Beatles: Pop-Ikonen posieren als Fans

Das Cover zu "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band".
Peter Blakes Umschlag schrieb Kunstgeschichte.

Die fiktive Musikkapelle hat ein Konzert beendet und wartet mit Freunden in einem Park darauf, dass der Bürgermeister ihnen eine Auszeichnung verleiht: Dieses Szenario hatte Paul McCartney für das Cover von "Sgt. Pepper" im Sinn. Mit der Umsetzung beauftragte er Peter Blake, einen prominenten Vertreter der britischen Pop-Art. Das Arrangement der Figuren, die die Fab Four auf dem Albumcover umringen, war aber eine Gemeinschaftsarbeit, alle Beatles (außer Ringo) lieferten Vorschläge.

Das Resultat war nicht nur eine oft imitierte Ikone der Pop-Geschichte (Frank Zappas "Mothers" reagierten schon 1968 mit dem Album "We’re only in it for the Money"). Das Cover ist auch ein symbolisch vielschichtiges Statement, wie der Kunsthistoriker Walter Grasskamp in seinem Essay "Das Cover von Sgt. Pepper" (Wagenbach Verlag, 2004) argumentiert. Denn die Beatles nehmen in dem Bild eine Mehrfach-Funktion ein: Die "neue" Gruppe mit Fantasieuniformen steht in der Collage neben den "Pilzköpfen" aus Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabinett; dahinter reihen sich Ahnenfiguren von Marlon Brando und Bob Dylan bis Marilyn Monroe und Edgar Allan Poe.

Die Beatles als Idole zahlloser Fans gaben sich also selbst als Fans zu erkennen – und stellten sich zugleich in eine Ahnenreihe, wie sie etwa auch schon Raffael in der "Schule von Athen" (1509/’10) malte. Das Cover brach so mit der verbreiteten Vorstellung, dass der Pop-Personenkult ein Zeichen besonderer Kulturlosigkeit sei. Im Handy-Zeitalter, in dem die Menschheit ständig vor berühmten Vor-Bildern posiert, ist das Cover noch immer überraschend aktuell.

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