Die Vertreibung der Eleganz
Als Ralph Fiennes seine Rolle als exquisiter Concierge in dem Film "The Grand Budapest Hotel" einstudierte, half ihm sein Regisseur Wes Anderson bei der Vorbereitung. Er zeigte ihm Filme von einem Schauspieler, den er schon sehr lange liebte: dem Wiener Adolf Wohlbrück.
Wohlbrück spiele mit einer wunderbaren Präzision, die ihn sehr inspiriert habe, schwärmte Fiennes im KURIER-Interview über den Kollegen.
Er brillierte unter anderem in britischen Vorzeigefilmen wie Michael Powell & Emeric Pressburgers "Die roten Schuhe" (1948) oder spielte den rachsüchtigen Dr. Falk in deren Fledermaus-Adaption "Oh...Rosalinda!!" (1955).
Das österreichische Filmmuseum zeigt nun (noch bis 5. Mai) eine Werkschau des großartigen Schauspielers und Max-Reinhardt-Schülers, in dessen markantem Tonfall immer auch ein leiser Hauch der Ironie mitschwingt.
Adolf Wohlbrück, am 19. November 1896 in Wien geboren, schien die Eleganz angeboren – als wäre er bereits im Smoking auf die Welt gekommen. In seiner Rolle als süffisant-charmanter Gesellschaftsmaler Paul Heideneck in Willi Forsts erstklassigem Film "Maskerade" (1934) malt und verführt er die Damen der Oberschicht in Serie. Als er eine seiner Kundinnen – die Gattin eines ehrbaren Chirurgen – nur mit Muff und ansonsten nackt zeichnet, entfesselt er einen veritablen Skandal im frivolen Wien. Erst die brave Paula Wessely als Leopoldine Dur schafft es, die Wogen zu glätten und dem umtriebigen Galant die Fesseln der Ehe anzulegen.
Kosmopolit
In einer fünfminütigen Kamerafahrt verwandelt dieser ein Pariser Filmstudio in das nostalgisch-morbide Wien der Jahrhundertwende. Mit Zylinder, Frack und Spazierstock setzt er Schnitzlers berühmtes Liebeskarussell in Gang.
Auch hier ist Wohlbrücks Stimme mit dem Unterton der leichten Weltenmüdigkeit wieder unverwechselbar und sein Spiel von – wie sagte Ralph Fiennes doch so schön? – von wunderbarer Präzision.
Kommentare