1,5 Millionen Downloads in zwei Tagen für "The Interview"

Eine Suche nach "The Interview" bei Pirate Bay ergibt jede Menge Treffer
Der Kinofilm "The Interview" verbreitet sich durch Torrents auch außerhalb der USA rasant. Nach zwei Tagen geht die Downloadrate aber bereits zurück.

Gleichtzeitig mit dem Kinostart in den USA wurde der umstrittene Film "The Interview" per Torrents verbreitet. Wie TorrentFreak berichtet, bot sich dadurch für viele Interessierte außerhalb der USA die Gelegenheit, den Film zu sehen. Diese Gelegenheit wurde genutzt. Bereits in den ersten zehn Stunden kam "The Interview" auf 200.000 Downloads.

Nach 20 Stunden waren es 750.000. Zwei Tage später hält der Film bei 1,5 Millionen Downloads. Die Zugriffsrate sinkt aber bereits wieder. Die derzeitigen Statistiken ähneln jenen von Blockbustern, die ohne jenen medialen Aufruhr, wie ihn "The Interview" ausgelöst hatte, auskommen mussten.

Kinohit

In den US-Kinos hat die Nordkorea-Satire am ersten Tag trotz Terrordrohungen fast eine Million Dollar (821.000 Euro) eingespielt. Das berichtete das Magazin Variety. Die Summe ist beachtlich, da landesweit nur rund 300 unabhängige Kinos den ironisch-witzigen Streifen über ein Mordkomplott zeigten. Hunderttausende sahen den Streifen.

Bei der Kinokette Alamo Drafthouse seien alle Vorführungen am Donnerstag an allen 17 Standorten ausverkauft gewesen, berichtete das Magazin. Zudem ist der Film in den USA auf YouTube und Google Play sowie anderen Netzwerken gegen Bezahlung zu sehen und wurde laut Variety prompt zum Bestseller. Große Kinoketten wie AMC, Regal und Carmike wollten den Film wegen des Download-Angebots vorerst nicht zeigen.

Massives Datenleck

Das Filmstudio Sony Pictures war wegen des Films, der den fiktiven Tod des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un zeigt, Ziel eines massiven Hackerangriffs geworden. Zudem gab es Terrordrohungen gegen Kinos. Laut USA steckt das stalinistisch geführte Nordkorea hinter den Angriffen, was Pjöngjang bestreitet. Sony Pictures hatte in der Folge die Filmpremiere zunächst abgesagt, aber nach scharfer Kritik von US-Präsident Barack Obama und der Filmbranche eine Kehrtwende vollzogen und den Film doch noch in die Kinos gebracht. Nordkorea hatte den Film als "Kriegshandlung" gebrandmarkt. Das dürfte die Aufmerksamkeit zusätzlich vergrößert haben.

FBI hatte gewarnt

Unterdessen wurde bekannt, dass die US-Bundespolizei FBI bereits vor knapp einem Jahr vor Hackerangriffen auf amerikanische Unternehmen sowie drohender Rufschädigung und wirtschaftlichen Verlusten warnte. Das FBI gab auch genaue Anleitungen, wie Firmen sich auf solch einen Angriff vorbereiten können, wie aus einem Bericht der Behörde hervorgeht, der auf der Website "The Intercept" veröffentlicht wurde. Den Bericht hat Sony aber nie erhalten.

In dem 16 Seiten langen Bericht von Mitte Dezember 2013 warnt das FBI, dass Unternehmen "auf die wachsende Möglichkeit vorbereitet werden müssen, dass sie Opfer einer zerstörerischen Cyberattacke werden". Das Papier enthält Details über vergangene Schadsoftware-Attacken auf südkoreanische Firmen. Auf diese Vorfälle bezog sich das FBI auch vergangene Woche, als es Nordkorea für den Angriff auf Sony verantwortlich machte.

Nordkorea im Visier

Nach dem Vorfall bemühen sich die USA nun um einen besseren Austausch von Geheimdienstinformationen über das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm. Die Zusammenarbeit mit den Verbündeten Südkorea und Japan solle verbessert werden, wozu am Montag eine trilaterale Vereinbarung unterzeichnet werde, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul am Freitag mit. Vom nordkoreanischen Atomprogramm geht aus Sicht der drei Länder eine zunehmende Bedrohung für die Region und darüber hinaus aus.

In den USA ist "The Interview" zu einem Symbol für die Meinungsfreiheit geworden. Auch Kongressabgeordnete beider Parteien und Hollywood-Stars wie George Clooney hatten Sony wegen des Rückziehers Selbstzensur vorgeworfen. Zahlreiche Zuschauer wollten mit ihrem Kinobesuch denn auch ein Zeichen für freie Meinungsäußerung setzen. So sagte der 54-jährige Bibliothekar Ken Jacowitz aus New York nach seinem Kinobesuch an die Adresse von Nordkorea und die Hacker: "Ihr habt diesem Film ganz neues Leben eingehaucht." Auch in China und Südkorea, die beide an Nordkorea grenzen, schauten sich Hunderttausende den Film auf illegalen Internet-Seiten an.

Verbindungen zu anderen Vorfällen

Für Spekulationen über einen neuen Hackerangriff als Vergeltung für die Filmpremiere sorgten Verbindungsprobleme der Spielekonsolen Xbox von Microsoft und PlayStation von Sony, denn "The Interview" konnte auch auf der Xbox angeschaut werden. Die beiden Unternehmen nannten zunächst keine Gründe für die technischen Probleme, aber eine Hackergruppe mit dem Namen "Lizard Squad" übernahm in einer Twitter-Kurznachricht die Verantwortung für die Störungen. Sony und Microsoft hatten jedoch bereits mit einem Ansturm auf die Spieleplattformen gerechnet, weil viele Nutzer zu Weihnachten neue Geräte bekommen und diese gleichzeitig in Betrieb nehmen. Lizard Squad wendet sich unterdessen nun einem neuen Angriffsziel zu: Dem Anonymisierungsnetzwerk Tor.

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