"Alien: Covenant": Monster-Geburt aus dem Rückgrat

Ein Besatzungsmitglied der „Covenant“ macht eine schauerliche Mutation durch
Regisseur Ridley Scott kehrt fulminant zu den Wurzeln seines Horror-Franchise zurück.

Zu schön, um wahr zu sein?

Nein. Ridley Scott hat mit seinem neuen "Alien"-Schocker "Alien: Covenant" (Kinostart: 18. Mai) ein düster funkelndes Glanzstück großen Unterhaltungskinos geschliffen. Mit "Alien: Covenant" kehrt er zu den gefeierten Wurzeln seines legendären Horror-Franchise zurück – und übertrifft damit sein umstrittenes "Alien"-Sequel "Prometheus – Dunkle Zeichen" von 2012 bei weitem.

In "Prometheus" war die Mannschaft des gleichnamigen Raumschiffes auf die Suche nach außerirdischen Lebewesen aufgebrochen und hatte dabei horrible Funde gemacht. Als Sequel von "Prometheus" setzt nun "Alien: Covenant" dessen Handlungsschleifen mit mehrjähriger Zeitverzögerung fort, atmet dabei jedoch verstärkt den Geist des Originals.

Sprich: Es gibt sehr viel mehr Xenomorphs, besser bekannt als Aliens – und zwar in so grausigen Ausführungen, wie man sie sich lieber gar nicht vorstellen mag.

Doch bis es dazu kommt, lässt sich Ridley Scott ausreichend Zeit, um das Kolonisatationsraumschiff "Covenant" und seine Besatzung vorzustellen. Die "Covenant", ein augenschönes Juwel mit einer Art goldenem Segel ausgestattet, ist auf der Suche nach einem neuen, für Menschen besiedelbaren Planeten. Durch einen Unfall wacht die Crew verfrüht aus ihrem künstlichen Tiefschlaf auf – und ab diesem Moment zieht der britische Regisseur einen Schleier der Melancholie über den Verlauf der Ereignisse.

Die Mannschaft selbst besteht zahlenmäßig aus einem entspannten Verhältnis von Männern und Frauen. Wieder spielt Michael Fassbender den undurchsichtig blassen Androiden an Bord: Während er sich in "Prometheus" David nannte, verkörpert er nun sein eigenes Update namens Walter.

Billy Cudrup als Befehlshaber der Gruppe porträtiert feinsinnig eine nervöse Mischung aus Unsicherheit und Autorität. Dass es seiner Leadership an Kompetenz mangelt, liegt von Anfang an offen auf der Hand. Und Katherine Waterstone als seine Gegenspielerin Daniels lässt auch keine Gelegenheit aus, seine Entscheidungen in Frage zu stellen. Mit ihrem burschikosen und patenten Auftreten ist sie eindeutig an Sigourney Weavers ikonische Heldenfigur Ripley angelehnt.

John Denver

Als die Crew plötzlich Signale von einem unbekannte Planeten empfängt, der – ausgerechnet! – John Denvers Hit "Country Road" singt – warnt sie vor voreiligen Reaktionen: "Zu schön, um wahr zu sein", befürchtet Daniels.

Wie recht sie damit behalten soll, erzählt Ridley Scott als sinistren Abgesang auf die Menschheitsgeschichte. Entgegen aller Warnungen, verlässt die Crew den geschlossenen Raum des Mutterschiffes und durchforstet die metallisch blaugraue Fjord-Landschaft des unbekannten Planeten. Satte Weizenfelder lassen auf fruchtbaren Boden hoffen – einzig die tödliche Stille wirkt unheimlich.

Wie sich die Alien-Keime in den Körpern der Besatzung einnisten und dann als Monster aus dem Rückgrat ahnungsloser Menschen hervorbrechen, steigert Scott zu haarsträubenden Schockeffekten. Zwar hat man solche Mutationen des Schreckens schon oft gesehen, doch kommen sie in unglaublich effektvollen Abwandlungen daher. Gleichzeitig variiert er gekonnt die unterschiedlichen Angstmomente, die sich in klaustrophobisch engen Räumen im Gegensatz zur unberechenbaren Weite nächtlicher Natur ergeben. Furiose Action-Sequenzen werden mit niederschmetternd nihilistischer Zivilisationskritik punktiert, bevor das atemlose, (etwas überlange) Finale einsetzt. Und natürlich wird auch Richard Wagner gespielt: "Einzug der Götter in Walhall".

Was sonst.

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