Australien: Nitsch-Aktion sorgt bei Festival für Tierschützer-Kritik

Hermann Nitsch
Die Verwendung eines toten Stiers in der 150. Aktion sei "respektlos".

Die 150. Aktion von Hermann Nitsch findet am 17. Juni im Rahmen des Dark Mofo Festivals im australischen Tasmanien statt - und sorgt im Vorfeld für Kritik, die den erprobten Nitsch-Kennern in seiner Heimat Österreich aus den 1970er Jahren bekannt vorkommen dürfte. Tierschützer beklagen, dass die Einbeziehung eines zuvor geschlachteten Stiers in die Kunstaktion "respektlos" sei.

Obwohl das Tier nicht bei der Aktion selbst, sondern im Vorfeld auf "humane Weise" auf einem Schlachthof getötet wird, stoßen sich Tierschützer, die rund 2.000 Unterschriften gegen die Aktion gesammelt haben, an der Verwendung der Tierleiche in der Performance. "Auch wenn es human und respektvoll getötet wird, was danach passiert ist sicher nicht respektvoll", so Tierschützer Peter West gegenüber dem Guardian.

Australien: Nitsch-Aktion sorgt bei Festival für Tierschützer-Kritik
Hermann Nitsch erzählt über sein Leben, seine Ansichten und Überzeugungen und sein nächstes Projekt. Prinzendorf, 10.01.2017
Für das vom Museum of Old and New Art in der Stadt Hobart ausgerichtete Festival stellt die Nitsch-Aktion, die laut Festivaldirektor Leigh Carmichael "mit Fleisch, Fisch, Früchten, Blut, Live-Performance und Orchester" aufwartet, einen Höhepunkt dar. "Es ist ein heftige und kraftvolle Sache, es konfrontiert und lässt mich definitiv meine eigene ethische Haltung zu dieser Arbeit hinterfragen", so Carmichael imGuardian.

"Fettes, dementes Faultier, ein Prachtkerl"

Museums-Gründer David Walsh bezeichnet Nitsch als "fettes, dementes Faultier, ein Prachtkerl und meiner Meinung nach ein großartiger sozialer Künstler, der mit seinem schmutzigen Spektakel eine Aussage macht, die keiner noch so großen Facebook-Frivolität jemals gelingen wird."

Lesen Sie hier das KURIER-Interview mit Hermann Nitsch: "Die Angepassten sind die Schlimmsten"

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Hermann Nitsch und Rita Nitsch im Interview in Prinzendorf, Weinviertel am 27.05.2014
Bereits 2014 war die Steuerfahndung bei Künstler Hermann Nitsch im Einsatz. Nun hat die Staatsanwaltschaft gegen die Ehefrau des Künstlers, Rita Nitsch, Anklage wegen des Verdachts auf gewerbsmäßige Abgabenhinterziehung erhoben, wie das NachrichtenmagazinsNews am Samstag berichtete und die Staatsanwaltschaft Korneuburg derAPA bestätigte. Verhandelt wird am 5. Mai am Landesgericht Korneuburg.

Das Ehepaar, vor allem aber Rita Nitsch, war nach einem Einbruch mit einem Schaden von rund 500.000 Euro in sein Weinviertler Schloss Prinzendorf ins Visier der Steuerbehörde geraten. Von Schwarzgeldeinnahmen - Bilderverkäufen "ab Hof" ohne Rechnung - war die Rede, seit März 2014 hatte es Ermittlungen durch das Finanzministerium gegeben.

Das Ehepaar hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Hermann Nitsch, weltweit bekannt durch seine Schüttbilder und Orgien-Mysterienspiele, sah in den Vorwürfen zu Steuerschulden in Millionenhöhe damals "ganz gemeine, unwahre Anschuldigungen". Die nunmehrige Anklage betrifft ausschließlich Rita Nitsch, wie die Staatsanwaltschaft betont.

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