"Allied – Vertraute Fremde": Hochpreisige Spionage-Affäre im eigenen Ehebett

Brad Pitt und Marion Cotillard als schönes Spionage-Paar
Parfumiertes Weltkriegsdrama in Hochglanz-Besetzung.

Schon während der Dreharbeiten erhielt das Star-Vehikel "Allied" von "Forrest Gump"-Regisseur Robert Zemeckis unerwünschte Medien-Aufmerksamkeit, weil sie im Schatten der Trennung von Brad Pitt und Angelina Jolie standen. Vielleicht sieht Pitt auch deswegen so durchgehend angeschlagen aus.

An der Seite der schönen Marion Cotillard quält er sich durch ein parfümiertes Spionage-Drama aus dem Zweiten Weltkrieg, das an Leblosigkeit kaum zu überbieten ist. Wie in einem Themenpark für Geschichtsunterricht steckt Zemeckis seine Schauspieler und Schauplätze in teure Kostüme und bürstet sie auf Hochglanz. Schöne Menschen, exquisite Kleider, exorbitante production values: Kaum ein Bild in seinem Pseudo-Noir, an dem nicht ein imaginäres Preisschild hängt.

Cotillard als französische Spionin im Dienste der Alliierten bekommt in Casablanca einen franko-kanadischen Kollegen zugewiesen, den sie als Ehemann ausgeben soll. Nachdem es sich dabei um Pitt handelt, fällt diese Aufgabe nicht allzu schwer: In endlos zerdehnten Dialogen auf dem Dach ihres Hauses kommen sich die beiden näher: "Ich halte das Gefühl echt. So funktioniert es", erklärt sie ihr Erfolgsrezept als Agentin.

Echt fühlt sich allerdings nichts an. Selbst die erste Sexrunde zwischen den beiden auf dem Rücksitz eines Autositzes – noch dazu inmitten eines Sandsturmes! – wirkt in seiner Gepflegtheit wie eine veredelte Bildstrecke aus dem "Schöner Wohnen"-Magazin. Dann verausgabt sich August Diehl in Neuauflage seiner "Inglourious Basterds"-Rolle als Nazi vor dem Hitler-Bild – und schließlich ist der Krieg aus.

Im zweiten Teil verlagert Zemeckis den Spionage-Plot in das Innere der Ehegeschichte. Doch auch hier verspielt er jede Spannung im Angesicht seiner eigenen Vorgabe: Star-Kino produzieren zu wollen, um jeden Preis.

INFO: USA 2016. 124 Min. Von Robert Zemeckis. Mit Brad Pitt, Marion Cotillard.

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