Auf der Suche nach positiven Geschichten

Auf der Suche nach positiven Geschichten
Die Welt geht 2012 nicht unter, so viel steht fest. Eine von vielen guten Nachrichten.

In der elektronischen Post finden sich täglich Briefe von Leserinnen und Lesern, die mehr positive Berichte fordern. Wir versuchen, dem gerecht zu werden, etwa durch Berichte unter dem Titel „Es geht ja doch“, wo wir gute Beispiele für eine effizientere Verwaltung beleuchten. In dieser Woche fällt der freundliche Blick auf das Zeitgeschehen ohnehin leicht: Im ORF hat die SPÖ verstanden, dass sie den Redakteuren zu viel zugemutet hat, der Wirtschaftsforscher Karl Aiginger zeigt der Regierung im KURIER-Interview auf, wie sie das Budget ohne neue Steuern sanieren könnte, und Markus Hengstschläger, ein Wissenschaftler, der die Sprache des Volkes spricht, glaubt daran, dass jeder Mensch Talente hat. Das kann uns allen Mut machen.

Aber der Reihe nach: Der ORF-Chef hat zwar auf einen neuen Büroleiter verzichtet, aber nicht auf sein System, Posten an Parteien und Betriebsräte zu verteilen, und zwar so, wie es ihm gerade nützt und dem ORF schadet. Dass Betriebsräte von Rot und Schwarz ihren Chef wählen, von dem sie dann hohe Posten kriegen, bleibt ein Skandal, der aufzuklären ist. Und wir brauchen schnell eine neues ORF-Gesetz, vielleicht die letzte Chance für einen öffentlich-rechtlichen Sender. Inzwischen hat der Gebührenzahler ein Recht auf ein besseres Programm jenseits des Engagements der Erotikunternehmerin Dolly Buster bei Dancing Stars. Für die Frage „Mama, was ist ein Pornostar?“, die demnächst in vielen Haushalten gestellt werden wird, warten wir auch noch auf mögliche Antworten.

Flucht ins Nichtstun

WIFO-Chef Karl Aiginger ist inzwischen auch schon 63 Jahre alt, aber man hört bei ihm überhaupt keine Lust heraus, in Pension zu gehen, ganz im Gegenteil. Er spricht im KURIER-Interview über die großen Zukunftsthemen Bildung und Wachstum. Aber warum denkt ein beträchtlicher Teil von deutlich jüngeren Menschen in Österreich über frühen Ruhestand nach? Und hier ist nicht die Rede von Arbeitern, die unter Wind und Wetter leiden. Der Slogan eines Radiosenders, „Das Leben ist ein Hit“, ist natürlich blanker Unsinn. Aber das Arbeitsleben des durchschnittlichen Österreichers ist sicher keine große Qual, warum also die Flucht ins Nichtstun? Oder in den Pfusch? Jetzt wird im Zuge der nötigen Konsolidierung des Budgets versucht, bei den Pensionen zu sparen. Da sollten wir einmal klären, was denn psychologisch hinter dem Traum vom baldigen Ruhestand steckt.

Die Pensionen werden wir uns ohnehin nur leisten können, wenn besser ausgebildete junge Leute für Wachstum und Jobs sorgen. Und damit sind wir bei Markus Hengstschläger, der uns in seinem neuen Buch vor der „Durchschnittsfalle“ warnt. Der KURIER bringt morgen eine Diskussion zu diesem Thema. Die gute Nachricht ist: In jedem von uns steckt eine Begabung, die der ganzen Gesellschaft nutzen kann. Unser Schulsystem ist darauf nicht vorbereitet. Aber jetzt, wo wir das auch wissen, wird alles anders. Positiv eben.

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