Was aus dem Triumph wurde

APA10668986 - 16122012 - WIEN - ÖSTERREICH: v.l.: Krassimira Stoyyanova als "Ariadne", und Stephen Gould als "Bacchus" während einer Fotoprobe des Oper "Ariadne auf Naxos", am Samstag, 15. Dezember 2012 in der Staatsoper in Wien. Die Oper hat am 19. Dezember 2012 Premiere.. APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET
"Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss feierte in der Staatsoper Premiere und erntete viel Applaus.

Ein überraschendes Bild bot sich schon vor Beginn der Aufführung von „Ariadne auf Naxos“ vor der Wiener Staatsoper. Da wurden Karten zum halben Preis angeboten. Dem Vernehmen nach wurden im letzten Moment auch noch zahlreiche Regiekarten, also stark verbilligte für Angehörige und Freunde des Hauses, aufgelegt.

„Ariadne“ ist im Repertoire selten voll. Aber eine wichtige Richard-Strauss-Premiere, die nicht annähernd ausverkauft ist: Das hat Seltenheitswert. Und ist schade: Denn schlecht ist diese Produktion – bei allen Einwänden, die in Folge noch kommen – definitiv nicht.

Auf der Habenseite steht zunächst einmal die Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf. Operndirektor Dominique Meyer wollte ja ursprünglich seine Intendanz überhaupt mit „Ariadne“ beginnen. Gut, dass er auf diese Koproduktion mit den Salzburger Festspielen gewartet hat. Denn Regie und Personenführung von Bechtolf sind klug, humorvoll, fein und präzise gearbeitet, durchwegs überzeugend.

Wiener Fassung

Den gleichen Witz, die hinreißende Ironie, die es noch in Salzburg gegeben hatte, erlebt man nun in Wien freilich nicht, was an den unterschiedlichen Fassungen liegt. In Salzburg war im Sommer die Urversion zu erleben, mit dem „Bürger als Edelmann“ von Molière als Vorspiel, von Bechtolf bearbeitet, und mit dem fabelhaften Komödianten Cornelius Obonya im Zentrum der Aufführung.

An der Staatsoper wird die Wiener Fassung aus dem Jahr 1916 gegeben, also mit komponiertem Vorspiel. Dass es während dessen Aufführung dennoch zahlreiche Lacher gab, ist dem makellosen, zynischen, aber stets noblen Peter Matić als Haushofmeister zu danken.

Die inhaltliche Änderung der Inszenierung im eleganten, sehr praktikablen Bühnenbild von Rolf Glittenberg betrifft vor allem das konfliktreiche Verhältnis zwischen dem Komponisten und der Zerbinetta, das sich immer mehr zu großer Liebe verdichtet. Am Ende der Aufführung stehen die beiden umarmt auf der Bühne, während Ariadne und Bacchus abziehen.

Das Dirigat von Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst am Pult des präzise und fein nuanciert spielenden Staatsopernorchesters ist ebenso elegant und kultiviert wie die optische Umsetzung. Man hört jedes Detail der Partitur, wünscht sich aber im Vorspiel mehr Witz und Leichtigkeit, mehr Bereitschaft zum Fließenlassen der perlenden Motive.

Musikalisch exzellent gearbeitet ist der Beginn der Oper nach dem Vorspiel, auch Ariadnes „Es gibt ein Reich“. Beim Finale wiederum wünscht man sich einen intensiveren Klangrausch statt allzu strenger, strukturierter Kontrolle.

Bei den Personen des Vorspiels und der Oper gibt es neben Matić eine weitere Idealbesetzung: Krassimira Stoyanova als Primadonna/Ariadne. Sie legt ihre Partie sehr lyrisch an, verfügt aber über genügend Kraft, besticht mit exzellenter Technik und in allen Lagen mit ihrer warm-timbrierten Stimme. Ein famoses Rollendebüt, das Vorfreude auf weitere Strauss-Partien macht.

Impressionen der Oper

Was aus dem Triumph wurde

FOTOPROBE "ARIADNE AUF NAXOS" IN DER STAATSOPER
Was aus dem Triumph wurde

FOTOPROBE "ARIADNE AUF NAXOS" IN DER STAATSOPER
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FOTOPROBE "ARIADNE AUF NAXOS" IN DER STAATSOPER
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Was aus dem Triumph wurde

FOTOPROBE "ARIADNE AUF NAXOS" IN DER STAATSOPER
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FOTOPROBE "ARIADNE AUF NAXOS" IN DER STAATSOPER

Operettig

Auch Norbert Ernst als Tanzmeister und Jochen Schmeckenbecher als Musiklehrer sind gut gewählt. Valentina Nafornita (Najade), Margarita Gritskova (Dryade) und Olga Bezsmertna (Echo) singen ebenso überzeugend und wissen das Publikum zu berühren. Daniela Fally ist das – zumindest bei ihrem Rezensenten – nicht gelungen. Sie hat zwar alle Töne für die Zerbinetta und einen glockenreinen Koloratursopran. Sie bleibt jedoch in der Gestaltung stets kalt, zu sehr auf Effekte ausgerichtet, darstellerisch outrierend, ja richtig operettig.

Stephen Gould fehlt es für den Bacchus an Glanz in der Höhe. Seine Stimme ist zu schwerfällig für diese Partie und etwa beim Siegfried bedeutend besser eingesetzt.

Die größte Enttäuschung des Abends ist jedoch Christine Schäfer als Komponist. Ihr Sopran ist zu klein für diese Rolle in diesem Haus, in tieferen Lagen hört man sie kaum, bei ihren Begegnungen mit der Zerbinetta fehlt der nötige Kontrast im Timbre. Ihr Spiel ist blass.

Nun wurde ja schon im Vorfeld argumentiert, dass sogar Strauss den Komponisten als Sopran sah, weshalb er lange Zeit von Sängerinnen dieses Faches gestaltet wurde. Aber das ist eine völlig falsche Diskussion. Ob Sopran oder Mezzo: Entscheidend ist ausschließlich die Qualität. Und die ist nicht gegeben.

Eine Strauss-Premiere an der Staatsoper, bei der man sich in so vielen Rollen andere Stimmen wünscht – vielleicht ist damit das üppige Kartenangebot zu erklären.

KURIER-Wertung: **** von *****

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