"Agnus Dei – Die Unschuldigen": Heimliche Geburtshilfe im polnischen Nonnenkloster

Trügerischer Friede im Kloster: "Agnus Dei - Die Unschuldigen"
Eine junge Ärztin entdeckt ein erschütterndes Geheimnis im Nonnenkloster.

Polnische Nonnen haben sich zu ihrem Gottesdienst versammelt. Andächtiger Gesang erfüllt die Klosterhallen. Nur manchmal durchzucken seltsame, ferne Schreie das fromme Lied, das lässt die Nonnen aber unbeeindruckt. Nur eine Schwester schleicht sich heimlich aus dem Stift und holt eine Ärztin vom Roten Kreuz.

Was diese im Konvent vorfindet, ist gleichermaßen erschütternd und schockierend. Sieben junge Klosterschwestern sind hochschwanger und stehen kurz vor der Geburt. Sie wurden von russischen Soldaten vergewaltigt, die im Kloster wüteten. Die Nonnen stehen vor dem Abgrund. Der Zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen, der Kalte Krieg beginnt. Ein Gang zu den Behörden ist unmöglich, bei Auffliegen des Verbrechens droht die Auflösung des Klosters. Gleichzeitig empfinden die Nonnen ihren Zustand als tiefe Schande.

Aus diesem dramatischen, historisch akkuraten Stoff entwarf Anne Fontaine ein tief empfundenes, aber klar und nüchtern erzähltes Porträt einer prekären Frauengemeinschaft. Mitgefühl, aber Unverständnis empfindet die junge kommunistische Ärztin zuerst gegenüber den katholischen Frauen. Erst langsam enthüllt sich unter den Ritualen ein komplexes Gewebe an Empfindungen, deren Intensität die kühlen Bilder durchdringt. Ein gefasstes Melodram der implodierenden Gefühle.

INFO: F/PL 2016. 115 Min. Von Anne Fontaine. Mit Lou de Laâge, Agata Buzek.

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