Amerikas Polit-Rocker: Ein Erlebnis!

Serj Tankian, der vielseitige Sänger von System Of A Down
Prophets Of Rage und System Of A Down bescherten dem Festival endlich den ersten Höhepunkt.

Mit Supergroups ist das so eine Sache. Nicht immer wird etwas Magisches daraus, wenn man die Top-Stars aus einem Act mit denen eines anderen zusammenspannt.

Insofern wurde der Nova-Rock-Auftritt von Prophets Of Rage Freitagnacht mit Spannung erwartet. Die Band war voriges Jahr während der US-Wahlen gegründet worden und besteht aus Tom Morello, Brad Wilk und Tim Commerford (Gitarre, Schlagzeug, Bass) von Rage Against The Machine, Chuck D und DJ Lord von Public Enemy sowie B-Real von Cypress Hill. Tom Morello rief sie ins Leben – als "Elite-Task-Force von revolutionären Musikern, die diesem Berg von Wahl-Scheiße frontal gegenüberstehen – und zwar mit glühenden Verstärkern".

Tatsächlich glühten bei ihrem Auftritt am Nova Rock nicht nur die Verstärker, sondern auch die Fan-Herzen. Denn was diese Supergroup ablieferte, war eindeutig die – bis dahin – beste Show des heurigen Nova Rock.

Weil das Debütalbum erst im September erscheinen wird, spielten Prophets Of Rage viele Songs von Rage Against The Machine und einige von Public Enemy und Cypress Hill (unter anderen den Hit "Insane In The Brain"). Rock, Hip-Hop, Wut, Haltung und Botschaft mischten sich dabei zu einem rabiaten Sound, der – mit dem Feuer des unbedingten Wollens vorgetragen – nach den vielen "eh netten" Konzerten der Vortage endlich für ein unter die Haut gehendes "Wow"-Erlebnis sorgte.

Danach hatten es System Of A Down anfangs schwer: Der Sound passte nicht perfekt und Sänger Serj Tankian, der im August 50 wird, wirkte auch nicht mehr so agil wie noch vor vier Jahren, als die Band am FM4-Frequency zu Gast war. Und dann waren da auch noch die Regengüsse, die sporadisch, aber heftigst auf das Festival-Gelände niederprasselten.

Komplex

Trotzdem schafften es die Amerikaner, die wie Prophets Of Rage politisch motiviert sind, das Publikum zu begeistern. Und das mit einer Musik, die eigentlich für solche Events ungeeignet sein müsste: Hart ist sie ja, aber dabei auch anspruchsvoll und höchst komplex.

In fast jedem Song gibt es Rhythmuswechsel, permanent Brüche im Stil. Tankian, der ein guter Freund von Morello ist und schon bei Prophets Of Rage für einen Song mit auf der Bühne war, ist einmal der Metal-Shouter, klingt gleich drauf, als wäre er in der Oper und dann wieder wie Frank Zappa. Und die Stimmung wechselt genauso häufig. Es geht von Sehnsucht zu Wut, von Lebensfreude zu Nachdenklichkeit – in ein und demselben Song.

Trotzdem konnten System Of A Down mit der gewohnten Präszision in ihrem Spiel und Favoriten wie "Toxicity", "Chop Suey!" und "Aerials" alle begeistern.

Und dieses "alle" ist wirklich (fast) nicht gelogen. Denn die Beginner, die Rap-Gruppe um Jan Delay, spielte derweil auf der Red Stage – trotz perfektem Sound und einer beherzten Show – vor nur rund 1000 Fans.

Kommentare