Analyse: Warum nicht ORFeins verkaufen?
Ein altes Gespenst geht wieder um: Die Zerschlagung des ORF nach einer konservativen Wende in der Bundesregierung. ORFeins und Ö3 sind wegen ihres kommerziellen Kurses seit jeher Objekte der Begierde und der Kritik anderer Medienhäuser, sollte die historische ORF-Schutzmacht SPÖ aus der künftigen Regierung draußen sein, könnte es wieder ernst werden, hört man in den Hinterzimmern der Republik.
Der Herbst-Auftakt, wenn er als solcher gemeint sein soll, besteht aus dem Auftakt des Vorjahres: "Soko Donau" spielt heute die Folge "Stiller Abgang", die genau vor einem Jahr bereits das erste Mal lief. Damals sogar in einer Doppelfolge. Heuer läuft zuerst die Wiederholung der "Soko Donau" aus dem Vorjahr, auf die dann eine Uralt-Episode der "Soko Kitzbühel" aus 2011 folgt.
Champions League? Sky
Die schlechte Nachricht: Nach der Saison 2017/2018 gibt es auch keinen europäischen Klubfußball mehr als Zugpferd: Die Champions League teilen sich der Pay-TV-Sender Sky und der Streamingdienst DAZN. Beim zweiten UEFA-Bewerb, der Europa League machte Puls 4 erneut das Rennen – der ORF verzichtete auf ein Angebot.
"Bei diesen Summen können wir nicht mehr mit", erklärte Sportchef Peter Trost in einem Standard-Interview vom Juli zum Bieterkrieg auf dem Rechtemarkt. Das härteste Match steht erst bevor: Bis Jahresende will die Bundesliga entscheiden, wer ab kommendem Herbst ihre Matches überträgt. Das lukrativste Angebot legte mit 30 Millionen pro Saison bisher Sky – unter der Voraussetzung der absoluten Exklusivität. Dem ORF blieben dann nur mehr Kurzzusammenfassungen. Verlöre man die Bundesliga, "wäre das ein Fiasko", hört man aus dem Haus.
Ein Verkauf von ORFeins gilt jedenfalls intern als No Go: Zu sehr hängt der Werbemarkt an der jungen Zielgruppe (14– 49), die nur ORFeins bietet. Trotz positiver Quotenbilanz ist nicht zu leugnen: Die kritische Marke von zehn Prozent Marktanteil bei den 12- bis 49-Jährigen ist oft ünterschritten.
ORF-Chef Wrabetz kündigte bei seiner Bewerbung große Innovationen für den Sender an. Daraus wurde bis dato eine Arbeitsgruppe, die ORFeins neu aufstellen soll. Womöglich zu spät.
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