A-ha: Schreiduelle stärken Zusammenhalt

A-ha sind Morten Harket, Pal Waaktaar-Savoy und Magne Furuholmen (v. li.)
Interview mit Morten Harket über das Unplugged-Album, "Take On Me" und die Zukunft des Trios.

Es ist kühl in Giske – auch wenn die Tage um den 22. Juni die längsten des Jahres sind und auf der Insel vor der Stadt Ålesund die Sonne nicht untergeht. Das raue Klima prägt das Gebiet am Einfahrtstor zu den beeindruckendesten Fjorden Norwegens.

Für a-ha ist diese wilde Natur nichts Exotisches. Deshalb war es der ideale Ort für das Trio, das 1985 mit dem Welthit "Take On Me" startete, um das Unplugged-Album "Summer Solstice" aufzunehmen. "Wir haben zuerst viele für uns exotische Locations in Erwägung gezogen", sagt Keyboarder Magne Furuholmen. "Aber dann war uns wichtiger, den Fans ein exotisches Erlebnis bieten zu können."

Gerade ist dieses Erlebnis als Album und DVD erschienen. Im KURIER-Interview erzählt Sänger Morten Harket, warum die Fans 32 Jahre darauf warten mussten und wie es seine Band zusammengeschweißt hat.

KURIER: Es ist erstaunlich, dass Sie erst jetzt ein "Unplugged"-Album aufgenommen haben. Woran liegt das?

Morten Harket: Wir sind schon seit 15 Jahren immer wieder gefragt worden. Aber aus irgendwelchen Gründen hat es bis jetzt nie geklappt. Als wieder die Anfrage kam, dachte ich: ,Jetzt oder nie!’ Also habe ich einiges an Energie reingesteckt, dass ich es diesmal einrichten kann. Ich war anno dazumal ja der erste, der für die Idee Feuer und Flamme war. Aber als es dann ein paar Mal nicht klappe, hatte ich das Interesse verloren. Dafür waren dann wieder Magne und später Pal total daran interessiert. Es ist halt eine Sache, die unheimlich viel Arbeit braucht.

Warum eigentlich, wenn fast alle Ihrer Songs ohnehin auf akustischer Gitarre oder dem Klavier geschrieben wurden?

Ja, aber es war von Anfang an für uns alle klar, dass wir unsere Songs nicht nur sozusagen akustisch covern wollten. Wir wollten ihnen stattdessen eine Chance geben, etwas Anderes zu werden. So haben wir Lars Horntveth gebeten, der aus einem Jazz-Background kommt und mit Orchestern arbeitet, die Arrangements zu erarbeiten. Er lieferte uns dann etwas, auf das wir reagieren konnten und die Songs so neu entdecken. Es war ein intensiver Prozess, hat uns aber auch näher zusammengebracht.

Was war intensiv und was hat Sie näher zusammengebracht?

Lars hat unsere Musik komplett zerlegt und auch Teile aus Songs rausgenommen. Das haben wir natürlich zuerst gehasst und es gab einige Schreiduelle. Aber genau dafür hatten wir ihn engagiert. Wir wollten jemanden, der alles infrage stellte, wofür wir als Band stehen. Zusammengebracht hat es uns, weil wir dadurch gemerkt haben, dass wir alle instinktiv die gleichen Reaktionen auf seine Arbeit haben. Normalerweise, wenn wir nur zu dritt mit unseren Synthesizern arbeiten, zeigen sich eher die Differenzen. Erst als eine Art Attacke von Außen kam, haben wir – mit einiger Überraschung – entdeckt, warum wir gemeinsam in einer Band sind.

Der Song, der unplugged drastisch die Atmosphäre geändert hat und sehr melancholisch kingt, ist „Take On Me“ . . .

Das klingt hier tatsächlich wie ein Psalm und könnte auch in der Kirche gespielt werden. Möglicherweise ist aber melancholisch nicht das richtige Wort, denn das wird immer mit traurig assoziiert. Aber die seelenvolle Seite unserer Musik wird mit diesen Arrangements sicher stark akzentuiert.

A-ha: Schreiduelle stärken Zusammenhalt
Ocean Sound Studio wo A-ha Unplugged aufgenommen haben

Sie haben einmal in Rio eine Show für 200.000 Leute gespielt. Die hält noch heute den Rekord, für das Konzert, für das je die meisten Karten gekauft wurden. Wussten Sie damals, dass Sie damit Geschichte schreiben werden?

Das war glaube ich 1991 und es waren nur fast 200.000. Im „Guinness Buch der Rekorde“ steht glaube ich 194.000 zahlende Besucher. Aber nein, dass etwas Geschichte schreibt, weiß man immer erst im Nachhinein. Es wundert mich selbst, dass dieser Rekord immer noch hält. Wir haben in Südamerika und speziell in Brasilien immer noch ein sehr großes Publikum. Was mich auch erstaunt, weil unsere Musik ja nichts mit Latin-Sounds zu tun hat.

Sie sagten bei der Reunion 2015, dass a-ha nicht für immer zusammenkommen, sondern für bestimmte Projekte. Hat sich das damit geändert, dass „Summer Solstice“ Sie näher zusammengebracht hat?

Nein, wir planen weiterhin nur von Projekt zu Projekt. Wenn wir a-ha machen, wollen wir das mit ganzem Einsatz tun, können uns dazu aber nur für eine gewisse Zeit verpflichten, weil wir alle Familien und andere Karrieren haben. Diese Vorgehensweise macht es uns einfacher, unsere verschiedenen Karrieren zu managen. Und das tut sie schon seit vielen Jahren. Nur ganz zu Beginn der Karriere haben wir auf engstem Raum zusammengelebt und alles gemeinsam gemacht.

Waren Sie damals wirklich so pleite, dass Sie vor Hunger in Ohnmacht gefallen sind?

Das war in London, als wir in einer winzigen Wohnung in Forest Hill im Süden Londons wohnten. Draußen gab es Ratten und drinnen Mäuse. Da hatten wir für sehr kurze Zeit wirklich gar nichts mehr. Und unseren Eltern, die uns bestimmt ausgeholfen hätten, wollten wir das nicht sagen. Aber das war kurz bevor unsere Karriere in Schwung kam.

Alle Achtung, dass Sie da nicht aufgegeben haben . . .
Oh, das wäre undenkbar gewesen. Erstens weil ich die Musik wirklich liebe. Aber nicht nur das. Ich hatte auch eine eine ganz starke Überzeugung: Ich hatte nie Zweifel daran, dass wir eines Tages Erfolg haben werden.

INFO

A-ha kommen mit der Unplugged-Show für ausgewählte Konzerte nach Europa. Eines davon findet am 2. Februar 2018 in der Wiener Stadthalle statt. Karten gibt es unter www.oeticket.com weiters unter 01/79 999 79 und www.stadthalle.com.

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