Niederländische Meister in der Albertina

Peter Paul Rubens Rubens´ Sohn Nikolaus mit roter Filzkappe, 1625-1627 Albertina, Wien
Die Albertina zeigt zum 10-Jahres-Jubiläum ihrer Neueröffnung niederländische Zeichnungen.

Eigentlich ist diese Ausstellung ein einziger Widerspruch. Da feiert die „neue “ Albertina ihr zehnjähriges Bestehen – als Institution, die sich mit globalen Großmuseen misst und sich rühmt, die Fokussierung auf Zeichnung und Grafik zugunsten eines vielstimmigen Konzerts aller Kunstgattungen aufgegeben zu haben. Und zum Jubiläum wird nun eine lupenreine Zeichnungs-Schau gegeben, die noch dazu dem Begründer der grafischen Sammlung, Herzog Albert von Sachsen-Teschen (1738-1822), huldigt.

Klaus Albrecht Schröder, seit 2000 Direktor des Hauses und Architekt seiner Neupositionierung, ist sich dieser Spannung bewusst: Er wolle „der alten Albertina seine Reverenz erweisen“, sagte er am Mittwoch.

Allein die Gewohnheit, mit großen Namen zu werben, ließ sich der Direktor nicht nehmen: „Bosch Bruegel Rubens Rembrandt“ heißt die Best-Of-Schau, die, so Schröder, besonders gut „Herzog Alberts Kennerschaft“ zeigt. Dass manche der gezeigten Werke nicht von Albert gesammelt wurden, sondern erst viel später ins Museum kamen, sei hier der Klarheit halber erwähnt.

Albert, der Statthalter

Der Schwiegersohn Maria Theresias, der von 1780 bis 1792 als Statthalter der österreichischen Niederlande wirkte, fand dort eine vielfältige Bildtradition vor. Die Zeichnung war dabei nicht bloß Entwurfsmaterial, sondern sammelwürdige Kunst.

Die politischen Hintergründe dieses kreativen Biotops– nicht zuletzt die Polarität von protestantischem Norden und katholischem Süden der Niederlande – bilden den Boden, auf dem Kurator Christof Metzger nun seinen Parcours ausrollt.

Bilder der Ausstellung

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Niederländische Meister in der Albertina

Kreativwirtschaft

Die riesigen Kirchenfenster-Entwürfe zur „Wurzel Jesse“ von Jan de Beer (1515 – ’20), die hinter einigen altniederländischen Miniaturen am Beginn der Schau hängen, machen die enorme Produktivität und internationale Vernetztheit der damaligen Künstler sofort augenfällig.

Das Spektrum der Bilder bleibt allerdings nicht auf religiöse Sujets, Porträts und Landschaften beschränkt: Das Gemisch aus Macht und wirtschaftlichem Erfolg, Religiosität und Moralvorstellungen, das die Niederlande im 16. und 17. Jahrhundert bestimmte, macht die Bilderwelt vieldeutig, selbstkritisch, widersprüchlich.

Pieter Bruegels „Maler und Käufer“ (1565) etwa ist ein Königsbeispiel dafür, wie sich die Altmeister selbst über den Sammlerkult ihrer Zeit lustig machten: Der „Käufer“, der in diesem Bild hinter dem Maler steht, ist ein kurzsichtiger Narr, der nur rasch zum Geldbeutel greift.

Animierte Todsünden

Bruegels Serie der „Sieben Todsünden“, ein Sammelsurium an fantastischen Gestalten und teils derben Szenen, wird in der Albertina- Schau durch eine hinreißende Animationsfilm-Reihe des jungen Künstlers Antoine Roegiers zum Leben erweckt. Mit der Serie, die motivisch der bizarren Welt des Hieronymus Bosch ähnelt, moralisierte Bruegel ebenso, wie er die Schaulust seines Publikums bediente.

Ohne (adlige wie bürgerliche) Sammler, die derlei Bilder begierig konsumierten, hätte die niederländische Kunst freilich nie ihre Strahlkraft erlangt. Rembrandts „Hundertguldenblatt“ gehört zu jenen Exponaten der Albertina-Schau, die schon zur Zeit ihrer Entstehung das Publikum verzückten – und es heute noch immer tun.

Doch erst die scheinbar locker hingeworfenen, oft im privatem Rahmen entstandenen Bilder – darunter Rembrandts „Eine junge Frau wird frisiert“ (1635), Rubens’ Studienblätter und Bilder seiner Kinder und Verwandten – ermöglichen es, den Meistern wirklich nahezukommen, ja ihnen über die Schulter zu schauen. In dieser Qualität ist die Albertina-Sammlung tatsächlich unschlagbar.

Die Jubiläumsausstellung: Bis 30. Juni

Meisterwerke: „Bosch Bruegel Rubens Rembrandt “ ist bis 30. Juni in der Basteihalle der Albertina zu sehen (täglich 10–8 Uhr, Mittwoch 10–21 Uhr). Gezeigt werden 170 Werke aus dem Bestand des Museums.

Info: www.albertina.at

Katalog: Der umfassende Katalog (Hg. Klaus Albrecht Schröder und Christof Metzger, mit Beiträgen von Marian Bisanz-Prakken, Eva Michel, Erwin Pokorny u. v. a.) ist im Hatje Cantz Verlag erschienen. 336 Seiten, 29 € (deutsch), 32 € (englisch).

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