Ausstellungen auf Sommerfrische

Christian Eisenberger: Skulpturengruppe "Art.1800" auf der Turracher Höhe, Kärnten
Einige Empfehlungen, um den Urlaub mit ästhetischen Erlebnissen zu bereichern.

Eingefahrene Bahnen verlassen, das Tempo drosseln, die Sinne schärfen: Was die Kunstbetrachtung leisten kann, überschneidet sich nicht selten mit dem, was auch der Urlaub leisten soll.

Während der Besuch von Sommertheatern für viele zum Fixprogramm der Ferienzeit gehört, ist das Aufsuchen zeitgenössischer Kunst an entlegeneren Orten allerdings noch kein Breitensport. Doch das Angebot wächst. Im Folgenden einige Vorschläge für Ausflüge.

Entlang der Donau

Vor den Toren Wiens erwartet Kunstfreunde das ganze Jahr über das Dreigestirn „Essl/Gugging/Stift“: Das Essl Museum zeigt heuer eine sommerliche Auswahl aus seinen Beständen (bis 29. 9., www.essl.museum), Stift Klosterneuburg wartet mit einer neuen Galerie für sakrale Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts auf (www.stift-klosterneuburg.at), und das Museum Gugging zeigt „faces“, eine Schau von Porträtmalereien der Künstler aus Gugging (bis 6.10., gugging.org).

Donauaufwärts, in Tulln, kommen Schiele-Fans auf ihre Kosten: Neben dem Schiele-Museum, das Einblick in das frühe Werk des Malers gibt, wurde heuer auch das Schiele-Geburtshaus im Bahnhof samt Rekonstruktion der Familienwohnung neu eröffnet (täglich 9 – 20 Uhr, tulln.at/erleben; Museum Mi. – So. 10 – 17 Uhr, egon-schiele.eu.) Die neue Publikation „Egon Schiele – Der Anfang“ (Hg. von Christian Bauer, Hirmer Verlag) kostet im Museum 29 € statt 34 €.

Auf dem Weg nach Krems, mit der „Kunstmeile“ längst Kulturdestination, bietet sich ein Abstecher zu Daniel Spoerris Ausstellungshaus und Esslokal in Hadersdorf an; aktuell zeigt man hier eine Schau des Schweizer Plastikers Bernhard Luginbühl ( bis 3. 11., www.spoerri.at)

Auch in der Wachau hat sich die Kunst angesiedelt: Im Marillengarten der Schnapsbrennerei Kausl in Mühldorf haben Kim Seob Boninsegni, Marcus Geiger, Jason Dodge und Aki Sasamoto Objekte, Botschaften, Irritationen platziert. Das Projekt („Struktur und Organismus“) ist bei freiem Eintritt zu besichtigen (bis 27. 10., www.st-or.at).

Der Norden

Das Weinviertel wurde nicht zuletzt durch Hermann Nitsch auf die Kunst-Landkarte gesetzt – in Mistelbach zeigt das Nitsch-Museum eine sehenswerte Retrospektive (bis 31. 7., www.nitschmuseum.at). Doch auch in anderen Orten ist dank der Aktivitäten von „Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich“ eine Vielzahl von Skulpturen und „Interventionen“ entstanden. Der neue „Foto-Fahrrad-Guide“ des Kunstvermittlers Lorenz „eSeL“- Seidler bietet Anregungen, diese Werke auf Radtouren zu erkunden (anzufordern über publicart@noel.gv.at oder in „eSeLs Rezeption“ im MuseumsQuartier Wien, www.esel.at).

Entlang der Routen liegen auch das hinreißende „Nonseum“ in Herrnbaumgarten (www.nonseum.at) oder die Therme in Laa an der Thaya.

Ausstellungen auf Sommerfrische
Michael Kos, HIN & HER (tschech. SEM & TAM) am Grenzübergang Ottenthal / Mikulo, 2013
Am Grenzübergang Ottenthal/Mikulov lässt sich schließlich auf einer Schaukel des Künstlers Michael Kos zwischen österreichischem und tschechischem Staatsgebiet hin- und her pendeln. Jenseits der Grenze locken lohnende Kunstdestinationen: Etwa Brno mit Mies van der Rohes „Villa Tugendhat“ (Achtung: längerfristige Voranmeldung nötig,www.tugendhat.eu) oder Josef Hoffmanns Geburtshaus in Brtnice, in dem das MAK bis 27. 10. die Schau „Josef Hoffmann/ Friedrich Kiesler – Contemporary Art Applied“ ausrichtet (www.mak.at).

