Mutters Küche ist die Beste

Mutters Küche ist die Beste
Ein Kochbuch als Hommage an die österreichische Wirtshausküche und ihre Ikonen: Frittatensuppe, Schweinsbraten, Torte.

Eigentlich gibt es diese Küche nicht mehr. Köche und Köchinnen, die noch so gekocht haben, haben den Löffel an die Töchter oder Söhne abgegeben. Diese essen unter der Woche Pizza, Sushi oder Salat und bereiten am Wochenende mehrgängige Menüs zu.

Mutters Küche ist die Beste
Wie die Küche, die man beim Schmöckern im Kochbuch von Hedi Klinger erleben kann. In den Haushalten ist diese Küche nahezu ausgestorben, auch gibt es nur noch wenige Wirtshäuser, in denen man so essen kann. Warum? Es ist Hausmannskost, unergehrzeig, aber mit Kenntnis um Zutaten und Garung zubereitet. Eine Küche, bei der die Arbeit wichtiger ist als die detaillierte Aufzeichnung von einem halben Dutzend Gewürzen.

Vor allem deshalb, weil es dieses halbe Dutzend nicht gibt.

Im Hausruck, wo der Gasthof Klinger steht, gab es früher vor allem Salz, dann Pfeffer und irgendwann kam die Petersilie und der Schnittlauch, Majoran auch.

Mutters Küche ist die Beste
Hedi Klingers Art zu kochen, ist, so sehr man das begrüßen oder bedauern darf, natürlich auch nicht en vogue. Es ist eine Küche des Fleisches und der Sättigungsbeilagen. Eine, wie Hedi Klinger im Vorwort schreibt, Küche der Generation, die sich nach dem Krieg über einen Braten "in einem schönen Saft" erfreuen konnte und durfte.

Den Küchenfanatismus, der die heutige Generation von fast immer männlichen Kochstars antreibt, die sich Stars nennen und mit gezücktem Messer auf Fachmagazinen posieren, gab es in der Generation Klinger nicht. Eine Generation, der auch die Damen Jamek, Eckel oder später Lisl Wagner Bacher oder Sissy Sonnleitner angehörten und angehören.

Mutters Küche ist die Beste
Das Buch ist ein rezeptierter und sprachlicher Spaziergang durch die ländlich oberösterreichische Esskultur. Wir lesen von Leberbunkel, von unterschiedlichen Möglichkeiten, Knödel zu füllen (Hausruckviertler Knödel - schon mal gehabt? Oder Hascheeknödel?).

Wir studieren das Rezept von Rahmsuppen, einer Suppe aus Schwarzbrot, Milch, Rahm und Kümmel - delikates Arme-Leute-Essen und Verwertung von altem Brot.

Später stoßen wir auf der Rezept für Brathendl, eine Zen-artige Hinleitung zum perfekt gebratenen Geflügel, für das es eigentlich wenig braucht. Gefüllte Kalbsbrust muss sein, Hausrucker Schopfbraten ebenso.

Das berühmteste Rezept des Buches erlangte seinen Ruf vor etwa dreißig Jahren in der Theateraufführung des Thomas-Bernhard-Stücks zuerst in Salzburg und später am Wiener Burgtheater. Da schwärmte der "Theatermacher" Bruscon von der besten aller Frittatensuppen, die es nur in Gaspoltshofen gäbe – Gäste des damals schon berühmtem Gasthofs Klinger wussten damals schon, dass nur dieser eine Gasthof in Gaspoltshofen und eben nur diese Frittatensuppe gemeint gewesen war.

Zumal Bernhard, der nicht unweit wohnte, zu den Stammbesuchern des Gasthauses zählte.

Das Kompendium der österreichischen Küche endet mit Buchteln in Vanillesauce. Wie es sich gehört.

Dass die vollkommen uneitle Frau Klinger nicht von selbst auf die Idee gekommen ist, ein Kochbuch zu schreiben, ist klar. Es war der Sohn, immer schon Fan von Mutters Küche und außerdem Chef der Österreichischen Weinmarketing. Er hat an dem Buch ordentlich und mit Liebe zum Detail mitgearbeitet. Seine Weinempfehlungen sind in dieser Hinsicht besonders genau zu würdigen.

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