Witzigmanns Welt: Gurke

Witzigmanns Welt: Gurke
Lange Zeit wurde die grüne Salami unterschätzt. Heute ist das anders denn sie ist vielseitig und gesund.

Vor Kurzem bin ich wieder über meinen geliebten Viktualienmarkt in München geschlendert und da lachten sie mich an: nicht die Marktfrauen, sondern die herrlichsten Einlegegurken, ungespritzt versteht sich. Die musste ich natürlich haben. Zuhause machte ich mich sofort ans Einrexen nach einem Rezept meiner Freundin Marianne Bork. Eingelegte Gurken zusammen mit einem Schinkenbrot sind für mich der perfekte Mitternachtssnack.

Vermutliches Herkunftsland der Gurke ist Indochina. Sie war schon bei den alten Griechen sehr beliebt und das ist bis heute so geblieben. Denken Sie nur an die Tavernen-Klassiker Tsatsiki oder den typischen griechischen Bauernsalat Horiatiko . Auf Kreta habe ich mich von der Gurke zu wunderbaren Gerichten inspirieren lassen: mein Melonensalat mit Gurken, Minze und Gambas gehört ebenso dazu wie die kalte Joghurt-Gurken-Suppe.
Neben dem Kartoffel-Gurkensalat von meiner Tante Wetti favorisiere ich bis heute Gurkensalat mit Curry-Joghurt und Tandoori- Huhn, wie ich ihn in Indien Mitte der 1980er-Jahre kennengelernt habe.

Lange Zeit hatte die "grüne Salami" einen schweren Stand in der Gastronomie. Lieblos angemacht als Universalbeilage, ertränkt in einer Suppe aus Essig und Öl, gab's vom Gast zu Recht die Gurke. Die wässrigen, geschmacksneutralen Vertreter aus dem Gewächshaus trugen ein Übriges zum schlechten Ruf dieses Gemüses bei. Dabei ist die Gurke vielseitiger verwendbar, als man denkt. Man kann sie quasi als Veggieburger füllen mit cremigem Ziegenkäse, beträufelt mit einer Vinaigrette oder in Tempura frittieren als Begleiter zu Geräuchertem.

Ein Klassiker von mir in der Aubergine waren meine ausgebrochenen, abgekochten Krebsschwänze mit Gartengurken und frischen Dillspitzen. Und ein echter Gin Tonic schmeckt nur mit Gurke. Apropos - wenn ich mal übernächtig bin, lege ich mir zwei Gurkenscheiben auf die Augen und danach sehe ich wieder taufrisch aus. Na ja, fast.

Aus: freizeit-KURIER vom 09. 10. 2010

Eckart Witzigmann widmet sich in seiner Kolumne im FREIZEIT-Kurier dem ganz (un)gewöhnlichen Küchen-Alltag.

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