Der Süden

Eine klassische Wiener Sommerfrische-Route – jene entlang der Süd(auto)bahn – bietet immer wieder lohnende Destinationen: In der Steiermark etwa das Kunsthaus Muerz in Mürzzuschlag, wo bis 22. 9. Werke des grandiosen, rätselhaften Max Peintner zu sehen sind (www.kunsthausmuerz.at), oder das Gironcoli Museum im Tier- und Naturpark Schloss Herberstein bei Hartberg (www.gironcoli-museum.com).

Ausstellungen auf Sommerfrische
Galerie/Skulpturengarten Gallerie Walker, Schloss Weizelsdorf/Rosental Kärnten
Das Kärntner „Unterland“ wurde durch das Privatmuseum Liaunig als Kunstdestination aufgewertet – heuer zeigt das Haus „Von der Fläche zum Raum“ (bis 31. 10.,www.museumliaunig.at). Im nahen Bleiburg liegt das Werner Berg Museum, wo heuer die Gugging-Schau „August Walla – Weltallende“ gastiert (bis 10. 11.,www.wernerberg.museum). Ein Kärntner Kleinod ist das Schloss Weizelsdorf/Rosental, wo seit 1996 die Galerie Walker residiert: Heute, Sonntag, feiert man dort das 25-jährige Gründungsjubiläum der Galerie, danach ist das Haus Freitags – Sonntags von 11 – 18 Uhr geöffnet (www.galerie-walker.at).

Auch Kärntens Wanderregionen setzen verstärkt auf Kunst: Schon 2011 installierte der Künstler Christian Eisenberger eine Skulpturengruppe („Kremium“) auf der Marktlalm auf der Turracher Höhe. Die benachbarte Region um Bad Kleinkirchheim soll nun ebenso mit Kunst bespielt werden: Für das Projekt „Nock/Art“ (Auftakt 20./21. 9. 2013, Installationen ab 2014) zeichnet der frühere mumok-Chef Edelbert Köb als Kurator verantwortlich.

Auch in Wien bietet sich die Gelegenheit zum Kunstgenuss „im Grünen“, außerhalb des gewohnten Museumsbetriebs. Mitten in der Stadt etwa im Theseustempel (Volksgarten), wo bis 30. 9. noch ein Wandgemälde des Briten Richard Wright zu sehen ist (Eintritt frei, Info: www.khm.at).

Das MAK ist mit seinem Standort Geymüllerschlössl in Pötzleinsdorf stets beliebte Destination für einen Mix aus Picknick und Besichtigung (jeden Samstag und Sonntag 11– 18 Uhr, www.mak.at)

Zu Kunstperformances bei Picknick-Atmosphäre lädt Francesca Habsburgs Kunststiftung TBA 21 jeden Freitagabend bis 20. September ab 19 Uhr : Im Wiener Augarten, wo die Serie im Außenraum stattfindet, ist bis 3. 11. auch die Ausstellung „The What If? Scenario“ von Cerith Wyn Evans zu sehen.

Kroatien – Linz – Wels

Kroatien-Urlauber können indes einen Abstecher auf die Insel Lopud machen, wo der ebenfalls von TBA-21 betriebene Kunstpavillon „Your Black Horizon“ von Olafur Eliasson und David Adjaye bis 29.9. geöffnet ist (Infos: www.tba21.org).

Wer nicht so weit zu dem dänisch-isländischen Kunststar reisen will, kann den Zug nach Linz nehmen: Eliassons Arbeit „Sua fogueira cósmica (Dein kosmisches Lagerfeuer)“ ist die Hauptattraktion des Sommerprogramms im 10. Bestandsjahr des Museums (bis 22. 9., Info: www.lentos.at).

Ab 15. 9. wird Oberösterreichs Kunstlandschaft um eine essenzielle Destination reicher sein: In Thalheim bei Wels eröffnet dann nämlich das Museum Angerlehner, das Privatmuseum des erfolgreichen Unternehmers und Sammlers (www.museum-angerlehner.at), das ganz speziell auch Salzkammergut-Urlauber ansprechen möchte. Über das im Sommer stets dichte Kunstangebot in Salzburg wird der KURIER noch anderer Stelle berichten.

Kommentare