Ben Jelloun kritisiert arabische Revolten

Ben Jelloun kritisiert arabische Revolten
Anlässlich der Eröffnung des Berliner Literaturfestivals kritisierte der marokkanische Autor Tahar Ben Jelloun die arabischen Demonstranten.

Er wolle die Bewegungen in Tunesien und Ägypten nicht herabwürdigen, doch wären diese "nicht eine Revolution, sondern eine Revolte" gewesen. Das sagte der marokkanische Autor Tahar Ben Jelloun Mittwochabend, anlässlich der Eröffnung des 11. Internationalen Literaturfestivals Berlin. "Wut ist keine Ideologie", sagte der Schriftsteller, der seit 1971 in Frankreich lebt, in seiner Rede "Was kann Literatur bewirken? - Der arabische Frühling und das Schreiben". Hinter den Demonstranten sei kein Programm gestanden.

"Wenn Verbrechen allgegenwärtig sind, befinden wir uns in einem Zustand der Barbarei", sagte Ben Jelloun. Die Wut der Bevölkerung sei zum Motor der Revolten geworden. Dabei hätte der Islamismus keinerlei Bedeutung gehabt: "Zum Glück wurden die Revolten in den islamischen Ländern weder von den Islamisten initiiert, noch spielten sie eine Rolle", so der marokkanische Autor. "Sie mussten sogar feststellen, dass ihre ideologische Software total überholt ist und die Jugend nicht mehr überzeugt."

Tahar Ben Jelloun kritisierte die Islamisten in diesem Zusammenhang scharf: "Man kann den Islamismus als eine geistige Sperre bezeichnen", sagte er. Er definiere sich zwar über den Koran, doch negiere er, was darin enthalten sei. "Die Verfechter des Islamismus sind Ignoranten", sagte Ben Jelloun. Sie würden jede Art von Literatur ausgrenzen. Doch sei Schreiben zuerst zuhören: "Der Schriftsteller ist Zeuge." Er habe ein wenig die Welt zu verstehen.

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