Berlinale-Blog: Jud süß-sauer

Berlinale-Blog: Jud süß-sauer
Tag 5: Nach dem 15. Problemfilm tut ein Ausflug zur Comedy richtig gut.

Im Wettbewerb der Berlinale ist heuer ein Thema bestimmend: Das Gefängnis. Fast jeder zweite Film scheint in irgendeiner Form damit zu tun haben. Dass man da auch als Besucher nicht viel zu lachen hat, dass Tristesse überwiegt, ist klar.
Also beschloss ich, mir zur Abwechslung bzw. Ergänzung eine Premiere im Quatsch Comedy Club anzuschauen, dem Kellertheater des großen Friedrichstadtpalastes. Auf der Bühne: Oliver Polak mit seinem neuen Programm "Jud süß-sauer".
Polak ist auch in Österreich kein Unbekannter: Sein Buch "Ich bin Jude - Ich darf das" verkaufte sich gut, zuletzt feierte er Erfolge im Wiener Rabenhoftheater.
Der Titel "Jud süß-sauer" spielt natürlich mit dem bekannten "Jud Süß"-Thema, also mit dem NS-Propagandafilm von Veit Harlan. Der Regisseur Oscar Roehler hat die Geschichte rund um den Schauspieler Ferdinand Marian, der die Titelrolle in diesem rassistischen Film spielte und daran zerbrach, mit Tobias Moretti verfilmt - zu sehen am Donnerstag im Berlinale-Programm.
Oliver Polaks "Jud süß-sauer" wiederum kümmert sich nicht im geringsten um politische Korrektheit. Der Autor und Comedian macht sich auf glänzende Art und Weise über sein eigenes Judentum, aber auch über Christen, Moslems etc. lustig. Er spielt klug mit Vorurteilen und entlarvt sie als solche.
Zuletzt war Polak sogar auf dem Cover der deutschen "Zeit", weil die Frage, ob und wie sehr man den Holocaust zum Thema für Komödien machen darf, eine stets brisante ist.
Im Herbst will er damit wieder nach Wien kommen - unbedingt anschauen!

16. Februar

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Gert Korentschnig, Stellvertretender Chefredakteur des KURIER und Ressortleiter Kultur und Medien, blickt Tag für Tag hinter die Kulissen der Berlinale.

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