An diesen „Ring“ wird man noch lange denken

Götterdämmerung
Höchste Dramatik und feinste Nuancen bei Richard Wagners „Götterdämmerung“.

Es ist vollbracht; der „Ring des Nibelungen“ ist im Haus am Ring geschmiedet. Pünktlich an Richard Wagners 200. Geburtstag brach an der Wiener Staatsoper die „Götterdämmerung“ an – das gigantische Finale der Tetralogie, von deren Umsetzung wohl noch in Jahren geschwärmt werden wird. Mit Recht!

Denn nach einem guten „Rheingold“, einer exzellenten „Walküre“ und einem fabelhaften „Siegfried“ übertrafen sich Dirigent Franz Welser-Möst und das Staatsopernorchester auch bei der „Götterdämmerung“ selbst. Wiens Generalmusikdirektor setzt im „Ring“ auf höchste Dramatik, feinste Nuancen, legt alle Leitmotive offen, ohne je ins Schulmeisterliche abzugleiten. Welser-Mösts „Ring“ hat Kraft, ist packend und fordernd und entfacht eine ungeheure Sogwirkung.

Liebe und Hingabe

Das Orchester spielt so phänomenal, mit so viel Hingabe, ja mit Liebe. Da geht es nicht mehr um technisches Können (dieses ist ohnehin vorhanden), da geht es ausschließlich um die Interpretation. Und diese wiederum ist einfach atemberaubend. Doch nicht nur im Graben ereigneten sich klangliche Wunder. Auch auf der Bühne geschah oft Sensationelles.

Etwa dank Nina Stemme, die erstmals in Wien alle drei Brünnhilden (in „Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“) sang. Stemme bewies, dass sie in diesen Partien im Moment konkurrenzlos ist. Grandios, wie die Sopranistin vokal wie darstellerisch zur Höchstform auflief; seit Jahren hat man das in Wien nicht mehr so gehört.

Große Geschenke

Aber auch Tenor Stephen Gould machte als Siegfried diesen „Ring“ zur Sensation. Scheinbar mühelos meisterte er die extrem anspruchsvolle Rolle. Wortdeutlich, lyrisch, mit allen geforderten Höhen – ein veritabler Wagner-Held.

Dazu John Tomlinson als klug deklamierender Hagen, der auch im Herbst seiner Karriere über eine ungeheure Präsenz verfügt. Einzigartig: Elisabeth Kulman als Waltraute von Weltrang, ein Geschenk!

Wolfgang Bankl als Alberich, Caroline Wenborne als Gutrune, Boaz Daniel (Gunther), die guten drei Nornen (Monika Bohinec, Stephanie Houtzeel, Olga Bezsmertna) sowie die starken Rheintöchter (neben Houtzeel noch Ileana Tonca und Juliette Mars) komplettierten eine „Götterdämmerung“ der Superlative. Jubel.

KURIER-Wertung: ***** von *****

Szenenfotos der "Götterdämmerung"

An diesen „Ring“ wird man noch lange denken

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