Bei Zombies bitte Handy abschalten

Kino: World War Z
Brad Pitt als Zombie-Jäger im auf Realismus getrimmten, relativ unblutigen „World War Z“.

Manchmal ist es einfach besser, das Handy auszuschalten. Wenn man im Theater sitzt, zum Beispiel; oder in einem Stummfilm. Oder wenn man neben schlafenden Zombies steht, die besser nicht aufwachen sollen.

Brad Pitt hat sein Mobiltelefon leider nicht rechtzeitig ausgeschaltet. Und gerade, als er bei den schnarchenden Vampiren vorbeischleichen will, geht scharf der Klingelton los. Und dann bricht die Zombiehölle aus.

Wir befinden uns in „World War Z“ (ab Freitag im Kino) – jenem eindrucksvollen, kühlen Big-Budget-Zombie-Blockbuster, in dem Brad Pitt als ehemaliger UN-Beauftragter einen globalen Kampf gegen zuckende Untote aufnimmt.

Dabei sind sich die geschockten Wissenschaftler in „World War Z“ anfangs gar nicht sicher: Haben sie es wirklich mit Zombies zu tun oder doch nur mit der spanischen Grippe? Erst ein israelischer Geheimdienstler bestätigt den vorerst nur dumpfen Verdacht: Jene Menschen, die sich plötzlich in Epilepsie-artigen Anfällen auf dem Boden winden, sind Untote. Sie rülpsen, verdrehen die Augen und rasen schließlich im Affenzahn auf andere los, um sich in deren Körper zu verbeißen.

Zombie-Pandemie

Eine Pandemie bricht aus. Kein Land auf dieser Welt, das nicht betroffen ist. Brad Pitt muss Frau und zwei Kinder zurücklassen, um sich als ausgebildeter Spezialist für „gefährliche Situationen“ der beißenden Gefahr zu stellen. Eine hektische Weltreise beginnt, die ihn von Philadelphia nach Südkorea, Jerusalem, bis hin zu den britischen Inseln führt.

Zwar hatte es Pitt bisher vermieden, für sich selbst eine Art Action-Franchise mit potenziellen Fortsetzungen zu basteln. Doch mit „World War Z“ engagierte er sich nicht nur als Schauspielstar, sondern auch als Produzent mit seiner eigenen Firma Plan B. „Vor fünf Jahren wusste ich noch nichts von Zombies“, ließ Pitt in den Pressenotizen zu „World War Z“ vermelden: „Mittlerweile bin ich ein echter Experte.“

Der postapokalyptische, smarte Endzeitthriller-Roman „World War Z“ (2006) von Max Brooks – Sohn von Mel Brooks und Anne Bancroft – hatte Pitts (und übrigens auch Leonardo DiCaprios) Interesse geweckt. Pitt setzte sich durch – und nach langem Hin- und Her begannen im Juni 2011 unter der Regie von Marc Forster („James Bond: Ein Quantum Trost“) die Dreharbeiten.

Wenn nun der Film im Juni in den Kinos anläuft, dann tut er dies mit einem halben Jahr Verspätung. Und um ein Eckhaus teurer, als ursprünglich geplant. Glaubt man der US-Zeitschrift Vanity Fair, dann entpuppten sich die Dreharbeiten als mittelschweres Desaster. Große Massenszene, in denen sich Horden von Zombie-Leibern panisch übereinander stürzen, verlangten eine unglaubliche Anzahl Statisten. An die 900 Menschen mussten für solche Szenen engagiert, ausgestattet und verpflegt werden – ein logistischer Aufwand, der das gesamte Team an seine (budgetären) Grenzen brachte.

Das Drehbuch wurde umgeschrieben, zahlreiche Szenen mussten nachgedreht werden. Im Presseheft liest sich der Zombie-Dreh vergleichsweise lustig: Ein Workshop wurde veranstaltet, um mit den Darstellern den richtigen „Zombie-Tanz“ zu üben. Dazu hätte man epileptische Anfälle zum Vorbild genommen; und israelische Polizeihunde, die wütend übereinander herfallen; und Javier Badem in seiner Rolle als Killer-Roboter in „No Country for Old Men.“

Jugendfrei?

Ein großer Streitpunkt während der Produktion bot offensichtlich die Vorgabe des Paramount-Studios, den Film jugendfrei ab 13 zu halten. Brad Pitt hingegen wollte an die Gewaltgrenzen gehen. Diesen Kampf zwischen Jugendfrei und Jugendverbot sieht man deutlich: Etwa in einer Szene, in der Pitt einer vom Zombie gebissenen Soldatin kurz entschlossen die Hand abhackt, damit sie nicht infiziert wird.

Jeder Horrorfilm hätte den blutenden Armstumpf gezeigt. Doch hier wendet sich die Kamera dezent ab. Auch mutiert der Star nie zum Zombie-Rambo: „World War Z“ vermeidet das Pathos des Action-Helden. Brad Pitt schwingt sich nicht zum Weltenretter auf, sondern bleibt immer der verletzbare Familienvater. Und damit hat er alle Hände voll zu tun.

Bei Zombies bitte Handy abschalten
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Das Jahr 1968 gilt als die Geburtsstunde des modernen Horror-Films: Damals präsentierte ein junger Pittsburgher Filmemacher namens George Romero sein Filmdebüt: „Night of the Living Dead“ war gerade mal für den lächerlichen Betrag von 100.000 Dollar gedreht worden – und verwandelte sich umgehend in einen Hit.

Für viele seiner Bewunderer war Romeros Zombie-Reisser allerdings mehr als nur ein cooler, blutiger Zombie-Fress-Film. 1968 war auch das Jahr, in dem Martin Luther King erschossen wurde – und „Night of the Living Dead“ ließ sich wie ein Kommentar auf Rassismus und Polizeigewalt lesen.

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„Night of the Living Dead“ gilt neben Hitchcocks „Psycho“ als einer der einflussreichsten Horrorfilme überhaupt. Zu den weiteren Meistern des Horrors der 70er- Jahre zählen, darüber hinaus natürlich Tobe Hooper mit seinem „Texas Chainsaw Massacre“ und Wes Cravens „Nigthmare on Elm Street“. Nicht zu vergessen auch John Carpenters großartige „Halloween“ -Serie.
Bei Zombies bitte Handy abschalten
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In Europa gingen ebenfalls die Zombies um. Der italienische Horror-Regisseur Lucio Fulci machte mit Grusel-Schockern wie „Ein Zombie hing am Glockenseil“ Furore, der aufgrund seiner Gewaltdarstellungen 1980 beschlagnahmt wurde.

In jüngster Zeit revitalisierte Danny Boyle mit seinem Endzeit-Horror-Thriller „28 Days Later“ (2003) das Genre. Im Gegensatz zu Romeros Untoten, die gemächlich vor sich hinwackeln, legen die mit dem Wutvirus Infizierten ein rasantes Tempo vor. Eine Inspiration für die Zombies von „World War Z“.

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