Bauernschmaus vs. Gemüseplatte

diagonale
Interessante Filme in allen Formaten: Der frische ORF-Krimi "Steirerblut" und "Mein blindes Herz".

Steirerblut ist kein Himbeersaft“, wissen wir spätestens seit Reinhard P. Grubers Anti-Heimatroman „Aus dem Leben Hödlmosers“. „Steirerblut“ wurde auch in dem gleichnamigen, durchwegs gelungenen ORF-Landkrimi unter der Regie von Wolfgang Murnberger vergossen, der auf der Diagonale seine Premiere feierte und dem Publikum fröhliches Gelächter entlockte.

Für großes Scherzpotenzial sorgte vor allem das Ermittlerteam, ein gewisser Sascha Bergmann – herrlich lakonisch gespielt von Hary Prinz – und seine Jungspund-Kollegin Sandra Mohr (Miriam Stein). Beide reisen aus der steirischen Landeshauptstadt in die Provinz, wo in der Nähe von Eisenerz eine tote Journalistin gefunden wurde und sich die Bevölkerung erst einmal blöd stellt. In knackigen, streckenweise sehr witzigen Dialogen müssen die beiden ihre persönlichen Ungereimtheiten regeln (Bauernschmaus versus Gemüseplatte), während sie nebenher in der Mordsache ermitteln. Murnberger trifft den Tonfall seiner ländlichen Umgebung zielsicher und sorgt für eine gute Mischung aus Humor und Spannung. „Steirerblut“ ist ein Landkrimi, der frische Luft atmet. Acht weitere Folgen, pro Bundesland eine, sind geplant: Als Nächstes ist Michael Glawogger mit einem Niederösterreich-Krimi an der Reihe. Murnberger selbst hatte bei der Premiere angekündigt, dass er gerne noch einen zweiten drehen würde: „Im Burgenland, zum Beispiel. Dort bin ich ein bisschen aufgewachsen.“

Viele überraschende Spielfilmdebüts fanden heuer auf der Diagonale ihre Premiere, darunter auch Peter Brunners in exquisitem Schwarz-Weiß gedrehten Drama „Mein blindes Herz“. Im Mittelpunkt steht ein auf den ersten Blick sanfter junger Mann namens Kurt, der am sogenannten Marfan-Syndrom leidet und beinahe blind ist. Dafür hat ihm die Natur lange, Nosferatu-artige Finger beschert, mit denen er seine Umgebung tastend zu begreifen sucht. Brunner folgt seinem Protagonisten durch eine verzweifelte Wien-Odyssee und erzielt dabei ein manchmal etwas forciertes, immer aber eindringliches Einsamkeitsporträt. Ein sehenswertes Debüt.

Filme bei der Diagonale

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