Ein Wiedersehen mit Jesse und Celine

Cast members Julie Delpy (L) and Ethan Hawke pose during a photocall to promote their movie "Before Midnight" at the 63rd Berlinale International Film Festival in Berlin February 11, 2013. REUTERS/Thomas Peter (GERMANY - Tags: ENTERTAINMENT)
Richard Linklaters "Before Midnight" wird außer Konkurrenz gezeigt.

Alles begann in Wien. Dort drehte Richard Linklater 1995 seine leichtfüßige Komödie „Before Sunrise“ mit seinen charismatischen Stars Ethan Hawke und Julie Delpy. Als reisende Touristen Jesse und Celine lernen sie einander zufällig in Wien kennen, wandern plaudernd durch die Nacht und trennen sich dann am Morgen. Der Film wurde zu einem großen Erfolg, und Jahre später ließ Linklater die beiden wieder aufeinander treffen – diesmal in Paris: das war 2004, in dem Film „Before Sunset“.

Auf der Berlinale präsentierte Linklater nun den dritten Teil seiner famosen Geschichte, die außer Konkurrenz gezeigt wurde: In „Before Midnight“ – beinahe zwanzig Jahre nach der ersten Wien-Begegnung – sind Jesse und Celine längst ein Paar, haben zwei Kinder und machen Urlaub in Griechenland. Wie immer bei Linklater sind alle Beteiligten von großer Sprechlust getrieben: Jesse und Celine werfen einander die Dialogbälle zu wie geübte Tennisspieler, atemlos und spritzig. Doch je länger der gemeinsame Abend andauert, desto schärfer wird das Ehematch zwischen den beiden. Und obwohl während der Vorführung in Berlin auch immer wieder herzlich gelacht wurde, blieb einem am Ende der rasanten Komödie das Lachen doch immer wieder im Hals stecken.

Teil vier

Es könne gut sein, dass er in ein paar Jahren wieder einen Film über die beiden machen, meinte Richard Linklater auf der Pressekonferenz, flankiert von Ethan Hawke und Julie Delpy. Ganz wie in „Before Midnight“ schießen sich auch hier die beiden gegenseitig die Pointen zu. Besonders Ethan Hawke, der mit seinen weißblond gefärbten Haaren ein bisschen so aussieht, als würde er gerade als Christopher Lambert verkleidet ein Remake von „Highlander“ drehen, stimmt bestens gelaunt ein: Ja, gute Idee, aber nur, wenn sich Julie Delpy auch zu Porno-Szenen bereiterklären würde. Julie Delpy findet das nicht ganz so witzig, scherzt dann aber doch mit: Auch sie könne sich durchaus alle zehn Jahre eine Fortsetzung ihrer Filmbeziehung vorstellen – bis alle so alt sind wie die 80-jährigen Pensionisten in Michael Hanekes „Liebe“.

Berufsverbot

Wer seinen eigenen Film nicht nach Berlin begleiten durfte, war der iranische Regisseur Jafar Panahi. „Er sollte hier sein“ ist auf Plakaten zu lesen, die ein paar versprengte Aktivisten vor der Vorführung am Eingang des Kinopalastes hochhalten. Doch Panahi hat nicht nur Reise-, sondern auch Berufsverbot. Sein Film „Closed Curtain“ wurde heimlich gedreht und praktisch nach Berlin geschmuggelt, um hier gezeigt werden zu können. Allerdings bleibt seine klaustrophobische Geschichte über einen Mann, der sich mit seinem Hund in einem Haus versteckt, durch seine mehrfachen Erzählebenen schwer zugänglich. Und vielleicht allzu weit offen für Interpretationen. Festivaldirektor Dieter Kosslick ist zwar berühmt für sein Bemühen um politisch motivierte Filme. Aber dass Panahis beinahe surreale Parabel die Jury zu einem Preis bewegen kann, bleibt zu bezweifeln.

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