Vorne Licht rein, hinten Schatten raus (Sellerie-Yoga III)

Ernährung ist in postreligiösen Zeiten der neue Glaubensinhalt. Dass es dabei streng humorlos zugeht, versteht sich.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Unlängst wurde an dieser Stelle über den neuen Ernährungstrend geblödelt: Selleriesaft soll, behauptet ein US-Arzt, nahezu alles heilen können, von Gastritis über Bluthochdruck bis zu Schweißfüßen (letzteres sagt nicht der Arzt, sondern vermuten wir).

Mehr haben wir nicht gebraucht: Es gab  empörte Mails. Beim Essen verstehen viele keinen Spaß: Ernährung ist in postreligiösen Zeiten der neue Glaubensinhalt. Man definiert sich über das, was man isst – beziehungsweise über das, was man nicht isst. Dabei geht es, wie in den meisten Religionen, sehr humorlos zu. (Übrigens gab es in Deutschland  eine Untersuchung, wonach zehnmal so viele Menschen glauben, Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu haben, als tatsächlich  daran leiden.)

Jetzt wurde bekannt, dass vor zwei Jahren  ein Mann starb, der tatsächlich versuchte, sich nur von Licht zu ernähren. Bei aller Tragik: Wenn man Licht isst, muss man sich nicht wundern, wenn hinten Schatten rauskommt. 

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