Afrika Vitamina uh ah: Das Prinzip Schas

Der EU-Bauer: Gags über die hässliche Frau
Villacher Fasching: Falls die Außerirdischen doch nicht kommen, muss uns das nicht wundern.

*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*

Was würde ein Außerirdischer, zu Forschungszwecken auf die österreichische Erde geschickt, wohl über uns nach Hause berichten?

Vielleicht dieses:

„Ihr heiliges Buch trägt den Titel ,Darm mit Charme‘, was gleichzeitig auch eine gute Kurzzusammenfassung ihrer Zivilisation ist.

Davon abgesehen beten sie den Schnee an. Zu bestimmten Zeiten im Jahr lassen sie sich von automatischen Ziehmaschinen in großen Prozessionen auf die Gipfel befördern, von wo sie auf Gleitbehelfen wieder zu Tal rutschen. Dieser Vorgang wird so oft wiederholt, bis sie sich die Beine brechen oder vor Erschöpfung Rasthütten aufsuchen, wo sie mit Erdöl gefüllte Klumpen aus Teig und Dämm-Material zu sich nehmen und dabei ,Höllehöllehölle‘ schreien.

Ebenfalls eine religiöse Handlung ist das Grillen, welches ein von April bis Oktober praktiziertes Fastenopfer darstellt: Das dickste Männchen der Gruppe verwandelt dabei Fleisch in Kohle, während die Gemeinde Salat und trockenes Brot mit Senf verzehrt. Nicht mit dem Grillen zu verwechseln ist das Braten, auch dieses dient nicht der Nahrungsaufnahme, sondern der Fortpflanzung.“

Vielleicht würde der Außerirdische auch einfach einen Mitschnitt des „Villacher Faschings“ nach Hause schicken. Es gibt ja die Theorie, dass der „Villacher Fasching“ in Wahrheit gar keine Unterhaltungssendung ist, sondern eine Dokumentation.

Leilei im Tsenter

Wie auch immer. So sah er heuer aus:

Zu Beginn hopsen Frauen über die Bühne, die so gekleidet sind, als wären sie Assistentinnen in einer mexikanischen Game-Show, dabei wedeln sie mit Armen und Busen. Danach kommt ein Lied, welches die Pointe „Trump-eltier“ enthält. Während dieses Vorgangs wird sehr häufig „Leilei“ gerufen.

An dieser Stelle ist ein Einschub nötig: „Leilei“ ist das wichtigste Wort des Abends. Es wird immer dann angewendet, wenn das Publikum besonders laut lacht – und immer dann, wenn es nicht lacht. Im ersten Fall bedeutet es: Wir sind froh, dass ihr die Pointe kapiert habt und trotzdem lacht. Im zweiten Fall: Wir sind froh, dass ihr die Pointe kapiert habt, aber nicht erfreut, dass ihr nicht lacht, seid doch so nett, und tut so, als ob ihr sie gut findet. „Leilei“ kann aber auch heißen „Ich hab den Text vergessen“ oder „Ich muss aufs Klo“ oder „Die Dame auf dem Balkon lässt vor lauter Begeisterung gleich ihren Busen ins Parkett entgleisen“. Einschub Ende.

Danach kommt ein Schenkelklopf-Ballett (wirklich), Frauen in gelben Uniformen mit kurzen Röcken marschieren über die Bühne, ein Mann spricht die Worte „liebwerte Damen und geehrte Herren“ sowie „Villacher Kongress-Tsenter“ sowie mehrmals „Leilei“.

Eine Frau wird als Prinzessin vorgestellt, ein Mann als Prinz, er nennt sie „mein Prinzesserl“, danach rufen beide „Leilei“. Es folgt ein Gedicht, in dem sich „Motorblock“ auf „Auto-Doc“ reimt. Dann singen alle das Villacher-Fasching-Lied, in dem leider oder zum Glück nur die Worte „Leilei“ zu verstehen sind. Danach brüllt der Prinz „Garde, Marsch!“ und die gelben Damen verlassen den Raum.

Nein, der Manfred

Eine Frau betritt den Raum und schreit „Coco bello Afrika Afrika Vitamina uh ah!“. An dieser Stelle erreicht die Stimmung einen ersten Höhepunkt. Drei Männer nehmen in Strandliegen Platz und einer von ihnen erklärt: „Bello sogt die ollawäu? Da Hunde-Strond is weita oben!“ An dieser Stelle erreicht die Stimmung einen zweiten Höhepunkt. Es entspinnt sich eine Szene, deren Witz darauf beruht, dass die Männer „caldo“ mit „kalt“ übersetzen, sich „Chianti“ auf „Avanti“ reimt, „live dabei“ auf „Leilei“, und jemand auf die Worte „sessanta otto“ antwortet: Nein, der Manfred.

Schließlich wird folgendes Gedicht vorgetragen:

„Wohl gerundet sei das Weib/wohl gepolstert sei ihr Leib/es war ja wirklich deppert/wenn man hingreift und es scheppert“.

Muss man erwähnen, dass die Stimmung an dieser Stelle einen dritten Höhepunkt erreicht? Muss man nicht.

Anschließend kommen die gelben Frauen zurück und wackeln mit den Popos.

Es folgt eine Szene mit einem Ehepaar. Der Witz speist sich aus dem Widerspruch, dass dieses Ehepaar es bedauert, so wenig Sex zu haben, aber mehr Sex noch schlimmer fände. Abgesehen davon besitzt sie seiner Ansicht nach zu viele Schuhe, während er ihrer Ansicht nach zu oft in den Baumarkt will.

