Pro Jahr 500.000 Gänse am Teller

Erstmals wurde die Martinigans im Jahr 1171 urkundlich erwähnt.
Aber nur 17 Prozent kommen aus heimischer Produktion.

Rund um den Namenstag des Heiligen Martin am 11. November ist eindeutig Hoch-Zeit fürs Ganslessen: Dann werden in Österreich zirka 90 Prozent der alljährlich im Land verzehrten Gänse konsumiert. Insgesamt werden jährlich rund 500.000 Gänse verspeist. 2014 waren es laut Statistik Austria exakt 2377 Tonnen Gänsefleisch.

Aus heimischer Produktion kommen nur 17 Prozent der Tiere, der Rest nach wie vor aus dem Ausland. Das sorgt nicht nur bei Tierschützern, sondern auch bei immer mehr bewussten Konsumenten für Unbehagen. Denn die in Österreich strengeren Haltungsbedingungen gelten in vielen Ländern nicht. Vielfach werden die Tiere dort in sogenannter Intensiv- oder Frühmast gehalten. Das heißt, sie leben meist in Käfigen mit wenig Bewegung und werden ca. zwölf Wochen lang intensiv gefüttert.

36.000 Weidegänse

Der Österreichische Tierschutzverein rät daher, genau auf die Herkunft zu achten. Biofleisch von Weidegänsen oder Tieren aus Freilandhaltung gebe die größte Sicherheit. In Österreich bemüht sich die Vereinigung "Projekt Weidegans" um eine artgerechtere Aufzucht der Gänse. Die Tiere leben monatelang im Freien, werden mit Gras und Getreide gefüttert und erst nach 28 Wochen geschlachtet. Mit 36.000 Weidegänsen sei heuer der höchste Anteil seit der Gründung 1996 erreicht.

Für viele gilt foie gras (frz. für "fette Leber") als Spezialität. In Österreich und 13 europäischen Ländern ist das gewaltsame Füttern der Tiere mittels Rohr ("Stopfen" – daher auch Stopfleber) verboten. Eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht fehlt aber und die Herkunft bleibt oft unklar. Experten empfehlen: Wenn schon, dann Leber von ungestopften Tieren kaufen.

Martinigans seit 1171

Das Ganslessen selbst geht auf eine lange Tradition zurück. Erstmals wurde die Martinigans im Jahr 1171 urkundlich erwähnt. Das bäuerliche Arbeitsjahr endete damals am 11. November, die Knechte erhielten den Bräuchen zufolge zum Lohn auch eine Gans. Der Bezug zwischen Gans und Heiligen geht bereits auf das 4. Jahrhundert zurück. Martin von Tours versteckte sich in einem Gänsestall, weil er sich der Weihe zum Bischof als nicht würdig fühlte. Die Gänse schnatterten allerdings so laut, dass er entdeckt wurde.

Kommentare