Barenboim trat an Nordkorea-Grenze auf

Barenboim trat an Nordkorea-Grenze auf
Stardirigent Daniel Barenboim dirigierte sein israelisch-arabisches Orchester an der innerkoreanischen Grenze. Nun will er auf dem Tahrir-Platz spielen.

Am Montag hat Daniel Barenboim zum Abschluss einer Asien-Tournee mit dem West-Eastern Divan Orchestra (WEDO) an der innerkoreanischen Grenze Beethovens 9. Symphonie aufgeführt. Zusammen mit seinem Orchester begeisterte der 68-jährige Dirigent mit einem "Friedenskonzert" an der waffenstarrenden Grenze zwischen Süd- und Nordkorea mehrere tausend Zuhörer. Mit dem WEDO traten Gesangssolisten und ein gemischter Chor aus Südkorea für den Finalsatz mit der "Ode an die Freude" auf einer großen Bühne auf. Nach dem etwa rund 80-minütigen Konzert gab es fast 15 Minuten lang Applaus.

Rund 8.000 Menschen verfolgten das Open-Air-Konzert in Imjingak, das direkt am befestigten Grenzzaun zur vier Kilometer breiten militärischen Pufferzone zwischen beiden koreanischen Staaten liegt. Ihn freue es besonders, "auch als UN-Friedensbotschafter gekommen zu sein", begrüßte Barenboim via Großleinwand das Publikum. Beethovens Musik zeige die Stärke des Menschen. In ihr liege "eine Botschaft der Humanität".

Bemühungen um Dialog

Barenboim trat an Nordkorea-Grenze auf

Nun möchte der Dirigent Daniel Barenboim auch in Kairo spielen. "Mit dem West-Eastern Divan Orchestra möchten wir im Gaza-Streifen, auf dem Tahrir-Platz in Kairo und auch in Israel auftreten", sagte der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden nach seinem Auftritt an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea.

Das Konzert sei einer der wichtigsten Gründe, warum er nach Fernost gekommen sei, hatte Barenboim vorher gesagt. Musik selbst könne keinen Frieden bringen und keinen Konflikt lösen. Aber sie könne den Bemühungen um Dialog dienen. Süd- und Nordkorea befinden sich völkerrechtlich noch im Kriegszustand. Ein Friedensvertrag ist seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-53) bis heute nicht geschlossen worden.

WEDO war zum ersten Mal auf Asien-Tournee. Vor Südkorea, wo die jungen Musiker aus Israel, Palästina und verschiedenen arabischen Ländern alle neun Beethoven-Symphonien spielten, hatten sie in China konzertiert. Für den 21. August ist auch ein Konzert auf der Berliner Waldbühne geplant.

Orchester als Symbol

Der vielfach ausgezeichnete Barenboim gilt als einer der bedeutendsten Dirigenten weltweit. Er ist seit 1992 Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin und Chefdirigent auf Lebenszeit der Staatskapelle Berlin. Er tritt weltweit auf Bühnen als Friedensstifter auf. Anfang Mai war er mit einem eigens für das Konzert in Gaza gebildeten Ensemble mit rund 30 Musikern von verschiedenen Orchestern aufgetreten.

Das Orchester sei mittlerweile ein Symbol für die Möglichkeiten, mit Musik über politische Gräben hinweg zur Verständigung beizutragen, sagte Barenboim der Nachrichtenagentur dpa. Die Aufstände in der arabischen Welt seien ein Grund zur Hoffnung. Die Revolte habe gezeigt, wie zerbrechlich die Weltordnung sei, wie schnell autokratische Regierungen zu Ende gehen könnten, sagte Barenboim.

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