Bester Schweizer Film: "Giochi d'estate"

Bester Schweizer Film: "Giochi d'estate"
Einen etwas überraschenden Gewinner gab es bei der Verleihung des Schweizer Filmpreises. Der Siegerfilm "Giochi d'estate" hat Gewalt in der Familie zum Thema.

"Giochi d`estate" heißt der etwas überraschende Sieger der diesjährigen Verleihung des Schweizer Filmpreises Quartz. Das Familiendrama von Rolando Colla wurde am Samstagabend in Luzern zum besten Schweizer Film 2012 gekürt und holte zudem die Preise in den Kategorien Drehbuch und Kamera.

"Vol spécial" von Fernand Melgar, der als Favorit auf den Quartz bei den Dokstreifen gehandelt worden war, erhielt den entsprechenden Preis. "Ich konnte mit diesem Film keine Tür öffnen, aber immerhin ein kleines Fenster in unserer Demokratie", sagte Melgar.

Der bereits mehrfach preisgekrönte Dokfilm handelt vom Alltag in einem Genfer Ausschaffungsgefängnis. Melgar gedachte in seiner Dankesrede im Luzerner KKL des Nigerianers, der im März vor zwei Jahren bei einer versuchten Ausschaffung in Zürich ums Leben kam.

Rolando Collo dankte der Schweizer Filmakademie für die Würdigung seiner Arbeit. Das Drama "Giochi d`estate", das Gewalt in der Familie thematisiert, ist ein zweifellos verdienter Sieger, auch wenn der mehrfach preisgekrönte Streifen weit weniger Publikum in die Kinos locken konnte als seine Mitbewerber "Der Verdingbub" und "Eine wen iig, dr Dällebach Kari".

Favoritenfilme konnten sich nicht durchsetzen

Die beiden favorisierten Filme, die mit jeweils sechs Nominationen ins Rennen gestiegen waren, mussten sich mit Preisen in den Darstellerkategorien bescheiden. Der Quartz für den besten Hauptdarsteller ging an Max Hubacher ("Verdingbub").

Der 18-Jährige setzte sich gegen Nils Althaus ("Dällebach Kari") und Saladin Dellers ("Silberwald") durch. Hubacher bedankte sich nicht nur bei der Crew seines aktuellen Films, sondern erwähnte insbesondere auch die Macher des Streifens "Stationspiraten", mit dem er 2010 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden war.

Zur besten Hauptdarstellerin kürten die rund 250 Mitglieder der Schweizer Filmakademie die Tessinerin Carla Juri ("Dällebach Kari"), die neben Lisa Brand ("Verdingbub") und der im Jänner 2011 verstorbenen Stephanie Glaser ("Motel") nominiert war. Bei den Nebendarstellern wurde Stefan Kurt für seine Rolle als gewalttätiger Bauer Bösiger in "Der Verdingbub" ausgezeichnet.

Bester Kurzfilm wurde "Du & Ich" von Esen Isik. Peter Bräker, Balz Bachmann und George Vaine gewannen einen Quartz für ihre Musik zum Dokfilm "Day Is Done". Der Spezialpreis der Filmakademie ging an den Cutter Gion-Reto Killias. Ivo Kummer, der Filmchef beim Bundesamt für Kultur (BAK), würdigte das Schaffen von Regisseur Rolf Lyssy, der den Ehrenquartz erhielt.

Die Quartz-Feier, die bereits am frühen Abend begann, ging dieses Jahr eher geschäftsmäßig über die Bühne. Für Charme oder Humor blieb kaum Platz. Dass der Veranstaltung die Provinzialisierung droht, zeigte sich auch daran, dass einer der Preisträger sich auf Schweizerdeutsch ans Publikum wandte.

Die Feier fand zum vierten Mal in diesem Rahmen im KKL (Kultur-und Kongresszentrum Luzern) statt, für den Schweizer Filmpreis war es die 15. Ausgabe. Ab 2013 übernimmt der Bund die volle Verantwortung für die Organisation des Schweizer Filmpreises, die SRG SSR bleibt mit reduziertem Engagement mit an Bord.

Wo die glamouröse Feier künftig stattfinden wird, ist offen. Drei Kandidaturen sind noch im Rennen. Es sind dies ein Projekt der Stadt Bern, ein gemeinsames Projekt Genfs und Zürichs sowie eine Kandidatur der Städte Lausanne und Luzern.

Im Falle der gemeinsamen Kandidaturen würde die Gala zwischen den beteiligten Städten und Sprachräumen hin- und herwechseln. Den Entscheid über das Siegerprojekt wird das BAK voraussichtlich Ende März bekanntgeben.

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