"ÜberLeben": Ich schau manchmal Schlagersendungen im Fernsehen an

Grundsätzliche Überlegungen nach 54 Lebensjahren: Eiskasten, Nu Pagadi, Brille im Gemüsefach.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

In wenigen Tagen werde ich 54  Jahre alt. Höchste Zeit, ein paar grundsätzliche Überlegungen anzustellen.

Ich behaupte gerne, ich sei „Anfang 50“, was definitiv nicht stimmt. Manchmal behaupte ich sogar, ich sei „ungefähr 50“, was noch weniger stimmt.

Aber selbst, wenn ich demnächst erst 50 würde, wäre ich am Tag danach meinem 100. Geburtstag näher als dem Tag meiner Geburt.
Ich musste diese Berechnung übrigens mit der Taschenrechner-App vornehmen, und bin mir doch nicht sicher, ob sie stimmt.

Ich sage bei Treffen mit Freunden  in letzter Zeit grässliche Sätze wie „Naja, jetzt ist Halbzeit“. Und ich bin gerade noch nicht senil genug, um nicht genau zu wissen, dass das glatter Selbstbetrug ist: in Wahrheit bin ich, wenn alles gut geht, bei zwei Drittel.

Ich weiß, dass es einmal eine Band namens Nu Pagadi gab, vergesse aber regelmäßig das Passwort meines Laptops. Ich habe tatsächlich schon mehrmals meine Brille gesucht und dabei gesagt „Ohne Brille kann ich die Brille doch nicht finden!“ Ich habe bereits mindestens einmal meine Brille im Gemüsefach des Eiskastens gefunden.

Ich sage zum Kühlschrank „Eiskasten“.

Ich habe einmal tatsächlich versucht, die Schmutzwäsche ins Klo zu stopfen, weil ich das Klo mit der Waschmaschine verwechselt habe. Und ich habe Angst, demnächst einmal die Waschmaschine mit dem Klo zu verwechseln.

Ich schau Sport und sage angesichts von austrainierten Hochleistungsathleten, die meine Söhne sein könnten, „Naja, langsam kommt er in die Jahre, jetzt ist er auch schon über 30“.

Ich halte die Hand trichterförmig an die Ohrmuschel, um mein Gegenüber besser zu verstehen.

Ich esse gerne lauwarme Suppe.

Ich schaue manchmal Schlagersendungen im Fernsehen an.

Heimlich. Noch.

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