"Alles Geld der Welt" ohne Kevin Spacey

Gail Getty (Michelle Williams) am Telefon.
Christopher Plummer ersetzt Kevin Spacey und will kein Lösegeld zahlen.

"Sie sehen zwar aus wie wir, doch sie sind anders: Sie sind die Superreichen, sie sind Gazillionäre: "Du bist ein Getty, das ist deine Bestimmung." Der, der das sagt, ist J. Paul Getty III., Enkel des reichsten Mannes der Welt. Gleich zu Beginn von Ridley Scotts ausfransendem Hochglanz-Thriller wird er in Rom entführt – und ab dann ringt seine Mutter (Michelle Williams) mit ihrem schnorrigen Schwiegervater um das Lösegeld. Zwar könnte der alte Ölmagnat die 17 Millionen Dollar für seinen Enkel locker aus der Handkassa bezahlen; aber hey, er hat 14 Enkel! Was, wenn die dann auch alle entführt werden? Da investiert der Alte schon lieber in ein Ölgemälde: "Dinge sind mir lieber als Menschen."

Bekanntlich hat Scott seine ursprüngliche Getty-Besetzung Kevin Spacey aus dem Film geschnitten, nachdem Vorwürfe von sexuellen Übergriffen erhoben worden waren. Gut möglich, dass schon aufgrund seines hohen Alters der Ersatz Christopher Plummer von vornherein die bessere Wahl gewesen wäre. Sehen wollte ihn in den USA trotzdem keiner, und der Film floppte. Zwar bemüht sich Plummer redlich, seinen alten Geizkragen mit philosophischer Weisheit auszustatten. Doch dass dieser seine Unterhosen im Badezimmer aufhängt und für Gäste ein eigenes Münztelefon bereit hält – dem hat er wenig hinzu zu fügen. Ansonsten kann sich Ridley Scott kaum für eine seiner Figuren so richtig erwärmen und lässt die Thriller-Handlung monoton vor sich hin plätschern. Mark Wahlberg als Ex-CIA-Agent hat wenig zu tun, außer dass er bei Michelle Williams einzieht und den Babysitter ihrer Kinder spielt. Am schlechtesten haben es die Italiener getroffen: Allesamt ein Haufen mafiöser Feiglinge. Da kann der Entführer dem jungen Getty nur einen guten Rat geben: "Raus aus Italien!"

Alles Geld der Welt. USA 2017. 132 Min. Von Ridley Scott. Mit Michelle Williams, Christopher Plummer.

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