Böhse Onkelz: Die selbsternannten Außenseiter auf Rekordtour

Böhse Onkelz: Die selbsternannten Außenseiter auf Rekordtour
Rockband feierte am Freitag das erste von vier gigantischen Konzerten vor 100.000 Menschen.

Das heute Abend ist groß", sagt Bassist Stephan Weidner noch zu Anfang des Konzerts. Groß ist beim Konzert der Böhsen Onkelz am Hockenheimring alles: die Masse der Fans, ihr Zusammenhalt und die Stimmung. Eigentlich musste Sänger Kevin Russell am Freitag kaum ein Wort singen - das übernehmen die Onkelz-Anhänger, von denen rund 100.000 zum ersten Abend der Auftrittsserie gekommen waren.

Zwei Wochenenden lang will die Band am Hockenheimring unter dem Motto "Böhse für's Leben" rocken: Insgesamt sollen bis zum letzten von vier Auftritten am 27. Juni rund 350.000 Fans kommen. Der Mythos von den ewig missverstandenen Außenseitern, hat die eingeschworene Fangemeinschaft über die Jahre stetig anwachsen lassen.

Wir-Gefühl

Der ausverkaufte erste Abend gibt einen Vorgeschmack auf die Dimensionen, in denen sich die 1980 gegründetete Band inzwischen bewegt. Nachdem die Onkelz im vergangenen Jahr hier ihr Comeback nach fast zehn Jahren Funkstille gefeiert hatten, wollen sie das nun toppen - wohl mit Erfolg.

Immer wieder schallt es aus den Rängen: "Oh, wie ist das schön." Die Band zeigt sich ergriffen angesichts der Hingabe der Massen. "Wir empfinden das als großes Geschenk und danken euch dafür", sagt Weidner, der praktisch alle Ansagen macht. Lange hält sich die Band aber selten mit gesprochenen Worten auf. Die Texte der harten Rock-Songs sprechen für sich selbst. Wie schafft es eine Band, nach 35 Jahren immer noch so viele Menschen zu mobilisieren?

Für oder gegen uns

Böhse Onkelz: Die selbsternannten Außenseiter auf Rekordtour
epa04809619 The Bassist Stephan Weidner of the band Boehse Onkelz during their concert in Hockenheim, Germany, 19 June 2015. Some 100,000 spectators attended the first of four concerts by Hardrock-Band Böhse Onkelz at Hockenheimring. EPA/Daniel Naupold
"Die Onkelz sind das, was wir gemeinsam sind", formuliert es Weidner. "Das Geheimnis ist die Fan-Bindung", sagt Marcus S. Kleiner, Professor für Medienmanagement an der Hochschule Macromedia Stuttgart. Weil ihre Anhänger diese Bindung auch als authentisch empfänden, komme eine starke Identifikation mit den Musikern zustande - mittlerweile über Generationen hinweg. "Die Onkelz kreieren einen Kosmos von Werten, Normen, Image und Style und führen einen permanenten Dialog mit den Fans".

Problematisch sei bei diesem Zusammenhalt, dass die Gesellschaft häufig in schwarz und weiß eingeteilt werde: gegen oder für uns. "Die Band ist eine Dauer-Kontroverse in der deutschen Musikszene", sagt Pop-Experte Kleiner. 25 Jahre lang hatten sie bis zu ihrer vorläufigen Trennung 2005 Hits gelandet, provoziert und Schlagzeilen gemacht. Fast 20 Alben sind bisher erschienen. Von anfänglichen rechten Tendenzen hat sich die Band immer wieder distanziert.

Vor der Kulisse der Rennstrecke in Hockenheim fahren die Böhsen Onkelz eine beeindruckende Show auf - zwei Dutzend Leinwände zeigen die vier Musiker, die auf der riesigen Bühne fast verloren wirken. Mit Einbruch der Dunkelheit kommen Laser und Pyrotechnik dazu. Mehr als drei Stunden lang spielen sie - "Buch der Erinnerung", "Gehasst, verdammt, vergöttert", "Nichts ist für die Ewigkeit" und schließlich das von Anfang an lautstark eingeforderte "Mexico", das mit einem massiven Feuerwerk endet.

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