Arik-Brauer-Doku: Gassenbub aus Wien-Ottakring

Arik Brauer – Maler, Sänger, Dichter – erzählt aus seinem Leben: Doku "Arik Brauer. Eine Jugend in Wien"
Das Jüdische Filmfestival Wien ehrt Arik Brauer mit Doku und Fest.

Ohne Hitler wär’ ich kein Jud geworden", sagt Arik Brauer, am 4. Jänner 1929 in Ottakring geborener Wiener. Dort, in einer Zimmer-Küche-Wohnung mit Klo am Gang, zwischen Bettwanzen und Läusen, verbrachte Brauer seine ungestümen frühen Jahre als Wiener Gassenbub – bis zur Machtergreifung Hitlers.

Die Doku "Arik Brauer. Eine Jugend in Wien" von Helene Maimann, produziert von Amour Fou und ORF, begibt sich mit dem heute 85-jährigen Maler, Liedermacher, Dichter und herausragenden Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus auf die Spuren seiner Kindheit. Vor Ort, also mitten in Ottakring, stapft Brauer durch Zinshäuser und Vorstadt-Beiseln und erinnert sich eloquent – an seine Mitgliedschaft in einer Bubenbande, zum Beispiel. So zeichnete er etwa den Greißler mit offenem Hosenschlitz. Das gefiel den Älteren so gut, dass sie ihn nicht drangsalierten. Denn wer nicht spurte, musste "Kanal zuzeln" (Dämpfe aus dem Gully atmen) oder bekam eine "scharfe Windel" (Brennnessel in die Unterhose).

Auch Wiener Originale lässt Brauer aufleben – etwa den berühmten "Spiritus". Der Weltkriegsveteran mit Holzbein und schwerem Alkoholproblem inspirierte ihn nicht nur in seiner Malerei, sondern auch zum legendären "Spiritus"-Lied. "Brauer-Burli", pflegte der Mann zu sagen, "wenn der Hitler kommt, wird ollas leiwand." Diesen tödlichen Irrtum bezahlte der "Spiritus" – von den Nazis der Euthanasie zugeführt – mit seinem Leben. Arik Brauers Vater, ein Schuster aus Litauen und Anhänger der Austromarxisten, wurde vergast, Brauer selbst überlebte in einem Versteck.

Maimanns berührende Doku wird am Dienstag Abend (19.00 Uhr, Urania) im Rahmen des Jüdischen Filmfestivals Wien "Shalom Oida" aufgeführt. Brauer selbst und Weggefährten wie Otto Schenk werden (zum Gespräch) anwesend sein. Danach macht Tochter Timna Brauer Musik.

„Shalom Oida!“ProgrammDas 22. Jüdische Filmfestival zeigt bis 23. Oktober 42 Filme. Die Doku „Arik Brauer. Eine Jugend in Wien“ läuft im Schwerpunkt „Starke Frauen, starke Männer“ (Di., 19.00, Urania) (TV-Ausstrahlung: Sa., 18.10., 22.35 ORF III). Am 22. 10. wird Marcel Ophüls als Gast erwartet (Info unter www.jfw.at).


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