Schmeckt nach Almdudler, ist aber Vöslauer
Da staunten die Kollegen nicht schlecht, als die zwei neuen Teesorten zum Verkosten in die Redaktion geliefert wurden. Es muss ja nicht immer Kaffee sein, sondern darf auch mal ein mit Wasser gespritzter Tee sein – dachten sich die Redakteure. Doch dann die Überraschung: Schmeckt wie gespritzter Almdudler. Ein Blick auf die Flasche. Grüner Tee. Melisse. Vöslauer. Noch ein Schluck. Grüner Tee? Melisse? Schmeckt eindeutig wie gespritzer Almdudler ohne Kohlensäure.
Das Studieren des Flaschen-Etiketts machte nicht viel klüger: Zwar fehlt von den Wörtern Almdudler oder Kräutern jede Spur, dafür helfen die Zutaten "Natürliches Mineralwasser, Zucker, Kohlensäure, Grüntee-Extrakt (0,12 Prozent), Säuerungsmittel Citronensäure, natürliches Melissen-Tee-Aroma" auch nicht weiter. Die zweite Sorte setzt auf Weißtee-Extrakt und Rosen-Aroma, das riecht man, aber schmecken tut diese Sorte genauso wie der Grüntee. Tee-Trinker mögen diese Kreation als Affront ansehen, Limonaden-Fans mag dies erfreuen, denn das neue Vöslauer ist ein weniger süßer Almdudler. Ein Almdudlergate also? Es braucht einen Faktencheck.
Vergleich von abgespeicherten Geschmacksmustern
Nun gut, aber was sagt Vöslauer? Laut dem Mineralwasser-Hersteller wollte man mit Vöslauer Tee eine neue Produktkategorie definieren und lancieren, die mit bisherigen am Markt verfügbaren Getränken nicht vergleichbar ist. "Vöslauer Tee fällt in die Kategorie 'Getränk auf Teebasis' und ist ein kalorienarmes Erfrischungsgetränk; der zitierte Almdudler ist eine Kräuterlimonade. Die Zusammensetzung der beiden Getränke ist sehr unterschiedlich. Wie es zu Ähnlichkeiten in der Geschmackswahrnehmung kommen kann, erschließt sich uns aufgrund der Inhaltsstoffe nicht", heißt es von Birgit Aichinger, Leiterin Marketing & PR bei Vöslauer. Kunden- und Expertenmeinungen würden im Unternehmen ernst genommen und fließen in neue Produktentwicklungen mit ein: "Geschmäcker sind sehr subjektiv und daher verschieden. Oft werden neue Geschmackserlebnisse von Konsumenten oder bei Tests immer wieder mit bereits Bekanntem verglichen oder man versucht, sich in Erinnerung zu rufen, woran das Neue erinnert."
Wieso schmecken die Teesorten so ähnlich?
Für die Herstellung wird der Bio-Tee-Extrakt aus Teeblättern gewonnen. Die Teeblätter werden gereinigt und zerkleinert, danach mit heißem Wasser extrahiert, sodass ein Auszug entsteht. Dem Auszug wird durch Sprühtrocknung das Wasser komplett entzogen, übrig bleibt der trockene Tee-Extrakt, der sich leicht in Wasser löst. Zum Schluss wird der Extrakt mit natürlichem Mineralwasser wieder gelöst und zu Vöslauer Tee verarbeitet und abgefüllt.
Um zu wissen, wer am Ende Recht hat, reicht ein Blick in die Supermarktregale in einem Jahr – am Ende entscheidet der Konsument an der Kassa.
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