Amazon-Video: "Mehr deutschsprachige Originale"

"You Are Wanted" auf Amazon
Christoph Schneider, Geschäftsführer von Amazon Instant Video Deutschland, über Serienpläne, Kultur und Fußball

Herr Schneider, „You are Wanted“ ist als erste, ursprünglich deutschsprachige Serie von Amazon Prime Video International gestartet. Wie lautet Ihre Bilanz, was hat es Amazon gebracht?

Christoph Schneider: You Are Wanted ist ein Volltreffer. Die Serie hat alle Erwartungen erfüllt, die wir in sie gesetzt haben und noch mehr. Es ist die erfolgreichste Serie aller Zeiten für Amazon Prime Video in Deutschland und Österreich. Unsere Kunden zeigen sich begeistert: You Are Wanted hat die meisten Top-Kundenrezensionen und auch international ist sie stark nachgefragt. Dazu kommt die immense Aufmerksamkeit, die wir medial für die Serie bekommen haben.

Wo ist die Serie am stärksten nachgefragt und welche Erkenntnisse hat man aus der Schweighöfer-Serie und ihrer Nutzung gewinnen können?

Amazon-Video: "Mehr deutschsprachige Originale"
epa05151151 German actor Matthias Schweighoefer (L) and Christoph Schneider (R), head of Amazon Instant Video Germany, pose after an Amazon Prime press conference on planned productions, in Berlin, Germany, 09 February 2016. Amazon has cast Schweighoefer for its first own television series produced by the streaming service in Germany. The plot of 'Wanted' focuses on a man whose life is turned upside down by a hacking attack. Schweighoefer is also set to direct. EPA/BERND VON JUTRCZENKA
You Are Wanted wurde für den deutschsprachigen Markt konzipiert und auf internationalem Niveau produziert. Man sieht – und soll sehen, dass die Serie in Berlin spielt. Aber die Geschichte ist so aktuell, dass auch Zuschauer in anderen Ländern davon angesprochen werden. Wir sind sehr glücklich, dass dieses Konzept aufgegangen ist:You Are Wanted wird weltweit viel gesehen, auch in Großbritannien und den USA. Natürlich istYou Are Wanted im deutschsprachigen Raum am stärksten nachgefragt – alles andere wäre auch erstaunlich. Hier ist Matthias Schweighöfer ein Superstar.

Eine weitere Staffel ist bereits geordert. Aber wie definieren Sie Erfolg bei einem solchen Produkt und wie schaut eigentlich die Antwort auf die Refinanzierungsfrage aus (z. B. Werbung generell, Werbung á la YouTube)?

Wir haben viele Maßstäbe für Erfolg: Wie viele Zuschauer sehen eine Serie? Wie viele haben alle Folgen dieser Serie gesehen? Wie bewerten unsere Kunden die Serie? Wie die öffentliche Kritik? Aber auch: Wie viele neue Kunden sind durch eine Serie auf Amazon Prime Video aufmerksam geworden? Das Tolle ist: You Are Wanted schließt in all diesen Kategorien top ab. Zur Finanzierung: Amazon Prime Video ist ein Subscription-Modell. Kunden zahlen einen Beitrag und dürfen dafür höchste Qualität erwarten, sowohl inhaltlich als auch technisch und alle Inhalte dabei vollkommen werbefrei.

Das Produktionsbudget bei Amazon Video soll international deutlich gesteigert werden. Die Rede ist von 4,5­­­­ Mrd. Dollar. Da wird wohl auch für den deutschsprachigen Markt etwas abfallen. Wie lautet hier generell die Strategie?

Wir werden unser Engagement im deutschsprachigen Raum weiter ausbauen. Neben der zweiten Staffel von You Are Wanted startet in diesem Jahr noch die Produktion an zwei weiteren deutschsprachigen Amazon Originals: Mit Deutschland86 geht die gefeierte Spionageserie Deutschland83 exklusiv bei Amazon Prime Video weiter. Und für Pastewka geht es zur Freude vieler Fans endlich in eine achte Staffel.

Liegt Ihr Fokus bei Eigenproduktionen auf international einsetzbare Serien/Filme? Wie sehr denkt Amazon bei Produktionen auch „lokal“, als deutschsprachig. Oder ist etwas wie es „Das Team“ der Öffentlich-Rechtlichen – also ein europäischer Ansatz eine Überlegung?

