Ästhetisch inszenierter Belcanto in Graz

Ästhetisch inszenierter Belcanto in Graz
Die Erstaufführung von Donizettis "Maria Stuarda" an der Grazer Oper brachte ein atemberaubendes Bühnenbild, aber auch musikalische Schönheit.

Ein hoher metallener Turm fährt zum Finale hoch. Oben steht ein hünenhafter Henker. Die Titelheldin schmiegt sich voll Todessehnsucht an ihn. Fast erotisch zieht er sie aus, bis sie im blütenweißen Hemd dasteht. Dann schüttet er Blut aus einem Kelch über sie. Riesige Felswände mit reliefartiger Ornamentik, raffiniert angestrahlt, umgeben das Geschehen.

Stefano Poda hat bei Gaetano Donizettis "Maria Stuarda" – erstmalig am Grazer Opernhaus – überwältigende Bilder von atemberaubender Ästhetik geschaffen. Er zeichnet für Inszenierung und Ausstattung verantwortlich.

Spannung

Die Bewegungen der Darsteller sind meist völlig verlangsamt. Die Auftritte erfolgen über die Drehbühne oder die Versenkung, wo der italienische Regisseur als Kerker der Maria Stuarda einen schwarzen Kasten mit überdimensionalen, verwitterten Köpfen herausfahren und auch den Sohn und den Geliebten auftauchen lässt. Klagenfurt darf auf Podas Inszenierung der "Tosca" im Mai am Stadttheater schon gespannt sein.

Margareta Klobucar singt die Maria zwar mit leichten, klaren und sauberen Tönen, berührt aber nur beschränkt. Dshamilja Kaiser als ihre Gegenspielerin Elisabetta verfügt über ein dramatisches Stimmvolumen, das in den tieferen Lagen etwas zu vibratoreich wird. Iurie Ciobanu erweist sich mit seinem schön geführten Tenor als idealer Leicester. David McShane ist ein kerniger Cecil, Wilfried Zelinka ein solider Talbot.

Der quirlige Gaetano d’Espinosa am Pult der Grazer Philharmoniker weiß Schönheit und Reichtum der Melodien frisch und luzid auszuloten.


KURIER-Wertung: **** von *****

Kommentare