Erfinder ist, der hier einen klassisch modernen Genrefilm in der Tradition von "Poltergeist" und "Amtyville Horror" vorlegt. Die Hauptrollen darin spielen: quietschende Türen, dunkle Dachböden, unheimliche Geräusche aus dem Babyfon, kratzige Schallplatten, Geister im Schaukelstuhl, ein (verlorenes) Kind im Koma und Gespenster, die einer Familie so innewohnen. - V.F.

INFO: GRUSELFILM , USA 2010. 102 Min. Von James Wan. Mit Patrick Wilson, Rose Byrne.

KURIER-Wertung: **** von *****

"Das Rotkäppchen-Ultimatum 3-D" - Der Drang zum ewigen Happy End

Jedes Märchen hat ein Happy End. Dafür sorgt man in der HEA - der Happy Ending Agentur, wo auch Red und ihre Großmutter arbeiten.

Bei dem Versuch, Hänsel und Gretel aus dem Lebkuchenhaus zu befreien, wird Letztere aber selbst gefangen genommen. Red versucht nun, gemeinsam mit dem ganz zahmen Wolf und dem hyperaktiven Eichhörnchen Twitchy, die Oma aus den Fängen der bösen Hexe zu befreien. Ein rasanter Märchenspaß inklusive Rotkäppchen 2.0 für die ganze Familie.
- Ch. Prömer

INFO: ZEICHENTRICK, USA 2011. 86 Min. Von Mike Disa.

KURIER-Wertung: *** von *****

"Nichts zu verzollen" - Der Camembert ist ein Mensch

Er, der Belgier, nennt ihn, den Franzosen nur abfällig: Le Camembert, den Käse. Sie ahnen schon. Dany Boon ("Willkommen bei den Sch'tis") hat wieder eine Komödie zur Vorurteilsfreiheit gemacht. Diesmal tobt der Kleinkrieg zwischen zwei Zöllnern in einem Kaff an der französisch-belgischen Grenze. Und es ist mehr als grenzwertig, wie die zwei Kollegen regelmäßig aneinandergeraten:

Der Franzose Mathias Ducatel (Dany Boon) und der Belgier Ruben Vandevoorde (Benoit Poelvoorde). Um Drogenschmuggler zu finden, müssen sie dann doch zusammenarbeiten. Auch wenn die Masche die alte ist wie bei den legendär lustigen Sch'tis: Auch "Nichts zu verzollen" funktioniert und ist zweifellos der lustigste Film, der je über Schengen gedreht wurde: 1993 (in dieser Zeit spielt der Film) ließ ja das gleichnamige Abkommen (der Grenzfreiheit) viele Zollbeamte um ihre Jobs fürchten. - V.F.

INFO: KOMÖDIE, F 2010. 108 Min. Von und mit Dany Boon.

KURIER-Wertung: **** von *****

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