André Heller: "Die Show ist in Afrika ein Mythos"

Heller im KURIER-Interview: Die Show ist in Afrika bei allen jungen, arbeitshungrigen, hochbegabten Artisten ein Mythos.
Am Dienstag feiert die Neuauflage von Afrika! Afrika! Premiere. Das Interview über das Bühnen-Spektakel.

Zwei Tage vor der Premiere der Erfolgsshow Afrika! Afrika! in Klagenfurt laboriert André Heller noch an einer Grippe, aber bis am Dienstag wird er wieder fit sein. 77 Artisten und Akrobaten entfachen dann ein Showfeuerwerk, für das es beim Tourneeauftakt in Baden-Baden Standing Ovations gab. Im Interview erzählt André Heller, warum er sich zur Neuauflage überreden ließ.

KURIER: Wie kam es zu der Neuauflage von „Afrika! Afrika!“?
André Heller:
Die Show ist in Afrika bei allen jungen, arbeitshungrigen, hochbegabten Artisten ein Mythos. Nun hat sich eine neue Generation, angeregt von den zahlreichen Szenen-Ausschnitten auf YouTube, selbst mit unbändigem Willen zu Meisterwesen des Tanzes, der Exzentrik, der Akrobatik ausgebildet. Als Folge haben diese Künstler meinem Seelenbruder, dem Choreografen George Momboye, und meiner Wenigkeit, über drei Jahre mit eMails, Videobotschaften und Briefen die Tür eingerannt: Wir sollten bitte unbedingt noch einmal eine Tournee wagen, um ihnen die Chance zu geben, unter würdigen Bedingungen das europäische Publikum zu erstaunen. Ich habe mich anfangs gewehrt, weil ich so intensiv meinen friedlichen Gartenprojekten hingegeben bin, aber dann schlussendlich zugestimmt, allerdings unter der Bedingung, dass es ein von Grund auf anderes und innovatives Theaterereignis und kein sündteurer Zirkus mehr wird. So sind jetzt 77 Ausnahmekönner aus 15 Ländern auf Reise, und es ist sehr sinnvoll und schön.

Glauben Sie, kann die neue Show den Erfolg von vier Millionen Zuschauer übertrumpfen?
Keinesfalls. Das Gastspiel dauert ja nur bis April 2014, während der Zirkus jahrelang unterwegs war. Wer sich das neue Programm also jetzt nicht anschaut, wird keine Chance mehr haben, es zu erleben. Das jahrelange, in ständig wechselnden, eher grauen Städten und Hotels, immerzu warten auf den magischen Augenblick der Abendvorstellung, hat damals viele Mitwirkende überfordert, heimwehkrank und in gewissem Sinn verloren gemacht.

Wie lange haben Sie an Ihrer neuen Show gearbeitet? Wie unterscheidet sie sich von der ersten?
Zunächst gab es vier Monate Proben in Guinea, Tansania, Senegal und der Elfenbeinküste und dann heuer von Anfang August bis Anfang Oktober in Deutschland. So konnte etwas, von der opulenten Optik, der Lichtregie, der Ausstattung, der exzellenten Band, aber besonders vom Schwierigkeitsgrad her völlig Neues entstehen. Liebenswert, grotesk und zumeist atemberaubend. Die Energie und Leuchtkraft der Unternehmung ist, was uns Gott sei Dank die Reaktionen von Publikum und Kritik bestätigen, ein rarer Glücksfall. Die Menschen gehen am Ende inspiriert, tanzend und mit einem frohen Herzen aus dem Theater.

Wie sehen Sie Afrika?
Afrika ist ein Riese an betörender Vielfalt und unterschiedlichsten Segnungen und Arten von Weisheit. Aber auch, wie es der Polarität entspricht, übervoll an Schrecken und Verwirrendem. Eine Palette mit Millionen von Nuancen. Das typische Afrika gibt es natürlich so wenig wie das typische Europa. Die sehr selbstbewussten jungen Herrschaften, mit denen ich hauptsächlich zu tun habe, stehen mit einem Bein in ihren alten Traditionen, den spirituellen Ritualen, Kunstformen und Geisterwelten und mit dem anderen, jede wache Stunde auf Arbeitschancen und menschenwürdige Zukunft hoffend, im Jetzt von Internet, Hip-Hop, Mode und häufig einer sehr lustvollen Form satirischen Humors. Beides spiegelt die Show.

Wenn man Ihre Show als Hommage an Afrika sieht, haben Sie auch schon einmal ein Hilfsprojekt in Afrika angedacht?
Aus den Zirkuseinnahmen haben wir jahrelang hohe Beträge für kulturelle Projekte in zahlreichen Ländern, oberhalb und unterhalb des Äquators zur Verfügung gestellt. Filme, Musikexperimente, Studierende, Literaturprojekte wurden in Kooperation mit der deutschen UNESCO Kommission und dem Goethe Institut gefördert. Diesmal unterstützen wir Auma Obama, die Schwester des US-Präsidenten, bei ihren exzellenten Hilfsprojekten in Kenia. Und mein Sohn und ich finanzieren seit 2007 eine von der Caritas betriebene Schule mit Wohn- und Essensmöglichkeiten sowie diverse Berufsausbildungen für die durch den grausamen Bürgerkrieg aus allen Gnaden gefallene sudanesische Kinder und Jugendliche.

Wäre es nicht besser, Frank Stronach hätte lieber in Hilfsprojekte in Afrika investiert anstatt in einen Wahlkampf?
Stronach ist auch bei Spenden sehr großzügig, aber mit den hohen Ausgaben, zugunsten seiner surrealen, wohl brachial gescheiterten, Politträume hätte er natürlich weltweit Zehntausende Leben retten und effiziente Hilfe zur Selbsthilfe für die Ärmsten der Armen leisten können. Dass einer Dutzende Millionen einsetzt, nur um sich sehr engagiert den eigenen Ruf zu beschädigen, erscheint mir unter keinem Gesichtspunkt ein besonders kluges Investment. Aber jeder hat ein Recht auf seinen Lernprozess.

Dieses Mal sollen es keine vier Millionen werden, aber immerhin 400.000 Tickets möchte André Heller mit der Neuauflage von „Afrika! Afrika!“ verkaufen. Rund zwei Stunden Show mit insgesamt 20 Acts und 77 Künstlern erwartet die Zuschauer in insgesamt 39 Tourstädten. Nach Deutschland kommt die Show nun nach Österreich. Neben den Künstleracts sind auch die 140 q LED-Wände als Bühnen-Architektur ein Highlight. Für die neue Show hat Heller die Höhepunkte der Zeltshow mit neuen, größtenteils in Europa bisher ungesehenen Attraktionen vereint.

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