"Art & Antique"-Messe: Im Karpfenteich der Kunst

Der akademische Maler Carl J. Peyfuss malte 1897/’98 dieses Bild von Fischern. Das 448 mal 284 cm große Gemälde wird in Salzburg vom Kremser Kunsthändler Franz Schauer um 180.000 Euro angeboten.
Kunsthändler und Galeristen umgarnen zu Ostern ein Publikum, dem zunehmend die Mitte fehlt.

Im Stiegenaufgang, der dieser Tage zur "Art & Antique"-Messe in der Salzburger Residenz (bis 6.4.) führt, stoßen Besucher auf ein symbolträchtiges Werk. Das monumentale Bild, 1897/’98 von Carl J. Peyfuss gemalt, zeigt Fischer beim Einholen eines Netzes; laut Begleittext lieferte das Abfischen eines Waldviertler Karpfenteichs die Inspiration.

Man kann kaum anders, als das Werk auf die Veranstaltung, die heuer ihr 40-jähriges Bestehen feiert, umzulegen: Die Fischer sind demnach die Kunsthändler, die in den barocken Sälen ihr Netz aus Kojen ausgelegt haben und hoffen, dass Schwärme von Käufern viele goldene Schuppen im Netz lassen.

Traditionell ist Salzburg zur Osterzeit ein guter Ort für derlei Fischzüge. Was als ein "Mitnehmen" des Osterfestspiel-Publikums begonnen hatte, sei zu einem "aktiven Einzahlen" in die Festspiel-Stimmung geworden, führte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) am Donnerstag bei einem Festakt aus: Salzburg braucht (auch) die Kunst.

Doch das Einzahlen muss sich auch auszahlen – und das macht das Oster-Kunst-Ritual immer wieder zu einem sensiblen Hasardspiel.

Top-Ware geht immer

"Das mittlere Publikum ist uns abhanden gekommen", sagt Eberhard Kohlbacher von der Wiener Galerie Wienerroither & Kohlbacher – und er ist mit dieser Einschätzung auf der Messe nicht allein. Top-Ware – bei W&K etwa exquisite Schiele-Blätter und ein mit 1,8 Millionen Euro angesetztes Gemälde des Expressionisten Erich Heckel – sei bei einer bestimmten Klientel stets gefragt, sagt der Händler. Bei anderen, durchaus verdienten Künstlern sei die Überzeugungsarbeit schwieriger. Dass der Wiener Kunsthandel Giese & Schweiger – Spezialist für österreichische Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts – nun Drucke von Picasso und Chagall anbietet, kann man da ebenso als Diversifizierungsstrategie deuten.

Doch junges Publikum soll ebenso bedient werden wie jene Klientel, die in Salzburg nach Ausstattungen für alpenländische Zweitwohnsitze sucht, befindet Alexandra Graski-Hoffmann, die die Messe seit 2004 leitet. Sie schraubt subtil, aber stetig am Programm: Heuer gibt es eine neue Koje mit Objekten unter 5000 Euro, darunter ein Vintage-Flipperautomat. Die Wiener Fotoinstitution Westlicht ist neu dabei – mit erotischen Fotos des Kitzbüheler Künstlerkönigs Alfons Walde. Limitierte Abzüge sind ab 850 Euro zu haben.

Elite anderswo

Für den Galeristenkönig abseits der Messe-Säle hat sich der Balanceakt zwischen Elite und Mittelstand aber längst entschieden: Thaddaeus Ropac eröffnete am Samstag eine neue Schau seines Zugpferds Anselm Kiefer, rund 80 Gäste waren davor zu einer exklusiven Preview angereist. Die Osterfestspiele und andere Events, erklärt Galerieleiter Arne Ehmann, sind für diese Sammler längst nur mehr Nebenschauplatz.

"Es ist schon eine richtige Inszenierung", sagt der Künstler Gerold Miller, als er den KURIER durch seine neue Ausstellung in der Salzburger Galerie Nikolaus Ruzicska führt (Faistauergasse 12; bis 30. April). Mehrfach waren Arbeiten des 1961 geborenen, in Berlin arbeitenden Künstlers schon hier zu sehen gewesen, doch noch nie in einer Präsentation, bei der die Gesamtwirkung eine solche Rolle spielte.

Miller arbeitet sich seit mittlerweile 30 Jahren an der Frage ab, was ein Bild ausmacht. "Ich zerlege das Bild und füge es aus elementaren Bestandteilen wieder zusammen", erklärt er selbst. Frühere Werkserien seiner meist aus Aluminium gefertigten, makellos lackierten Objekte hatten Löcher oder gerundete Kanten, spielten mit den Gesetzen des Rahmens, des "Davor" und "Dahinter."

Nun zeigt Miller eine Serie namens "Set", in der quadratische Formen die kleinste Einheit darstellen; die Größe der Bilder ist exakt auf die Wände der Salzburger Galerie abgestimmt. Eine zweite Serie, "Monoforms", besteht nur aus Profilleisten, zwischen denen sich ein "imaginäres" Bild entfaltet.

Dass die Werke mitunter wie Halterungen für Flat- screens aussehen, ist Miller durchaus recht: "Halter, Ersatz, Stellvertreter – das sind genau die Begriffe, die mich interessieren", sagt er. Die Bilder funktionieren als Auftrag, Leerstellen zu füllen. Daher ist Miller auch kein Purist, was die Verwendung seiner Objekte außerhalb der Galerie angeht: Wie sie hängen, was sich in den Oberflächen spiegelt, sieht er eher als Erweiterung seiner Ideen. Bald sollen Millers Werke in einer großen Schau in Wien hängen – Genaueres will er dazu noch nicht verraten.

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