Agatha Christie: Krimis als Propaganda-Mittel

Während in Wien die Kriminacht über die Bühne ging, wurde in England ein Essay der beliebten Krimi-Autorin Agatha Christie nach fast 70 Jahren erstmals veröffentlicht.

Die Wiener Kriminacht lieferte in der Nacht auf Mittwoch erneut den Beweis: Krimis erfreuen sich ungebrochen großer Beliebtheit. Zu den bekanntesten und beliebtesten Krimi-Autorinnen zählt nach wie vor Agatha Christie. Jetzt wurde in ihrer englischen Heimat ein lange verschollenes Essay der 1976 verstorbenen Autorin veröffentlicht.

Wie die Online-Ausgabe der Tageszeitung Guardian berichtet, ist sie darin voll des Lobes für die Virtuosität der britischen Kriminalgeschichte. Arthur Conan Doyle sei ein Pionier der Detektivgeschichte, John Dickson Carr der König der Kunst der Irreführung. 

Agatha Christie: Krimis als Propaganda-Mittel

Sich selbst sieht die beliebte Autorin deutlich kritischer: "Mein eigener Hercule Poirot ist manchmal eine bisschen peinlich für mich." Und weiter: "Ich würde jungen Krimilautoren einen Tipp geben: Seien Sie vorsichtig bei der Wahl Ihres Hauptcharakters – Sie könnten ihn für sehr lange Zeit mit sich tragen!" Sie selbst könne sich dann auch lediglich als fleißige Handwerkerin sehen – wenn sie auch von einem amerikanischen Magazin den Titel "Duchess of Death", Herzogin des Todes, erhalten habe.

Agatha Christie: Krimis als Propaganda-Mittel

Das Essay war erstmals 1945 als Vorwort in der Neuaflage des 1933 erschienenen Krimis "Ask a Policeman" ("Fragen Sie einen Polizisten"), einem Gemeinschaftsprojekt des britischen "Detection Club", veröffentlicht worden. 1947 erschien es dann in einer russischen Zeitschrift. David Brawn, der das Essay jetzt veröffentlichte, erklärt im Interview mit dem Guardian den Grund für das überschwängliche Lob ihrer Kollegen: "Agathe Christie schrieb das Essay im Auftrag des britischen Informationsministeriums, das es weltweit verbreiten wollte. Es ist wirklich ein Stück Propaganda. Ich denke sie versuchten den britischen und westlichen Lebensstil hervorzuheben indem sie Agathe Christie baten dieses Essay über die britische Krimi-Szene zu schreiben."

Fast 70 Jahre später hat dieses Lob nun auch Österreich erreicht. Etwas spät. Denn mittlerweile dominieren nicht nur in Wien die skandinavischen Krimiautoren die Szene. Davon konnte man sich in der Wiener Kriminacht ein Bild machen. An mehr als 60 Locations lasen heimische und internationale Autoren aus ihren Werken. Einer der meistbesuchten Orte war in dieser Nacht das Gartenbaukino, wo der Däne Jussi Adler Olsen mit der Vorstellung seines neuen Thrillers "Verachtung" mit die meisten Besucher anlocken konnte.

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