Schiere Raserei im Saal.

Dass er statt Bier „Hopfen-Smoothie“ sagt, ist der Stimmung nicht abträglich.

Drei dicke Herren sowie ein dünner Mann in rosa Sakko, zu kurzen Hosen, grünen Socken und Gesundheitsschuhen betreten die Bühne. Große Heiterkeit. (Im Theater nennt man das einen Kostüm-Lacher.) Der rosa Mann führt vor, wie ein Deutscher spricht, was so klingt wie ein Österreicher, der versucht, einen Deutschen nachzuahmen. Das Publikum ist darüber hoch erfreut, vor allem, als ein Witz sein Kommen per berittenem Boten ankündigt, der auf dem Doppelsinn des Begriffs „Geschäft machen“ beruht.

Die vier Männer singen dann, was gar nicht schlecht klingt, zumal sie dabei keine Witze erzählen können. Leider singen sie nicht den ganzen Abend.

Die ORF-Kameras zeigen unentwegt Andy Lee Lang, Jazz Gitti und Karl Merkatz im Publikum. Prominente sind offenbar nicht anwesend.

Vom folgenden Sketch ist zu berichten, dass er sich am Widerspruch abarbeitet, wonach Frauen gut kochen können, aber selten kochen wollen. Den Dialog „Bier oder Wasser?“ – „Samma durschtig oder dreckig?“ wird man möglicherweise noch am Burgtheater spielen. Möglicherweise aber auch nicht.

Nunmehr singen zwei Männer, zwei Frauen und ein als Frau verkleideter Mann ein langes Lied, in dem sich „Wahl“ auf „Qual“ reimt und das in der schönen Zeile gipfelt: „Hollari, Hollaro und Leilei.“

Es folgen eine Trump-Parodie (erkennbar an der Krawatte), eine Merkel-Parodie (erkennbar an der Handhaltung) und die Pointe „Mandarinen-Koalition – Kern-los“. Danach wird ein Computer-Sketch zum Vortrag gebracht, in dem der Begriff „Browser“ zur Überraschung des Publikums durch einen Dusch-Kopf illustriert wird.

Im Anschluss tanzen Männer und Frauen mit Besen sowie wenig an.

Schas-tin Bieber und der Hund

Nun tritt ein Mann mit Boxhandschuh auf, welcher die Behauptung aufstellt, der Bundespräsident habe seinen ersten Staatsbesuch in Ungarn gemacht, um seine Zähne zu richten, und des weiteren sagt „Physiotherapeut? Nein, bitte nix mit de Fiaß!“ Außerdem gibt es einen sehr komplizierten Witz, in dem ein Hund ein Handy frisst und nachher Melodien von Schas-tin Bieber und Lady Gaga furzt. Der Witz sorgt für Heiterkeitsausschreitungen im Publikum, weswegen das Prinzip „Schas“ später noch einmal zur Anwendung kommen wird.

Jetzt tanzen Frauen und wackeln mit Körperteilen.

Eine Band begibt sich auf die Bühne und singt „Brieftroga“ statt „Großvater“ sowie „Blunzenfett durch die Nacht“ sowie mit Ulli Baer „Der Durscht“. Einige wenige Töne waren sogar richtig, die anderen wurden angeblich in Arnoldstein von der Polizei gestoppt, als sie einen Reisebus nach Kuba entführen wollten.

Danach tanzen Mädchen usw.

Es folgen eine Silbereisen-Parodie (erkennbar am Sakko), eine Heino-Parodie (erkennbar an der Brille), eine Michelle-Parodie (erkennbar daran, dass die Figur Michelle hieß) und eine Helene-Fischer-Parodie (nicht erkennbar). Im Publikum macht sich Unruhe breit, der Abend beginnt, sich nach Austrinken und Heimgehen anzufühlen.

Schas-Partei

Deshalb wird an dieser Stelle der sogenannte „EU-Bauer“ auf die Bühne geschickt, der angebliche Höhepunkt des Abends. Er macht kein Hehl daraus, dass er mit der Wahl des neuen Bundespräsidenten nicht einverstanden ist („drei Wahlgänge für einen Kandidaten, den niemand braucht“) und ringt sich die Pointe ab: „Die Hundstage sind vorbei, jetzt dürfen wir wieder bellen“, wobei „bellen“ möglicherweise eine subtile Anspielung auf den Namen des Bundespräsidenten darstellen könnte.

Außerdem geben sich folgende Konstrukte als Pointen aus: „Weihnachtskrippe-Vogelgrippe“, „In Deutschland gibt’s keinen Billa, die haben keinen Hausverstand“, „Die Israelis haben nur eine Schas-Partei“ (an dieser Stelle wirkt das Publikum verwirrt), „Der Kern kam von der Bahn zum Zug“ sowie diverse Gags darüber, dass seine Frau hässlich ist.

Die Unruhe im Publikum wächst, weshalb jetzt das Ende kommt und man singt „Es war schön, so schön, so wunderschön, es war wirklich ganz famos“ sowie „Leilei, da ist jeder gern dabei“ sowie „Olle schunkeln vur und z’ruck und hin und her/denn im Fasching ist das gar nicht schwer“.

Danach ist es aus.

Falls uns die Außerirdischen nächste Woche nicht besuchen, sollte uns das nicht unbedingt wundern.

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