Schmeckt nach Almdudler, ist aber Vöslauer

Schmeckt nach Almdudler, ist aber Vöslauer
Der Mineralwasser-Konzern baute sein Sortiment von Near-Water-Getränken aus und macht damit Almdudler ziemlich Konkurrenz. Ein kleiner Faktencheck.

Da staunten die Kollegen nicht schlecht, als die zwei neuen Teesorten zum Verkosten in die Redaktion geliefert wurden. Es muss ja nicht immer Kaffee sein, sondern darf auch mal ein mit Wasser gespritzter Tee sein – dachten sich die Redakteure. Doch dann die Überraschung: Schmeckt wie gespritzter Almdudler. Ein Blick auf die Flasche. Grüner Tee. Melisse. Vöslauer. Noch ein Schluck. Grüner Tee? Melisse? Schmeckt eindeutig wie gespritzer Almdudler ohne Kohlensäure.

Das Studieren des Flaschen-Etiketts machte nicht viel klüger: Zwar fehlt von den Wörtern Almdudler oder Kräutern jede Spur, dafür helfen die Zutaten "Natürliches Mineralwasser, Zucker, Kohlensäure, Grüntee-Extrakt (0,12 Prozent), Säuerungsmittel Citronensäure, natürliches Melissen-Tee-Aroma" auch nicht weiter. Die zweite Sorte setzt auf Weißtee-Extrakt und Rosen-Aroma, das riecht man, aber schmecken tut diese Sorte genauso wie der Grüntee. Tee-Trinker mögen diese Kreation als Affront ansehen, Limonaden-Fans mag dies erfreuen, denn das neue Vöslauer ist ein weniger süßer Almdudler. Ein Almdudlergate also? Es braucht einen Faktencheck.

Vergleich von abgespeicherten Geschmacksmustern

Schmeckt nach Almdudler, ist aber Vöslauer
Platz 1
Am beliebtesten ist wie schon im Vorjahr die Marke Almdudler. Im Vergleich zu 2012 ist die österreichische Marke von den Teilnehmern der Umfrage allerdings seltener genannt worden.
Auf Anfrage des KURIER verkosteten die Profi-Verkoster von Almdudler die Tee-Limonade der Konkurrenz und erkannten keine großen Überschneidungen. Das Unternehmen zeigte sich überrascht, dass Laien so eindeutig die Kräuter-Limonade herausschmecken wollen: "Original bleibt Original – Almdudler ist seit 1957 alpenländisch-österreichisches Lebensgefühl in der Flasche, die beliebteste und bekannteste Alpenkräuterlimonade mit einzigartigem und unverwechselbarem Geschmack – das österreichische Nationalgetränk", so Almdudler-Geschäftsführer Gerhard Schilling über die Verwechslungsaffaire.

Nun gut, aber was sagt Vöslauer? Laut dem Mineralwasser-Hersteller wollte man mit Vöslauer Tee eine neue Produktkategorie definieren und lancieren, die mit bisherigen am Markt verfügbaren Getränken nicht vergleichbar ist. "Vöslauer Tee fällt in die Kategorie 'Getränk auf Teebasis' und ist ein kalorienarmes Erfrischungsgetränk; der zitierte Almdudler ist eine Kräuterlimonade. Die Zusammensetzung der beiden Getränke ist sehr unterschiedlich. Wie es zu Ähnlichkeiten in der Geschmackswahrnehmung kommen kann, erschließt sich uns aufgrund der Inhaltsstoffe nicht", heißt es von Birgit Aichinger, Leiterin Marketing & PR bei Vöslauer. Kunden- und Expertenmeinungen würden im Unternehmen ernst genommen und fließen in neue Produktentwicklungen mit ein: "Geschmäcker sind sehr subjektiv und daher verschieden. Oft werden neue Geschmackserlebnisse von Konsumenten oder bei Tests immer wieder mit bereits Bekanntem verglichen oder man versucht, sich in Erinnerung zu rufen, woran das Neue erinnert."

Wieso schmecken die Teesorten so ähnlich?

Schmeckt nach Almdudler, ist aber Vöslauer
Nie wieder eine schlaflose Nacht.
Unabhängig davon sind die Unterschiede im Geschmack zwischen den beiden Sorten für Laien kaum wahrnehmbar – eine mögliche Erklärung ist dies mit der Abstammung vom selben Teestrauch: "Bei Teesorten ergeben sich Unterschiede aus der Herstellungsart, sowohl Grüner als auch Weißer Tee stammen vom selben Teestrauch Thea camellia sinesis ab, die Blätter werden zu unterschiedlichen Zeiten geerntet und unterschiedlich getrocknet bzw. verarbeitet. Dadurch ergeben sich die feinen Geschmacksunterschiede der beiden Teesorten Weißer und Grüner Tee: der Weiße Tee ist etwas milder, Grüner Tee durch die höhere Menge an Bitterstoffen bitterer. Mit den zugesetzten Aromen Melisse (für den Grünen Tee) und Rose (für den Weißen Tee) wurden klassische Kombinationen gewählt. Während die Melisse dem Grünen Tee eine leicht krautige Note verleiht, ist jene der Rose im Weißen Tee blumig."

Für die Herstellung wird der Bio-Tee-Extrakt aus Teeblättern gewonnen. Die Teeblätter werden gereinigt und zerkleinert, danach mit heißem Wasser extrahiert, sodass ein Auszug entsteht. Dem Auszug wird durch Sprühtrocknung das Wasser komplett entzogen, übrig bleibt der trockene Tee-Extrakt, der sich leicht in Wasser löst. Zum Schluss wird der Extrakt mit natürlichem Mineralwasser wieder gelöst und zu Vöslauer Tee verarbeitet und abgefüllt.

Um zu wissen, wer am Ende Recht hat, reicht ein Blick in die Supermarktregale in einem Jahr – am Ende entscheidet der Konsument an der Kassa.

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