Veganer aufgepasst: Wiens erster Sozialmarkt für Euch

Veganer aufgepasst: Wiens erster Sozialmarkt für Euch
Der vegane Sozialmarkt Veganerie eröffnet am 2. Oktober beim Foodpoint Hernals: Hinter dem Konzept steht Alexander Mühlhauser vom Verein "Start-Up".

"Den Menschen einen Neustart ermöglichen" – das war der Grundgedanke von Alexander Mühlhauser, als er im Jahr 2014 seinen Verein "Start-Up" gründete. Im Jahr 2016 eröffnete der 35-jährige Wiener den "Foodpoint Hernals": Hilfsbedürftige Menschen können hier – gegen einen kleinen Beitrag – Lebensmittel erwerben. Mit der "Veganerie" wird der Sozialmarkt jetzt um einen veganen Bereich erweitert:

KURIER: Was versteht man unter einem "Sozialmarkt"?
Alexander Mühlhauser:
Sozialmärkte sind sogenannte "Food-Fonds" für Menschen, die sich keine Lebensmittel leisten können. Zu uns kommen Arbeitslose, Studenten oder Menschen, die nur von der Mindestsicherung leben, um günstig einzukaufen oder auch zu Mittag zu essen. Leute, die es besonders schwer auf dem Arbeitsmarkt haben wie zum Beispiel Ex-Häftlinge, können auch ein Praktikum bei uns machen. Das Zeugnis, das sie anschließend erhalten, soll ihnen den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern.

Woher stammen die Lebensmittel?
Für unser Projekt arbeiten wir mit 150 Wiener Supermarkt-Filialen zusammen. Fünf Lastkraftwagen holen von dort täglich drei bis vier Tonnen Lebensmittel ab. Diese werden dann in unsere Filialen geliefert. Auch Private können bei uns ihre überschüssigen Lebensmittel vorbeibringen – diese geben wir dann auch gratis her.

Was bietet die "Veganerie" Neues an?
Der vegane Bereich befindet sich im Sozialcafé und ist durch einen separaten Eingang vom Food-Point getrennt. Von veganem Käse bis hin zu Tiefkühlprodukten können vegane Kunden hier alles günstig erwerben. Auch das Mittagsbuffet wird in Zukunft um ein veganes Angebot erweitert. Die Köchin selbst lebt bereits seit 22 Jahren vegan und hat auch ihre fünf Kinder fleischlos großgezogen.

Warum braucht es einen veganen Sozialmarkt?
Viele vegane Produkte sind sehr teuer. Und das, obwohl gerade Produkte aus Pflanzen günstiger als tierische Produkte sein sollten. Ich möchte Menschen mit wenig Geld eine pflanzliche Ernährung ermöglichen. Als Veganer hat man es beim Einkaufen schwer. Man muss die Zutatenliste genau durchchecken, das ist mühsam. Tiefkühlkost, Aufstriche, frisches Brot und Gemüse – Veganer finden hier alles an einem Ort. Und man kann sich sicher sein, dass keine tierischen Produkte darunter sind.

Sie haben einen persönlichen Bezug?
Ich leide schon lange unter Übergewicht und Bluthochdruck. Deshalb habe ich angefangen, mich mit der veganen Ernährungsform zu beschäftigen. Vor acht Wochen habe ich dann damit begonnen, mich komplett vegan zu ernähren. Mittlerweile habe ich schon zehn Kilogramm verloren und viel bessere Blutwerte als früher.

Wie entstand die Idee, den sozialen Aspekt und die vegane Lebensweise zu verbinden?
Die Grundidee zu dem Sozialmarkt hatte ich bereits 2014. In dieser Zeit wurde mein Leben von einschlägigen Erlebnissen geprägt: Ich habe mich von meiner langjährigen Partnerin getrennt und stand kurz davor, obdachlos zu werden. Ich wollte wieder mitten im Leben stehen und ein produktiver Teil der Gesellschaft werden und das eben auch anderen Leuten ermöglichen. Deshalb habe ich den Verein "Start-Up" gegründet. Angefangen haben wir damit, hilfsbedürftige Menschen zu beraten. Mit der Zeit ist der Verein aber immer größer geworden und es sind viele neue Projekte dazugekommen. Zum Beispiel die beiden Sozialmärkte im 17. Und 21. Bezirk. Auch für die Zukunft gibt es schon Pläne.

Was planen Sie?
Bereits jetzt haben wir mit der Planung eines mobilen Foodtrucks begonnen. Spätestens ab dem Frühjahr werden wir damit regelmäßig Menschen versorgen, die mobil eingeschränkt sind. Auch sie haben das Recht auf eine gesunde und leistbare Ernährung.

Info: Foodpoint Hernals, Hernalser Hauptstraße 116, 1170 Wien, Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Samstag 10 bis 15 Uhr

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