Der neue Mut zum langen Film
Die 64. Berlinale eröffnet mit Stefan Zweig. Oder zumindest in seinem Geiste.
„The Grand Budapest Hotel“, die neue, skurril-melancholische Tragikomödie von Wes Anderson („The Royal Tenenbaums“) wurde von den Werken Stefan Zweigs inspiriert. Und wird am Donnerstag Abend zum Auftakt der Berliner Filmfestspiele gezeigt.
Ralph Fiennes spielt darin den Concierge eines Luxushotels, der den Bedürfnissen seiner betuchten Gäste mit großer Umsicht begegnet. Außerdem wird er mit Regisseur Anderson, Bill Murray und Lea Seydoux zur Eröffnung auf dem roten Teppich erwartet, wo er für edlen Glamour sorgen soll.
„The Grand Budapest Hotel“ kämpft im offiziellen Wettbewerb mit weiteren neunzehn internationalen Filmen um den Goldenen und Silbernen Bären. In den verschiedenen Sektionen werden alles in allem rund 400 Regiearbeiten gezeigt.
(Runterscrollen um weiterzulesen)
Die 20 Wettbewerbsfilme in Berlin
13 Österreicher
Mit vier Wettbewerbsbeiträgen sind die Deutschen am stärksten vertreten, doch auch Österreich zeigt starke Präsenz. Insgesamt werden 13 österreichische Filme in allen Sektionen der Berlinale laufen.
Für die Deutschen tritt unter anderem Dominik Graf mit „Die geliebten Schwestern an“. Die Geschichte erzählt von einem Liebesdreieck zweier Schwestern (eine davon gespielt von Hannah Herzsprung) mit Friedrich Schiller.
Die Amerikaner sind neben Wes Anderson auch mit Regisseur Richard Linklater vertreten, der seine spannende Langzeitstudie „Boyhood“ präsentiert. Linklater erzählt die Geschichte eines Bubens und seiner Familie über eine Zeitspanne von zwölf Jahren – und arbeitete dabei immer mit den gleichen Schauspielern, darunter Patricia Arquette und Ethan Hawke. Weitere Beiträge stammen aus Frankreich – darunter eine neue Arbeit von Alain Resnais –, Großbritannien und Argentinien, aber auch aus China: Mit drei chinesischen Beiträgen setzte Festivaldirektor Dieter Kosslick einen weiteren Programmschwerpunkt.
Ebenfalls außer Konkurrenz ist der österreichische Alpen-Western-Thriller „Im finsteren Tal“ von Andreas Prochaska zu sehen – mit Tobias Moretti in einer sinistren Rolle. Und Hupert Sauper – der einst mit „Darwin’s Nighmare“ für viel Aufsehen sorgte – zeigt seine neue Sudan-Doku „We Come as Friends.“
Kontroverse
Womöglich für Kontroversen wird auch wieder Lars von Trier mit der Langfassung seiner Sexsucht-Studie „Nymphomanic Volume I“ sorgen. 150 Minuten lang.
Die gewaltigen Längen vieler der diesjährigen Filmbeiträge veranlassten Dieter Kosslick vom Trend der „Langstünder“ zu sprechen. Nicht nur Von Trier setzt auf Länge. David O. Russels Satire „American Hustle“ läuft 130 Minuten lang auf einer Special Gala, Linklaters „Boyhood“ 166 Minuten im Wettbewerb, und „The Turning“, die Verfilmung der Kurzgeschichten des Australiers Tim Winton, dauert überhaupt 180 Minuten.
„Den Trend zum langen Gucken“ nennt Kosslick diese Tendenz und schiebt sie der Beliebtheit der US-TV-Serien in die Schuhe.
Viel zu schauen hat also auch die Jury, der übrigens auch der zweifache Oscarpreisträger Christoph Waltz angehört.
Kommentare