90 Minuten, 7 Sekunden

Silberglanz: Die Dramatiker Felix Mitterer (l.) und Peter Turrini (r.) mit Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger
Direktor Herbert Föttinger brilliert mit Zahlen und kündigt für die nächste Saison mehrere Uraufführungen an.

Gegen Ende der Vormittagsvorstellung auf der Bühne des Josefstädter Theaters – inklusive Live-Zuschaltung von Daniel Kehlmann via Skype – sagte Direktor Herbert Föttinger: "Ich fand, es war eine launige Pressekonferenz."

Das Eigenlob hatte durchaus Berechtigung. Denn die von Geschäftsführer Alexander Götz präsentierten Zahlen sind eindrucksvoll: Bis Saisonende wird man acht Millionen Euro Karteneinnahmen verbucht haben. Das Burgtheater, weit größer, war in der Saison 2014/’15 auf nicht viel mehr gekommen (8,56 Millionen). Der Eigendeckungsgrad stieg daher auf 41,7 Prozent. Im Volkstheater schafft man nicht einmal 25 Prozent. Dort ist im Durchschnitt jeder dritte Platz leer. Im Theater in der Josefstadt hingegen liegt die Auslastung bei 81 Prozent, in den Kammerspielen sogar 97 Prozent. Das schafft ansonsten nur die Staatsoper.

Interessant ist auch der etwas andere Umgang mit den Mitarbeitern: Das Volkstheater schließt die Werkstätten; die Folge sind 18 Kündigungen. Die Josefstadt hingegen investiert mit einem Mäzen 1,5 Millionen Euro in die Renovierung der Werkstätten. "Outsourcing ist ein großer Fehler", meinte Föttinger. "Wir machen hier Theater." Es sei unverantwortlich, mit Steuergeldern Bühnenbilder in Bulgarien oder Rumänien produzieren zu lassen. So lange er Direktor sei (der Vertrag läuft bis 2021), werde er um die hauseigenen Werkstätten kämpfen.

Zwielichtige Charaktere

Föttinger dürfte seinen Run auch in der nächsten Saison fortsetzen können: Zum Auftakt hebt er am 1. September ein frühes, jahrzehntelang verschollenes Stück Ödön von Horváths aus der Taufe. "Niemand", im Vorjahr von der Wien Bibliothek ersteigert, stellt eine Herausforderung dar: Für das Mietshausdrama mit zwielichtigen Charakteren werden gleich 24 Schauspieler benötigt.

In der Folge stehen noch mehrere Uraufführungen an: Stephanie Mohr inszeniert den Monolog "Sieben Sekunden Ewigkeit" mit Sandra Cervik (12. Jänner 2017), in dem sich Peter Turrini mit der Filmschauspielerin Hedy Lamarr beschäftigt, die gerne auf die Nacktszene in "Ekstase" reduziert wird, obwohl sie auch eine große Erfinderin war. Zudem wird Mohr "Galápagos", das neue Stück von Felix Mitterer, herausbringen (16. März). Und Föttinger nimmt sich des Echtzeitdramas "Heilig Abend" von Daniel Kehlmann an (2. Februar): Maria Köstlinger und Bernhard Schir befinden sich 90 Minuten in einer Verhörsituation – und die Uhr tickt. Denn um Punkt 21 Uhr soll eine Bombe hochgehen.

Aus dem Ruhestand zurück kehrt Ex-Volkstheater-Direktor Michael Schottenberg: Er inszeniert Nestroys "Das Mädl aus der Vorstadt" (1. Dezember) sowie in den Kammerspielen "Harold und Maude" (26. Jänner) mit Erni Mangold anlässlich ihres 90. Geburtstags. Auch der Rest ist typisches Josefstadt-Programm: Hugo von Hofmannsthals "Der Schwierige" und Henrik Ibsens "Die Wildente" im Haupthaus, "Arsen und Spitzenhäubchen" sowie die Christmas-Show "Winter Wonderettes" in den Kammerspielen. Hinzu kommen zwei dramatisierte Filme: "Monsieur Claude und seine Töchter" in den Kammerspielen und "Die Verdammten" im Haupthaus.

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