Wir stimmen unser Angebot sehr genau auf den deutschsprachigen Markt ab. Neben der gefeierten Amazon Original Serien wie The Man in the High Castle, The Grand Tour, Goliath mit Billy Bob Thornton oder Sneaky Pete von und mit Bryan Cranston sichern wir unseren Kunden auch gezielt Inhalte, die es vielleicht in anderen Amazon-Ländern nicht gibt. Dazu gehören z.B. Serien wie Fear the Walking Dead, Preacher, Vikings oder Lucifer. Daneben sind uns deutschsprachige Inhalte sehr wichtig, neben den Amazon Originals spielen dabei auch exklusive Filme wie z.B. Toni Erdmann eine Rolle oder Bullyparade – Der Film. Der eine ist schon, der andere wird exklusiv nach Kinostart bei Amazon Prime Video verfügbar sein.

Was sind die Stoffe, die Amazon interessieren? Was braucht es, würde ein Produzent anklopfen wollen? Sind es Machart, Schauspieler-Namen etc.? Wie will man sich von der Konkurrenz unterscheiden? Kann Amazon tatsächlich so etwas wie ein Hoffnungsträger für die Filmwirtschaft sein, während beim Free-TV gespart wird?

Wir wollen Serien zeigen, die einzigartig sind. Serien, die unsere Kunden so nicht überall, sondern nur bei Amazon Prime Video finden können. Das können einzigartige Geschichten sein, ein außergewöhnlicher Cast oder die besondere Machart – am besten alles zusammen. Wir glauben dabei daran, dass die besten Serien und Filme in einem Umfeld kreativer Freiheit entstehen.

In welchem Tempo wollen Sie den Bereich Eigenproduktion ausweiten bzw. sind auch Co-Produktionen etwa mit Free-TV-Partner vorstellbar? Wie soll der Angebotsmix aus Eigen-, Co- und Kaufware als Ziel aussehen?

Unser Ziel ist es, unseren Kunden die besten Serien und Filme zu bringen. Es gibt dafür keine Denkverbote. Bei unserem Amazon Original Bosch arbeiten wir mit der Produktionstochter Red Arrow von ProSibenSat.1 zusammen. Das Amazon Original Deutschland86 entsteht zum Beispiel in Zusammenarbeit mit RTL. Bei Amazon Prime Video sehen Prime-Mitglieder die Fortsetzung der gefeierten Serie Deutschland83 zuerst, RTL zeigt die neuen Folgen wahrscheinlich später. Im Übrigen ist unsere Zusammenarbeit mit den diversen Free-TV-Anbietern sehr gut. Wir lizensieren auch Serien wie den Tatortreiniger oder Hubert und Staller. Gleichzeitig strahlen Free-TV-Anbieter auch Serien wie Mr. Robot, Vikings, The Night Manager oder Lucifer aus, die zuvor bei Amazon Prime Video ihre Deutschland-Premiere hatten.

Konkurrenten (zB Sky) gehen auch in Bereiche von Show bis hin zu Kultur. Ist das für Sie ebenfalls Thema?

Grundsätzlich würde ich nichts ausschließen. Wir beschränken uns längst schon nicht mehr „nur“ auf Serie und Film. Mit dem Amazon Original The New Yorker Presents haben wir auch Kultur im Angebot und The Grand Tour ist eine klassische Show, die im Herbst übrigens in die zweite Staffel gehen wird.

Verlassen Sie sich bei Dokus weiter vor allem auf Kaufware?

Nein. Wir haben schon einige Eigenproduktionen im Angebot und mehr wird kommen: Am 5. Mai startet z.B. American Playboy – Die Hugh Hefner Story, eine Doku-Serie über den Playboy-Gründer. Für das laufende Jahr haben wir außerdem eine Dokumentation zum 24-Stunden-Rennen in LeMans angekündigt, wir begleiten Ausnahme-Tennisspieler Novak Djokovic und arbeiten an einer Doku-Reihe mit dem Rennstall McLaren.

Sportrechte – vor allem Fußball - habe insbesondere in Deutschland eine große Anziehungskraft beim Publikum. Welchen Zustand haben Sie dazu, denn Gerüchte gibt es viele?

Ja, es gibt viele Gerüchte. Und Gerüchte kommentieren wir nicht. Ich persönlich freue mich auf die Audioberichterstattung zu den Spielen der Deutschen Fußball-Bundesliga ab der kommenden Saison bei Amazon Music.

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