Schubladen mag Denoke so gar nicht

Angela Denoke
Die Sopranistin Angela Denoke singt an der Staatsoper Richard Strauss und Songs von Kurt Weill.

Sie zählt zu den vollendetsten Sängerinnen ihrer Generation, ist in fast allen großen Sopran-Partien daheim, hat nicht nur an der Wiener Staatsoper Maßstäbe gesetzt und geht künstlerisch konsequent ihren eigenen Weg: Die Sopranistin Angela Denoke. Ab heute, Mittwoch, ist Denoke wieder in einer ihrer Paraderollen – als Marschallin (Bild) im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss – zu erleben. Am 13. Februar präsentiert sie ihre Sicht auf Lieder und Songs von Kurt Weill.

Mit leichten Händen

„Ja, man könnte die Marschallin als eine Art Lebensrolle bezeichnen“, sagt die gebürtige Deutsche im KURIER-Interview. „Immerhin habe ich mit der Marschallin mein Debüt an der Staatsoper gegeben, als Einspringerin übrigens. Dass mich das Wiener Publikum damals so wundervoll aufgenommen hat, werde ich nie vergessen.“

Damals, das war 1997. Und natürlich hat sich Denokes Sicht auf diese Figur verändert. „Ich bin ja älter geworden. Ich halte es als Marschallin jetzt noch viel mehr mit dem Text von Hofmannsthal: ,Mit leichtem Herz und leichten Händen halten und nehmen, halten und lassen.‘ Sicher ist es tragisch, dass die Marschallin letztlich ihren jungen Liebhaber verliert, aber insgesamt steht sie über den Dingen. Und sie weiß stets, was sie tut.“

Mit großer Hingabe

Ähnliches gilt auch für Denoke selbst. Das wissen auch die Bayreuther Festspiele. Am Grünen Hügel hätte Denoke heuer die Brünnhilde in Wagners „Ring des Nibelungen“ singen sollen. Vergangenes Jahr hat die Künstlerin die Rolle zurückgelegt. Warum? „Ich habe mich intensiv und mit großer Hingabe mit dieser Partie auseinandergesetzt. Dann habe ich aber bemerkt: Wenn ich das jetzt singe, dann gehen viele Türen für immer zu. Meine Stimme wäre etwa nie wieder zu einer Marschallin zurückgekommen. Die Brünnhilde in der ,Walküre‘ hätte ich singen können. Im ,Siegfried‘ und in der ,Götterdämmerung‘ wäre ich aber an meine Grenzen gestoßen. Daher war die Absage nur logisch, auch wenn es mir es mir wirklich nicht leicht gefallen ist.“

Was die vielseitige Künstlerin als problematisch einstuft: „In Bayreuth hat man zwischen den einzelnen Brünnhilden nur einen Tag Pause. Das ist für die Stimme fast zu wenig.“ Kann die österreichische Kammersängerin Dirigent Franz Welser-Möst verstehen, der den Salzburger Mozart/Da Ponte-Zyklus auch wegen der Terminplanung abgesagt hat? „Ja, manche Veranstalter verlangen von den Künstlern zu viel.“

Statt der Brünnhilde ist somit im Wagner-Jahr eine andere, neue Partie dazu gekommen. Der Adriano im „Rienzi“ – „eine Rolle, an die ich gar nicht gedacht hätte“ An der Staatsoper wird Denoke weiterhin etwa eine „Parsifal“-Kundry singen. Und: „Sollte mir eines Tages ein Haus die Isolde anbieten, sage ich sicher nicht Nein.“

Mit viel Liebe

Zuvor aber ist Denoke am Ring mit einem „Herzensprojekt“ zu erleben, mit Liedern und Songs von Kurt Weill. Fast ein Jahr lang und „mit viel Liebe“ hat sich Denoke mit Pianist Tal Balshai und Norbert Nagel an diversen Blasinstrumenten auf dieses Weill-Programm vorbereitet. „Ich möchte Weill in seiner ganzen Bandbreite zeigen. Den deutschsprachigen Weill ebenso wie den amerikanischen. Weill war ein Komponist, der versucht hat, sich in jedem Land dem jeweils herrschenden musikalischen Stil anzupassen.“

Mit schöner Leichtigkeit

Daher spannt sich der Bogen auch von der „Ballade von der sexuellen Hörigkeit“ über „Surabaya Johnny“ bis zu „One life to live“ oder „Lonely House“. Dazwischen liest Denoke aus dem Briefwechsel zwischen Weill und Lotte Lenya. „Das Weglassen war hier die große Kunst“, sagt Denoke lachend. Und: „Ich werde die Lieder weder mit einer Opernstimme noch besonders jazzig singen. “ Eine Art Sprechgesang (bewusst mit Mikro) soll Weills Kunst verdeutlichen. Denn, so Denoke: „Ich mag dieses Schubladendenken – hier große Oper, dort Jazz – überhaupt nicht. Ich hoffe, dass insbesondere die amerikanischen mit einer fast schönen Leichtigkeit herüberkommen.“

Denoke: Die Fakten

Biografie: Angela Denoke wurde in Stade/Deutschland geboren und stammt aus einem musikalischen Elternhaus. Sie studierte erst Klavier, dann Gesang. Heute zählt die Sopranistin zu den führenden Opern- und Liedsängerinnen ihrer Generation. Sie tritt weltweit an allen bedeutenden Häusern auf.

Termine: „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss (mit u. a.: Peter Rose, Stephanie Houtzeel, Sylvia Schwartz, Dirigent: Jeffrey Tate) am 9., 13. und 17. Jänner. Solistenkonzert (Weill, mit Tal Balshai und Norbert Nagel) am 13. Februar.

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