"Alle Farben des Lebens": Transgender-Drama mit Soap-Geschmack

Elle Fanning (li.) und Naomi Watts in "Alle Farben des Lebens"
Elle Fanning spielt einen Teenager, der eine Geschlechtsumwandlung machen will.

Warum kann ihre Enkelin nicht einfach lesbisch sein, will die Großmutter wissen? Doch Ramona will nicht lesbisch sein, sondern einfach nur normal. Und normal heißt: ein Mann in einem Männerkörper sein; und nicht Ramona heißen, sondern Ray. Seit er vier Jahre alt ist, weiß Ray, dass er im falschen Körper steckt. Nun, im Alter von 16, möchte er eine Testosteron-Kur machen und mit der Geschlechtsumwandlung beginnen. Allerdings benötigt er dazu das Einverständnis der Mutter und des Vaters; und letzterer ist der Familie schon des längeren abhanden gekommen.

Die zierliche Elle Fanning, zuletzt in Nicolas Winding Refns Albtraum „The Neon Demon“ als Mädchen-Model der Inbegriff fetischisierter Weiblichkeit, weist im gefühligen Transgender-Drama das Frausein von sich. Während ihrer Verwandlung von Ramona zu Ray tritt sie als schmaler Knabe mit zartem Gesicht hervor. Ray trägt kurz geschorene Haare, weite Hemden und trainiert seinen Oberkörper; gleichzeitig drängt er seine Mutter zur Einwilligung in die Hormon-Therapie. Um die Problematik der Geschlechtsumwandlung nicht allzu schwermütig werden zu lassen, lockert Regisseurin Gaby Dellal das familiäre Szenario mit bemüht heiteren Konstellationen auf. Susan Sarandon als lesbische Großmutter sorgt mit ihrer patenten Lebensgefährtin für humorige Altersweisheiten; Naomi Watts als ratlose Alleinerzieherin muss sich tränenreich ihrer polygamen Vergangenheit stellen.

Das leicht ins Läppische lappende Familiengerangel ist es letztlich auch, das die Ernsthaftigkeit der Teenager-Transformation unterläuft. Alle dürfen sich gegenseitig ein bisschen anschreien, ein bisschen weinen, ein bisschen leiden. Die Wohlfühlzone wird trotz melodramatischer Momente aber nie verlassen. Vielleicht fühlt es sich deswegen auch ein bisschen nach Soap an.

INFO: USA 2015. 87 Min. Von Gaby Dellal. Mit Elle Fanning, Naomi Watts, Susan Sarandon.

KURIER-Wertung:

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