Albertina-Chef will Zeitlimit für Ansprüche auf Restitution

Klaus Albrecht Schröder: Ende der Ansprüche ab ca. 2045.
Klaus Albrecht Schröder spricht sich für ein Zeitlimit auf Restitutionsansprüche für NS-Raubkunst aus.

Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina in Wien, spricht sich im Art Newspaper für ein Zeitlimit auf Restitutionsansprüche für NS-Raubkunst in öffentlichen Museen aus. "Die internationale Gemeinschaft sollte sich für einen vernünftigen Zeitrahmen von 20 bis 30 Jahren von heute entscheiden", wird Schröder in dem Artikel, der am Montag online ging, zitiert. "Wenn wir kein Zeitlimit etwa 100 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzen, sollten wir uns fragen, warum Ansprüche, die Verbrechen während des Ersten Weltkrieges betreffen, nicht auch gültig sind; warum wir nicht über die Konsequenzen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870–’71 diskutieren oder die Restitution von Kunstwerken verlangen, die in früheren Kriegen gestohlen wurden."

Auf KURIER-Nachfrage ließ Schröder, der derzeit im Urlaub weilt, diese Aussagen bestätigen.

Widerspruch kommt u. a. von der Israelitischen Kultusgemeinde, deren Präsident Oskar Deutsch im zitierten Artikel anhaltende Provenienzforschungen und Restitutionsbemühungen einmahnt. Für weitere KURIER-Nachfragen war am Montag kein IKG-Vertreter erreichbar.

Über die Modalitäten und den Umfang der Kompensation für von Nazis geraubtes Kulturgut treten immer wieder eklatante Auffassungsunterschiede zutage. Erst im Februar hatte Sammler-Sohn Diethard Leopold im KURIER gemeint: "Je länger der Holocaust hinter uns liegt, desto weniger gerecht sind Naturalrestitutionen."

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